PR TB 137 Am Rand Des Universums
selbst
als Mittelpunkt des Universums betrachteten. Wir irrig diese Ansicht
war, wußte niemand besser als er.
Insgesamt übersprang er sieben Galaxien, ehe er die Gasse
erreichte. Sie überwand er in zehn Etappen, weil er
Orientierungspausen einlegte und sich das Computerbild ins Gedächtnis
zurückrief. Am Ende der Gasse hatte er die Hälfte der
gesamten Strecke zurückgelegt, ohne die Richtung verloren zu
haben. In direkter Linie gesehen, lagen nun zwischen ihm und der
heimatlichen Milchstraße noch siebzehn fremde Galaxien. Wenn er
sie überwunden hatte, mußten der Andromedanebel und
unmittelbar dahinter die Milchstraße vor ihr liegen. Nachjeder
Etappe mußte er sich neu orientieren, die Pausen wurdenjedesmal
länger. Die Galaxien standen nun dichter zusammen. Ein einziger
Fehlsprung würde genügen, ihn die Übersicht verlieren
zu lassen. Das durfte aufkeinen Fall geschehen.
Da er die Milchstraßen nur an ihrem Rand passierte,
begegnete er keinem einzigen Lebewesen. Nur einmal, etwa
fünfMillionen Lichtjahre vor Andromeda, entdeckte er ein
Raumschiff. Es besaß die Form einer Pyramide und kam ihm mit
etwa zehnfacher Lichtgeschwindigkeit entgegen. Er war neugierig, und
ohne Schwierigkeit durchdrang er den schwachen Energieschirm und die
metallene Hülle. Obwohl der Antrieb tadellos zu funktionieren
schien, fand er niemanden an Bord vor. Das Licht brannte, die
Klimaanlage arbeitete, und es war sogar eine Atmosphäre
vorhanden, aber das Schiff war leer. Die Mannschaft mußte es
verlassen haben. Er fand auch keinen Anhaltspunkt, wie lange das
herrenlose Schiffbereits unterwegs war. Er konnte nur vermuten, daß
es zur nächstgelegenen Galaxis gehörte und sich auf dem
Heimflug befand. Dabei mußte etwas geschehen sein, was die
Besatzung veranlaßte, das Schiff aufzugeben.
Ellert hätte gerne erfahren, was passiert war, aber da er
keinen Körper besaß, der seinen Befehlen gehorchte, konnte
er auch den Logbuch-Aufzeichner nicht bedienen. Als energetisches
Wesen konnte er Materie zwar durchdringen, aber er konnte sie nicht
bewegen. Er verließ das Schiff und sah ihm nach, bis es im
Sternengewimmel der Galaxis verschwand, die er eben erst passiert
hatte.
Er wandte sich seinem nächsten Ziel zu.
Als er Andromeda erreichte und von ihrem Rand aus in einer
Entfernung von anderthalb Millionen Lichtjahren die vertrauten
Umrisse seiner Milchstraße erkannte, pausierte er abermals. Es
war ein eigenartiges Gefühl, das ihn plötzlich überkam.
Wie lange war er auf der Suche nach ihr gewesen, und nun hatte er sie
gefunden. Sie glich einer weißlich schimmernden Linse, die ein
wenig schräg im Nichts stand. Einhundert Milliarden Sonnen bot
sie eine Heimat, und um eine dieser Sonnen kreiste die Erde.
Er konnte ein Ziel in Sekundenschnelle erreichen, auch wenn es
viele Millionen Lichtjahre entfernt war, aber er mußte es
optisch wahrnehmen. Es nützte ihm also nichts, wenn er an die
Erde dachte und sich wünschte, dort zu sein. Er mußte die
ganze Milchstraße nach ihr absuchen, und er wußte nicht,
wieviel Zeit wiederum vergehen würde, bis er sie endlich fand.
Doch was war das alles gegen seine Odyssee, die ihn bis zum Rand des
Universums und zurück gebracht hatte? Er würde die Erde
finden, und wenn erjeden Stern der Milchstraße einzeln
aufsuchen müßte.
Als er - diesmal bewußt - langsam näher kam, konnte er
die einzelnen Spiralarme unterscheiden. Sofort erkannte erjenen
schlangenförmigen wieder, in dem das Solsystem
beheimatet war. Damit schrumpfte die Zahl der Sterne, die in
Betracht kamen, auf knapp eine Milliarde zusammen. Doch in der
gleichen Situation war er schon einmal gewesen, und er hatte die
Sonne gefunden. Es würde ihm auch diesmal gelingen.
Es muß noch viel Menschliches in mir sein, dachte er,
während er in den Spiralarm eindrang. Ich bin unsterblich, und
das ganze Universum gehört mir, von einem Ende bis zum anderen,
und trotzdem sehne ich mich danach, einen kleinen und unbedeutenden
Planeten wiederzusehen. Doch vielleicht ist es gar nicht dieser
Planet, sondern nur seine Bewohner, deren Nähe ich suche.
Aber wenn er zu ihnen sprechen wollte, und wenn er Antwort
bekommen wollte, mußte er einen von ihnen übernehmen und
sein Bewußtsein versklaven. Er war sich nicht so sicher, ob er
es tun würde.
Schon beim dritten Versuch entdeckte er einen Stern, den er seiner
besonderen Merkmale wegen von früher her noch in Erinnerung
hatte. Jetzt wußte er, daß Sol nur noch achthundert
Lichtjahre von
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