PR TB 140 Die Monddiebe
wir können den Verdacht fallenlassen. Wir
haben es mit einem Naturphänomen zu tun.«
Saphira Codalska leerte ihr Glas.
»Sie haben mich beruhigt, Vymur«, sagte sie. »Vielen
Dank. Ich würde mich freuen, wenn wir uns bald einmal
wiedersehen könnten.«
Vymur Alsaya erhob sich, denn die Aufforderung war klar genug
gewesen, als daß er sie hätte überhören können.
»Ich habe zu danken, Saphira«, sagte er. »Wenn
Sie mich wiedersehen wollen, genügt ein Anruf über die
Interkomzentrale. Viel Glück!«
»Viel Glück, Vymur!«
Als Vymur Alsaya in die Hauptzentrale zurückkehrte, entdeckte
er auf
einigen Gesichtern Resignation.
Der Kapitän sprach mit einem älteren Mann, der etwa
dreiundsiebzig Jahre alt sein mochte und fast so groß wie Vymur
war.
»Hallo!« rief Everett Broda, als er Vymur erblickte.
»Haben Sie die Dame beruhigen können, Mr. Alsaya?«
»Alles in Ordnung, Kapitän«, antwortete Vymur.
»Die Dame brauchte nur ein wenig menschliche Gesellschaft.«
Er blickte den Gesprächspartner Brodas fragend an.
Der Kapitän bemerkte es und erklärte:
»Darf ich vorstellen: Captain Dr. Vymur Alsaya - Dr. Oklos
Shuban. Es ist ein glücklicher Zufall, daß unter unseren
Passagieren ausgerechnet ein Spezialist für Hyperfeldgeometrie
ist.«
Vymur drückte Shubans Hand, die ihm gereicht wurde, dann
sagte er:
»Ihr Name kommt mir irgendwie bekannt vor, Dr. Shuban. Haben
Sie einmal für das Explorerkommando gearbeitet?«
Oklos Shuban lächelte. Sein Gesicht wirkte sympathisch. Nur
die Augen hatten etwas Unstetes, Ruheloses.
»Ich habe zwar nicht für das Explorerkommando, wohl
aber für das Geheime Experimentalkommando der Solaren Abwehr
gearbeitet, Dr. Alsaya - oder soll ich lieber Captain sagen?«
»Das ist vorbei«, wehrte Vymur ab. »Für das
Experimentalkommando also. Dann müssen Sie wirklich eine Größe
auf Ihrem Spezialgebiet sein, Dr. Shuban. Haben Sie eine Antwort auf
unser derzeitiges Hauptproblem gefunden?«
»So schnell geht das nicht«, antwortete Shuban. »Ich
kann allerdings schon jetzt sagen, daß es sich um ein
natürliches Phänomen handelt. Es trat bisher nur einmal
auf, und es wurde von der Solaren Abwehr geheimgehalten, weil
Veröffentlichungen darüber die Wirtschaftsstruktur des
Imperiums indirekt geschädigt hätten.
Ich habe das Spektrum der näheren Sterne genau gemessen und
festgestellt, daß es sich auf eine Weise verändert hat,
die charakteristisch für die Auswirkung der sogenannten
Henderson-Strahlung ist. Die Henderson-Strahlung wiederum ist nicht
Ursache, sondern Wirkung beziehungsweise Nebeneffekt einer
Blockierung des Linearraums. Dieses Phänomen wurde erstmalig von
dem natürlichen Immunen Professor Shekar Henderson während
der Schwarmperiode angemessen.«
»War der Schwarm dafür verantwortlich?« fragte
Vymur.
»Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht«,
antwortete Shuban bereitwillig. »Die Henderson-Strahlung wurde
von einer Raumaußenstation angemessen, die sich nicht im
Durchzugsgebiet des Schwarms befand. Aber natürlich läßt
sich nicht gänzlich ausschließen, daß der Schwarm
direkt oder indirekt damit zu tun hatte.«
»Und wie lange hielt das von Henderson beobachtete Phänomen
an?« erkundigte sich Vymur weiter.
»Rund dreieinhalb Jahre«, warf der Kapitän ein
und zog ein Gesicht, als hätte er plötzlich Zahnschmerzen.
»So lange muß es in unserem Fall nicht anhalten,
Kapitän«, sagte Oklos Shuban. »Ich kenne nur diesen
einen Fall, und das ist zu wenig, um behaupten zu können, daß
jeder Henderson-Effekt gleich lange anhält. Es muß sich
dabei um einen Interstrukturdefekt handeln, der spontan von
unbekannten Ursachen ausgelöst wird und ebenso spontan wieder
verschwindet.«
»Auf jeden Fall muß ich damit rechnen, daß uns
kein anderes Raumschiff zu Hilfe kommen kann, da in einem Raumsektor
von unbekannter Größe jeder Linearflug unmöglich
ist«, erklärte Everett Broda. »Ich habe einen Notruf
ausgestrahlt. Er wird ständig wiederholt und enthält auch
einen Hinweis auf den Henderson-Effekt. Unabhängig davon aber
habe ich die Pflicht, einen Platz auszusuchen, an dem meine
Passagiere überleben können.«
»Gibt es einen solchen Platz in erreichbarer Nähe?«
fragte Vymur Alsaya.
Der Kapitän nickte.
»Der zweite Planet der Sonne Bardoi«, antwortete er.
»Er ist nur zwei Lichtmonate entfernt. Zwar kann auf seiner
Oberfläche kein Mensch ungeschützt leben, aber es gibt
genügend biologisches Grundmaterial, das sich durch
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