PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
begleitet, verließ er
die riesige Halle und begab sich zu der Reihe der wartenden
Fahrzeuge, die vor dem Palast aufgefahren waren. Militärs
salutierten, Zivilisten schüttelten einander die Hände oder
begrüßten sich mit Umarmungen. All das sah Gengnar Soik
auf dem Bildempfänger, der in seinen Gleiter einebaut war.
Und noch etwas anderes sah er. Im Rückspiegel entdeckte er
den Reflex eines kleinen Jungen, der schlenkernden Schrittes die
etwas abschüssige Straße herabkam. Da es keinen Verkehr
gab, ging er mitten auf der Fahrbahn. Er bemerkte den schnittigen
Gleiter, der unter der Platane stand, und hielt auf ihn zu. Gengnar
Soik dachte ein paar häßliche Dinge über die
Neugierde von Kindern im allgemeinen und dieses Jungen im besonderen.
Er schaltete den Bildempfänger ab, rutschte tiefer in den Sessel
hinein und stellte sich schlafend. Dabei hatte er sich allerdings in
der Hartnäckigkeit des jungen Sinfalers getäuscht.
Plötzlich pochte es neben ihm an den aus Glassit gefertigten
Teil des Luks. Er öffnete schläfrig die Augen und winkte
dem Jungen weiterzugehen. Der jedoch meinte es ernst.
Soik ließ das Fenster herabfahren.
„Ist das dein Wagen?“ fragte der Junge.
Er war schmächtig und hatte große, intelligente Augen.
„Nein, er gehört meinem Freund“, antwortete der
Terraner, um sich möglichst uninteressant zu machen. „Große
Klasse!-‘ staunte der Junge „Er macht he stimmt tausend,
wie?“
„Ach wo, höchstens siebenhundert“
Der Junge schien ihm nicht zu glauben.
„Wie heißt du?“ wollte er wissen.
„Stivik Aron“, log Gengnar Soik alias Mark Richter.
„Und du?“
„Jodu.“
„Weißt du was, Jodu? Ich muß jetzt losfahren,
und du gehst am besten nach Hause. Was meinst du?“
Der Junge machte ein mißmutiges Gesicht.
„Ich mag nicht nach Hause“, quengelte er. „Niemand
da, ich bin ganz alleine.“
„Das ist dein Pech“, knurrte Mark Richter, ließ
das Fenster hoch und startete den Gleiter.
Jodu wich zurück. Der Terraner sah ihn noch immer an
derselben Stelle stehen, als er um die nächste Ecke bog. Es
waren unbeabsichtigte, unvorhersehbare Begegnungen wie diese, die ihn
in Gefahr brachten. Er hatte sich diesen Platz aus zwei Gründen
ausgesucht: Erstens, weil er von hier aus die Straße beobachten
konnte, über die die Kavalkade fuhr, und zweitens, weil er
sicher war, daß in dieser Gegend die Straßen leer sein
würden, weil die Anwohner alle zum Empfang geladen waren. Seine
Rechnung war beinahe aufgegangen - bis auf Jodu.
Er schaltete den Bildempfänger wieder ein. Die Kavalkade war
abgefahren und befand sich auf dem Weg nach V-Stentor. Die Kameras
folgten ihr nicht, sondern konzentrierten sich auf die festlich
gekleidete
Menge auf dem Platz vor dem Regierungspaiast Die Übertragung
vom Besuch des Hohen Kalfaktors würde erst fortgesetzt werden,
wenn Lador von Sölling hierher zurückkehrte Die Fahrt zum
Stützpunkt wurde nicht gezeigt, und innerhalb der Grenzen der
Basis durften aus Geheimhaltungsgründen ohnehin keine Aufnahmen
gemacht werden.
Langsam kurvte Richter wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück.
Er hatte Glück. Als die Platane vor ihm auftauchte, war Jodu
nicht mehr zu sehen. Es war auch höchste Zeit. Unten auf der
Straße - dort, wo sie hinter dem Hügel der westlichen
Vorstadt zum Vorschein kam wurden die ersten Fahrzeuge sichtbar.
Seitdem vor wenigen Minuten Mark Richter dem Rechner der
Hauptkontrolle weisgemacht hatte, das Fahrzeug 10A86F44EC
beabsichtige zum Osttor des Stützpunkts zu fahren, hatte die
Hauptkontrolle vergeblich auf ein Lebenszeichen des avisierten
Gleiters gewartet.
Jetzt sollte sie von ihm hören. Nicht nur einmal, das hätte
keine besondere Wirkung gehabt. Dreiundvierzigmal, und zwar innerhalb
derselben Sekunde.
Mark Richter grinste in fröhlicher Erwartung des
Durcheinanders, das dreiundvierzig nahezu gleichzeitig eintreffende
Signale in den Denkvorgängen des Hauptkontrollrechners anrichten
würden. Dann zog er den komplizierten Kasten von neuem zu sich
heran und drückte eine rote Taste.
Vorneweg fuhr Polko Varesch mit einer Staffel von drei
fahnengeschmückten Gleitern. Dann kam eine Reihe Polizei auf
Hochleistungs-Einmannfahrzeugen. Hinter der Polizei fuhr Stephor
Ginsk in einer Staatskarosse. Hinter ihm kamen in einem großmächtigen
Fahrzeug der Vorsitzende des Ältestenrates und der Hohe
Kalfaktor. Dahinter schlossen sich, in drei Reihen nebeneinander
fahrend, weitere Wagen mit anderen Würdenträgern
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