PR TB 126 Brennpunkt Wega
Richter
stand vor einem Sterbenden.
„Ich überbringe die Wünsche zur baldigen Genesung
Eurer Majestät von der Regierung des Solaren Imperiums”,
erklärte der Besucher.
Das eingefallene Gesicht zeigte ein schwaches Lächeln.
„Perry Rhodan hat mehr Grips im Kopf, als mir baldige
Genesung zu wünschen”, antwortete er in keineswegs
majestätischer Ausdrucksweise. „Er weiß, daß
ich den nächsten Monat nicht mehr erleben werde, und macht sich
Sorgen um die Zukunft von FërroL Ist es nicht so?'
Mark Richter war überrascht. Der Thort mochte körperlich
ein kranker Mann sein, aber geistig war er auf der Höhe wie eh
und je.
„Von Zeit zu Zëit hat der Großadministiator
tatsächlich solche Sorgen, Majestät”, gab er zu
„Sagen Sie ihm, er soll sich den Kopf nicht unnötig
zerbrechen”, trug der Thort ihm auf. „Er hat einen
tüchtigen Mann nach Fenol geschickt, um die Dinge im Auge zu
behalten. Mehr ist nicht vonnöten. Die göttliche Vorsehung
wird schließlich alles zum Besten lenken!”
Er schloß die Augen. Mark Richter fühlte sich
verabschiedet und verneigte sich ein zweites Mal. Vorsichtig, um
möglichst wenig Geräusch zu verursachen, stieg er die
Treppe hinab. Erwar im Begriff, durch das Portal zu schreiten, als
ihn die Stimme des Thort erreichte.
„Du magst die Vorsehung für Humbug halten, mein Sohn.
Tu es nicht, solange du nicht mit eigenen Augen gesehen hast! Und
jetzt - geh in Frieden.”
Bis zu seiner Verabredung blieb ihm noch Zeit. Mark Richter nützte
sie nach Kräften. Er erwarb einige Gerätschaften, die er im
Zusammenhang mit seinem Vorhaben, den Gegner unbemerkt auszuhorchen,
brauchen würde. Er ging dabei von der Annahme aus, daß der
Gegner nämlich die Partei der Egalisten - sich dann und wann des
Radiokom-Netzes bedienen müsse, um wichtige Nachrichten ohne
Zeitverlust an weiter entfernte Parteizellen gelangen zu lassen. Das
ferronische Radiokom-Netz war ein eigenartiges Ding. Da der Ferrone
für Radiokorne nur geringen Bedarf hatte, war über Ferrol
der Äther nicht annähernd so dicht mit Funk- und
Funkbildsendungen vollgepackt wie über der Erde oder anderen
dichtbesiedelten Welten des Imperiums. Die Ferronen hatten demzufolge
keine Mühe mit den andernorts allzeit überfüllten
Frequenzbändern und verstanden es, aus diesem Umstand einen
finanziellen Vorteil zu schlagen, indem sie ihre terranischen Berater
dazu überredeten, ein wesentlich einfacheres als das auf anderen
Planeten übliche Radiokom-Netz zu installieren. Der ferronische
Radiokom-Empfänger arbeitete mit einer konstanten Frequenz und
einer Bandbreite von 4000 Hertz für bildlose und 5 Megahertz für
bildbegleitete Übertragung. Das Gerät wurde dadurch so
simpel und unkompliziert wie ein Radio- beziehungsweise
Fernsehempfänger des zweiten Jahrtausends und kostete
dementsprechend wenig. Der Sender allerdings, der ebenfalls zur
Radiokom-Anlage gehörte, arbeitete mit veriablen Frequenzen und
unterschied sich nur durch einen wesentlich geringeren Grad der
Automation von seinem irdischen Gegenstück.
Dem technisch Interessierten bot dieses System unzählige
Möglichkeiten zum Unfugtreiben. Wer immer es verstand, sich
einen frequenz-variablen Empfänger zu basteln, der konnte alle
in seiner Umgebung geführten Radiokom-Gespräche abhören.
Auf Fënol kam das zwar so gut wie nie vor, weil es an technisch
Interessierten fehlte; aber genau das war es, was Mark Richter im
Sinn hatte.
Natürlich hatte er keine Zeit, den ganzen Tag über am
Empfänger zu sitzen, nur in der vagen Hoffnung, daß er
irgendwann einmal etwas zu hören bekommen würde, was mit
den Aktivitäten des Gegners zusammenhing. Deswegen hatte er sich
einen Anteil an einem Großrechner
gemietet. Der Rechner würde unmittelbar an den variablen
Empfänger gekoppelt werden und dessen Frequenz in regelmäßigen
Abständen variieren, so daß, einer nach dem anderen,
sämtliche Radiokom-Kanäle abgehört wurden. Die
Programmierung der Rechnerpartition befähigte das Gerät,
zwischen wichtigen und unwichtigen Botschaften zu unterscheiden. Dazu
hatte Mark Richter noch vor seiner Abreise von Tenania-City eine
Liste von Kodebegriffen aufgestellt, die eine Radiokom-Botschaft als
wichtig oder unwichtig einstuften, je nachdem, ob sie in ihr
enthalten waren oder nicht. Das Zusammentreffen der Begriffe „Partei
und „Carsual” in einer Radiokom-Meldung würde zum
Beispiel bedeuten, daß es sich um eine äußerst
wichtige Meldung handelte, die
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