PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
Erquin verbrachte mehr als zwanzig Jahre
hier. Man kann ihn nicht einfach vergessen haben. Kennt man auf
Cryxtant nicht die Hoornschen Gesetze?«
»Wie bitte?« wunderte sich Taylor.
Michael seufzte. »Ach, vergessen Sie es wieder. Erquin Hoorn
hat vor hundert Jahren Richtlinien für die Navigation von
Raumschiffen entworfen. Aber sie waren damals schon so veraltet wie
heute. Es ist ein Hohn, daß ich mich damit befassen muß.«
»Auf Cryxtant weiß man nicht einmal davon, daß
Erquin Hoorn Navigationsgesetze entworfen hat«, meinte Taylor,
immer noch verwundert. »Man kennt ihn nur als Händler. Als
solcher hat er eine gewisse Berühmtheit erlangt.«
»Und dennoch haben Sie nichts über ihn erfahren?«
»Doch, doch - einiges schon«, versicherte Taylor.
»Aber die meisten Unterlagen über die Gründerzeit
Cryxtants gingen verloren. Das ist auf die unglaublich schnelle
Entwicklung der letzten zehn Jahre zurückzuführen, der
Verwaltungsapparat konnte damit nicht Schritt halten. Die Namen der
großen Familien aus den Pioniertagen sind zumeist nur noch in
der Erinnerung einiger sentimentaler Hundertjähriger erhalten.«
Michael winkte ab. »Sagen Sie mir also, was Sie
herausgefunden haben.«
Clint Taylor konnte ihm tatsächlich nicht viel berichten.
Ließ man die Ausschmückungen beiseite, die Taylor
hinzufügte, um den Anschein zu geben, daß er sich sein
Geld verdient hatte, dann blieb nur folgendes mageres Gerippe übrig:
Erquin Hoorn wurde im Jahre 2301 als Sohn der ältesten
Pionierfamilie auf Cryxtant geboren. Mit zweiundzwanzig wanderte er
aus und kehrte zehn Jahre später als Händler zurück.
Er unterhielt ungefähr fünf Jahre Handelsbeziehungen zu
Cryxtant und verhalf seiner Heimat dadurch zu einem bescheidenen
Wohlstand. Er schien ein guter Geschäftsmann gewesen zu sein,
doch wurde ihm die Freude am Händlerdasein durch die Springer
genommen. Er verlor durch sie zwei Schiffe und einige Mitglieder
seiner Familie.
Das verbitterte ihn so, daß er sich aus dem Geschäftsleben
zurückzog. Als
daraufhin Cryxtant einen Handelsvertrag mit den Springern einging,
warb er einige der alteingesessenen Familien ab und flog mit ihnen zu
einer neuentdeckten Siedlerwelt.
»Und seit damals hat man von Erquin Hoorn nichts mehr
gehört?« erkundigte sich Michael.
Taylor schüttelte den Kopf. »Solange Erquin lebte,
setzte kein Hoorn und keiner aus den den Hoorns angeschlossenen
Familien seinen Fuß auf Cryxtant. Erst nachdem er gestorben
war, entsannen sich die Hoorns ihrer Heimat und kamen her, um ihre
Tauschgeschäfte abzuwickeln. Dieser Brauch hat sich bis zum
heutigen Tag erhalten.«
Michael betrachtete sein Gegenüber zweifelnd. »Sie
meinen, daß Erquins Nachkommen auch heute noch nach Cryxtant
kommen?«
Taylor, der seinen ganzen Bericht auf diesen Überraschungseffekt
aufgebaut hat, war sich seiner Wirkung vollauf bewußt.
»Jawohl«, bestätigte er.
»Ich vermute, man weiß demnach, auf welcher Welt
Erquins Nachfahren leben.«
»Das gerade nicht, denn es gibt auf Cryxtant kaum jemanden,
der sich dafür noch interessiert. Aber« - Taylor machte
eine Kunstpause - »Sie können mit Ihrem Anliegen direkt an
die Hoorns herantreten. Der Clan ist gestern mit einem Schiff auf
Cryxtant gelandet.«
***
Der gesamte Verkehr von Cryx-City spielte sich auf und unter der
Oberfläche ab, denn der Luftraum gehörte voll und ganz den
Raumschiffen der Händler und den Gleitern der Exekutive. Der
Personenverkehr verteilte sich auf zehn Ebenen, und obwohl es eine
Vielzahl von Beförderungsmitteln und ein gigantisches
Straßennetz gab, herrschte ein unbeschreibliches Verkehrschaos.
Daß es in den Straßen und Tunnels noch nicht zu einem
totalen Zusammenbruch der Personenbeförderung gekommen war,
gehörte zu den Wundern, für die es keine Erklärung
gab. Obwohl die Stadtväter ständig bemüht waren, der
Verkehrsmisere beizukommen, hatten sie bisher noch kein probates
Mittel gefunden.
Während Michael mit Taylor in dessen Fahrzeug nach Cryx-Port
hinausfuhr, wurde er Zeuge unbeschreiblicher Szenen. Abgesehen davon,
daß sie nur recht zögernd vorankamen, konnte man diese Art
der Fortbewegung wohl nicht »fahren« nennen. Taylors
Vehikel besaß nämlich drei Antriebsarten, von denen er
abwechselnd Gebrauch machte: es konnte auf Prallfeldern dahingleiten,
konnte durch besonderen Einsatz eben dieser Prallfelder einfach über
Hindernisse hinwegsetzen und war zuletzt durch spezielle Anwendung
des Luftkissenprinzips dazu in
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