PR TB 118 Planet Der Kidnapper
der Hütte vorbei, machte
einen riesigen Bogen und kehrte schnaufend zurück. Ehe sich
Rotkel dagegen wehren konnte, machte er mit Gesines Zunge nähere
Bekanntschaft.
Die beiden Piloten luden das Gepäck aus, überzeugten
sich davon, daß Gesine während des Fluges sauber geblieben
war, verabschiedeten sich und flogen wieder davon.
Ihrer Meinung nach ließen sie einen Verrückten zurück,
aber das ging sie nichts an. Außerdem hatte Rotkel das
Trinkgeld vergessen.
Rotkel schloß die Hütte auf und überzeugte sich
davon, daß alles so war, wie er es im Prospekt gelesen hatte.
Zwei Räume und ein Stall -ausgezeichnet! Natürlich Wasser
und eine Heizung, obwohl es hier auch nachts nicht kalt wurde.
»Erholung!« rief Rotkel begeistert aus, als er wieder
ins Freie trat, um nach Gesine zu sehen. Das Tier lag im hohen Gras
und fraß. »Wir werden herrliche Tage erleben, glaube
mir!«
Er wußte noch nicht, daß man Weihnachten lieber nicht
vor Silvester loben soll.
»Muh!« machte Gesine und fraß weiter.
Der Rest des Tages verlief in herrlicher Harmonie, auch die erste
Nacht, und dann war Weihnachten. Wie versprochen entzündete
Rotkel ein Feuer vor der Hütte, überreichte seinem Liebling
einen Sack mit Gospelknospen, Gesines Leib- und Magenfutter,
genehmigte sich selbst eine Flasche Wein und war mit sich und der
Welt restlos zufrieden.
Diese Zufriedenheit verflog jäh, als er am nächsten Tag
von einem längeren Spaziergang zurückkehrte und feststellen
mußte, daß er unerwarteten Besuch erhalten hatte.
Auf der Bank vor der Hütte saßen zwei Männer und
sahen ihm interessiert entgegen.
Das allein wäre noch nicht so furchtbar gewesen, wenn es
Rotkel auch nicht klar war, woher die beiden gekommen waren.
Schlimm war nur, daß die beiden Männer zwei
Strahlwaffen in ihren Händen hielten, deren Mündungen genau
auf seinen dicken Bauch gerichtet waren.
»Fröhliche Weihnachten«, sagte der eine der
beiden Männer.
Das »Paradies der Freien« war etwa siebenhundert
Lichtjahre von Tahun entfernt und lag abseits der gebräuchlichen
Raumfahrtrouten. Es handelte sich um den vierten Planeten einer
gelben Doppelsonne, die von insgesamt sieben Trabanten umlaufen
wurde. Das Klima auf dieser Welt war günstig, die Atmosphäre
atembar und die Oberfläche reizvoll und fruchtbar. Kein Wunder
also, daß terranische Pioniere ihn besiedelt hatten und ihn als
ihre neue Heimat betrachteten.
Nur hatte die Geschichte einen Haken: Die Inbesitznahme des
Planeten war illegal und ohne offizielle Genehmigung der Solaren
Regierung erfolgt. Das »Paradies der Freien« war vom
ersten Tag an unabhängig von der Zentralregierung auf Terra, und
niemand kannte die Position des rebellischen Sonnensystems. Rhodan
selbst hatte auf Nachforschungen verzichtet, weil die Kolonie relativ
unwichtig schien und ihre Bewohner auch keine Schwierigkeiten
machten.
Etwa hunderttausend Menschen lebten auf dem vierten Planeten der
Sonne Double. Die Hauptsiedlung lag am bewaldeten Ufer einer
malerischen Bucht des größten Ozeans, in die ein kleiner
Fluß mündete. Hier standen die wenigen Verwaltungsgebäude,
Geschäftshäuser - und das einzige Krankenhaus. Ringsum, in
blumenreiche Parkanlagen eingebettet, duckten sich die Bungalows der
wohlhabenden Bürger und Kaufleute, der Händler und
Handwerker, und natürlich der Beamten. So betrachtet gab es im
»Paradies der Freien« eigentlich nur wohlhabende
Menschen, denn es ging niemandem schlecht, der zum Weiterbestehen der
unabhängigen Kolonie beitrug.
Die Geschichte der Kolonie war noch jung. Eines Tages war ein
gigantischer Transporter hier gelandet, um einen Schaden am Triebwerk
zu reparieren. Die restliche Flotte war weitergeflogen, der Kontakt
ging verloren. Der Schaden war auch bald behoben, aber niemand dachte
daran, das so zufällig entdeckte Paradies freiwillig wieder zu
verlassen. Es gab zwar eine vielfältige Tierwelt, aber keine
intelligenten Eingeborenen, die einen Anspruch auf ihre Welt hätten
geltend machen können. Auch die Explorerflotte des Imperiums war
noch nicht hier gewesen, um den bewohnbaren Planeten für Terra
in Besitz zu nehmen.
Also blieben die Kolonisten, setzten eine selbstgewählte
Verwaltung ein und warteten ab.
Das alles geschah vor mehr als dreihundert Jahren.
Inzwischen wuchs die Bevölkerung, die Kolonie dehnte sich
aus. Viele der Siedler zogen es vor, weitab von der Siedlung in der
unberührten Wildnis zu leben, die ihnen alles bot, was sie für
ihre Existenz
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