PR TB 154 Der Zukunftsseher
uns
notwendigen Arbeit beginnen können." „So etwas
Ähnliches habe ich mir gedacht", sagte der HS. „Deshalb
finde ich es ungewöhnlich, daß die NOVA in der Wüste
gelandet ist. Sie muß dort etwas entdeckt haben, was sie von
ihrer eigentlichen Arbeit abgelenkt hat. Wenn Sie nichts dagegen
haben, Tiff, werden Blue und ich einen Abstecher in die Wüste
machen. Wo ist übrigens Simo San?"
„Er ist auf dem Weg hierher, und ich möchte, daß
er bei der Korvette bleibt. Nehmen Sie sich einen Kampfgleiter, und
starten Sie. Viel Zeit haben Sie nicht mehr. Die Reparaturarbeiten an
Bord sind fast abgeschlossen. Ich hoffe, daß wir in drei oder
vier Tagen starten können."
Der Maruner erhob sich.
„Dann wollen wir keine Zeit mehr verlieren."
Zehn Minuten später starteten Frank und Blue in Richtung
Süden. Sie brachten den Gleiter sofort auf große Höhe
und beschleunigten voll. Kein Vogel war in der Lage, ihnen zu folgen.
„Was werden die Tempteter tun?" fragte Blue, als die
ersten Anzeichen der beginnenden
Wüste sichtbar wurden. „Werden sie gegen uns kämpfen?
Das wäre doch sinnlos. Sie wollen doch bestimmt noch mehr
Maschinen und Wissen von uns."
„Ich kann es nicht sagen", antwortete der Maruner
zögernd. „In ihrem ersten Zorn haben sie uns die Vögel
auf den Hals geschickt. Dabei bin ich mir noch gar nicht einmal
darüber klar, ob das eine bewußte oder unbewußte
Reaktion war. Bald werden sie erkennen, daß sie auf diese Weise
nichts erreichen. Was dann kommt, weiß ich nicht."
Der Gleiter erreichte die Wüste. Pamo senkte ihn bis auf
zweihundert Meter ab und ließ ihn treiben. Die Ortungsgeräte
arbeiteten. Doch es verstrichen fast vier Stunden, bis die ersten
Reaktionen erfolgten. Zu dieser Zeit hatte der Maruner schon fast die
gesamten Wüstenzonen von Temptet abgeflogen.
„Da ist etwas", rief Blue. Er deutete nach Westen, wo
die Sonne wie ein riesiger, roter Ball dicht über dem Horizont
stand. Aus der Wüste erhoben sich schroffe Felsen bis in eine
Höhe von etwa eintausend Metern. Sie ragten wie Messer empor,
die man mit dem Griff zuerst in den Boden gebohrt hat.
Pamo lenkte den Gleiter herum, führte ihn bis an die Berge
heran und beobachtete dabei die Ortungsgeräte. Die Anzeigen
waren eindeutig.
„Hier muß die NOVA gewesen sein", sagte er. „Die
Reststrahlung ist eine klare Spur."
Er landete und stieg aus. Kurz darauf entdeckte er Fußspuren.
Blue fand ein defektes elektronisches Bauteil, das achtlos
weggeworfen worden war, und Frank stieß auf Schmutzbehälter,
die schon fast vom aufgewehten Sand begraben worden waren.
Er bückte sich und ließ etwas von dem grünen Sand
durch seine Finger rieseln.
„Sieh dir das an, wie das glitzert", sagte er erstaunt.
„Es sind Kristalle, wie ich sie noch nie zuvor gesehen
habe."
Blue nahm ebenfalls eine Handvoll auf.
„Vielleicht ist das des Rätsels Lösung",
bemerkte er. „Vielleicht haben die Wissenschaftler der NOVA
irgend etwas an diesen Kristallen entdeckt, was wichtig ist."
Er ging einige Schritte weiter bis zu einem Felseinschnitt.
„Das ist mir vorhin schon aufgefallen", rief er.
„Es sieht aus, als hätte die NOVA das Zeug aufgenommen
und eingeladen."
Frank gähnte.
„Wir lassen uns Zeit bis morgen", sagte er.
„Jetzt kann man ja kaum noch etwas erkennen. Ich schlage
vor, daß wir uns schlafen legen."
Der neue Tag war kaum angebrochen, als Frank Pamo seine
Untersuchungen bereits fortsetzte. Blue schlief noch im Gleiter. Er
hatte nicht gemerkt, daß der Maruner die Kabine verlassen
hatte.
Frank setzte verschiedene Meßinstrumente ein, doch es gelang
ihm nicht, das Geheimnis der Kristalle zu enträtseln, da er
weder Geophysiker noch Physiker war. Die Kristalle wiesen
Eigenschaften auf, die ihm ungewöhnlich erschienen, doch konnte
er daraus keine Folgerungen ziehen.
Als er etwa eine Stunde gearbeitet hatte, kletterte Blue aus dem
Gleiter.
„Nun", fragte er, „was hast du Frühaufsteher
herausgefunden?"
„Praktisch nichts", erwiderte der HS. „Instinktiv
möchte ich sagen, daß die Männer der NOVA die
Kristalle untersucht und mitgenommen haben. Ich weiß jedoch
nicht, warum."
„Instinktiv?" forschte der Biologe. „Wieso das?
Ich denke, du kennst keine Instinkte so wie ich und die anderen
Normalgeborenen."
Frank lächelte.
„Ganz ohne Instinkte wäre ich wohl nicht lebensfähig",
erwiderte er. „Ich bin nicht so von Instinkten abhängig
wie du. Ich kann mich von ihnen befreien, wenn ich will, ohne
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