PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
Zynismus ist, wiewohl begründet, fehl am Platze.
Also: Terrania wird die Strangelove-Ballung aufnehmen. Falls es
überhaupt zu einer Neuwahl kommt. Denn die ZGU hat schon längst
gemerkt, woher der Wind weht, und beabsichtigt, der Entwicklung
zuvorzukommen. Die ZGU ist natürlich am allerwenigsten dar an
interessiert, daß das Imperium auf Strangelove Fuß faßt.
Sie betrachtet die
Entwicklung als potentiell gefährlich und will dagegen
einschreiten. Die gegenwärtige Regierung ist der ZGU
wohlgesinnt. Sie versprich sich von einem autoritären Oberherrn
mehr als von einem freiheitlich gesinnten. Aber sie kann es sich
nicht leisten, die ZGU offiziell um Aufnahme zu bitten, weil sie
sonst von der Bevölkerung gesteinigt würde. Also ha die ZGU
sich entschlossen, auf eigene Faust zu handeln Sie wird, kurz vor den
Neuwahlen, über die Ballung herfallen und die fünf
Siedlerwelten besetzen. Von der Regierung der Ballung wird diesem
Vorgang mit wohlwollendem Nichtstun begegnet, wie der Fachausdruck
heißt. Und dann haben wir das fait accompli. Die
Zentralgalaktiker sitzen auf Strangelove, und wir haben das
Nachsehen.“
Mark Richter analysierte die Lage von allen Seiter und kam
mißmutig zu dem Schluß, daß es keine Ausrede mehr
gebe. Er war gefangen.
Der Plan, den die Spitzen der SolAb sich ausgedacht hatten, klang
bei erstem Hinhören ungeheuerlich. Sinfal, die wichtigste
Rüstungswelt, ein erdgleicher Planet mit dreieinhalb Milliarden
Einwohnern, sollte nach der Informationen der Abwehr gleichzeitig das
Ausfallstor für die Invasion von Strangelove sein. Starke
Flottenverbände wurden auf der Basis V-Stentor zusammengezogen,
um kurz vor dem 28. November 3451 gegen die Ballung loszuschlagen und
die fünf Siedlerwelten zu besetzen. Nach Ansicht der Leitung der
SolAb war dies ein typischer Fall für den Einsatz eines
Einzelgängers, eines genialen Saboteurs. Seine Aufgabe bestand
darin, die Vorbereitungen der ZGU für die Invasion derart zu
verzögern, daß der geplante Schlag vor dem 28. November
nicht ausgeführt werden konnte.
Nur ein Mann kam für dieses Unternehmen in Frage: Mark
Richter.
Am 28. Oktober 3451 war er, nach achtmaligem Umsteigen und
schließlich mit einem Kurzflug aus dem Innern der
Zentralgalaktischen Union kommend, auf Sinfal gelandet. Sein Name
lautete jetzt Gengnar Soik. Auf diesen und ein paar anderen Namen
lauteten die Ausweise, die er bei sich trug und unter denen sich
einige befanden, die ihn als Mitglied der örtlichen
Polizeibehörde von Zebulon kennzeichneten. Er verfügte über
nahezu unbegrenzte Geldmittel In zentralgalaktischer Währung und
über einen Behälter mit Mikrogeräten teils
siganesischer Fertigung. Außerdem kannte er sich auf Sinfal
infolge eines eingehenden Hypnotrainings ziemlich gut aus. Vor allen
Dingen wußte er, daß ein unscheinbares Männchen
namens Stephor Ginsk, Leiter der örtlichen Sektion der Inneren
Abwehr - des Gegenstücks der Solaren Abwehr -, sein
gefährlichster Gegenspieler sein würde.
Mit diesen Kenntnissen ausgerüstet, machte er sich an die
Arbeit, Er hatte seine Geldmittel auf mehr als ein Dutzend
elektronische Konten verteilt, um durch seinen Reichtum kein
unliebsames Aufsehen zu erregen, und sich in einem der billigeren
Hotels eingemietet, wo er vorgab, ein arbeitsuchender
Systemanalytiker zu sein.
Zweieinhalb Wochen hatte er gebraucht, um sein Vorhaben gründlich
vorzubereiten. Er wußte, daß er auf die Dauer nicht
unerkannt arbeiten konnte. Deshalb zielte sein Plan mit darauf ab,
rechtzeitig einen Pseudoverdächtigen zu schaffen, auf den die
Ordnungsorgane ihre Aufmerksamkeit konzentrieren mochten. In je
stärkerem Maße sie das taten, desto sicherer war er.
Heute, am 15. November 3451 allgemeiner Zeitrechnung, war der Mann
von der Erde zum ersten Mal bereit zuzuschlagen.
Um sieben Uhr an diesem Morgen vollzog sich die Ankunft des Hohen
Kalfaktors Lador von Sölling, eines Mitglieds des
Einundzwanziger-Gremiums der Kalfaktoren, die die Zentral-Galaktische
Union absolut regierten. Auf Sinfal, wo der Tag einunddreißig
Stunden hatte, herrschte auf dem Raumhafen Zebulon um diese Zeit noch
das Dunkel der Nacht. Das jedoch störte die Behörden nicht.
Zur Ehrung des hohen Besuchs war das riesige Landefeld taghell
erleuchtet.
Der Empfang wurde mit dem üblichen Pomp abgewickelt. Der Hohe
Kalfaktor, in eine purpurne Robe gekleidet, begrüßte einen
nach dem andern die Würdenträger des Militärs, der
Regierung, der Stadtverwaltung und des
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