PR TB 179 Unsterblichkeit X 20
überlegte
sich hastig, in welchemVerhältnis die Eingeborenen zu den Antis
stehen mochten, die Arcomurth beherrschten. „Ich suche einen
Tempel des Hohen Bäalol!"
Der Anführer sah ihn verwundert an.
„Hier gibt es keinen solchen Tempel", sagte er
abwehrend. „Wer hat dir gesagt, daß es auf dem Gebiet der
Than-Kher einen Tempel dieses Gottes gebe?"
Bully deutete nach oben.
„Ich habe es bei der Landung gesehen", erklärte
er. „Aus der Luft."
Horp zog die Brauen zusammen, und seine Männer griffen ihre
Waffen fester.
„Du hast das Land gesehen, wie ein Vogel es sehen kann, wenn
er sich in die Lüfte schwingt?"
„Sicher", verriet Bully. „Als wir mit unserem
Raumschiff zur Landung ansetzten ..."
Weiter kam er nicht. Horp kam blitzschnell auf die Füße
und richtete seinen Speer aufBullys Kehle.
„Das lügst du!" schrie er erregt. Seine Gefährten
hatten ebenfalls nach ihren Waffen gegriffen. „Der Häuptling
wird bestimmen, was mit euch geschehen soll. Vorwärts!"
„Aber...", setzte Bully an.
Er wollte wenigstens das Gepäck retten. Er würde das
Gepäck auf dem Weitermarsch brauchen, vor allem die Waffen. Aber
die Than-kher kümmerten sich nicht um Bullys Protest. Horp
bewegte seinen Speer etwas weiter nach vorn, und die bronzene Spitze
berührte Bullys Kehlkopfknorpel. Gegen diese Aufforderung gab es
keinen Widerspruch. Bully stand langsam auf. Die Speere der Than-kher
besaßen unterarmlange Spitzen, und die Kanten der Speerblätter
waren scharfgeschliffen. Mit diesen Speeren konnte man werfen, aber
ebensogut auch stechen und zuschlagen.
Wie Schlachtvieh trieben die Than-kher ihre beiden Gefangenen vor
sich her. AufBully zielte stets eine Speerspitze, während sich
die Eingeborenen bei Gwen-dolin weniger Mühe gaben. Als Bully
losmarschierte, war Gwen einfach gefolgt. Sie trällerte ein
Liedchen ohne Worte, betrachtete immer wieder Pflanzen am Wegrand
oder seltene Käfer, die auf den Bäumen herumkrabbelten, und
die Than-kher hinderten sie nicht. Bully konnte erkennen, daß
die Eingeborenen von Gwens rotem Haar förmlich verzückt
waren. Immer wieder streckte einer der Than-kher eine Hand nach dem
Haar aus, aber keiner wagte es, Gwen zu berühren. Stets zuckte
die Hand wieder zurück. Gwen bemerkte davon nicht viel, sie war
zu sehr damit beschäftigt, sich mit allem zu befreunden, was am
Wegrand wuchs und kroch. Besonders die dicken Käfer mit den
metallisch schimmernden Flügeln hatten es ihr angetan. Ihre
Begeisterung erlosch erst, als einer der Than-kher nach einem
besonders fetten Käfer griff, ihn aufhob und mit routinierten
Bewegungen zum Mund führte. Ein Biß, ein zweiter, und der
Käfer war verschwunden. Bully pries sein Schicksal, das ihn mit
einem unempfindlichen Magen ausgestattet hatte, anderenfalls hätte
er sichjetzt übergeben müssen. Gwendolin war dem Vorgang
mit weitaufgerissenen Augen gefolgt. Sie war anscheinend zu dem
Schluß gekommen, daß ein halbnackter Wilder, der einfach
lebende Käfer hinunterschlang, wahrscheinlich auch keine
Hemmungen kennen würde, zu kleinen Mädchen garstig zu sein;
daher unterdrückte sie den Protest, der ihr im Gesicht
geschrieben stand.
„Wie weit müssen wir noch gehen?" fragte sie
schließlich Reginald Bull. Der zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht", gestand er. „Da mußt
du schon diese Männer fragen. Sie haben uns sozusagen
eingeladen."
„Das ist aber nett, nicht wahr?" meinte Gwen fröhlich.
„Sehr nett", murmelte Bully.
Aus dem anschwellenden Lärmpegel folgerte er, daß sich
der kleine Trupp dem Lager oder
Dorf der Than-kher näherte. Er hatte sich nicht geirrt.
Als erstes sah er die Hütten, sauber aus Holz und Schilf
gebaut. Dann die Menschen, die die Siedlung erfüllten, Männer,
Frauen, Kinder und einige Dutzend halbverhungerter hundeähnlicher
Tiere. In weitem Bogen zog sich das Dorf am Ufer eines Sees entlang
und ließ zwischen der ersten Häuserreihe und dem See einen
breiten Streifen Land frei. Feiner, weißkörniger Sand
bedeckte den Uferstreifen, und nur an einer Stelle wurde dieses Weiß
unterbrochen.
An einer Stelle war der Boden schwarz. An diesem Ort ragte ein
steinerner Koloß aus dem Boden, eine riesige annähernd
menschenähnliche Gestalt aus schwarzem Gestein. Das Gesicht des
Kolosses war dem Wasser zugekehrt. Vor dem Götzen stand ein
Altar, ebenfalls aus schwarzem Stein gemeißelt.
Bully brauchte nur einen Blick, um die Szenerie in sich
aufzunehmen. Das Arrangement war eindeutig, und es
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