PR TB 179 Unsterblichkeit X 20
und dieser
Geruch ließ Bullys Stimmung außerordentlich optimistisch
werden. Er faßte nach Gwendolins Schultern.
„Aufwachen, Kleines", rief er gedämpft.
Gwendolin war fast schlagartig hellwach. Sie öffnete die
Augen, zwinkerte einige Male und fragte dann:
„Istjetzt Zeit für meine Wache?"
„Nicht nötig", antwortete Bully lächelnd.
„Komm, ich habe schon Frühstück gemacht!"
„Fein", murmelte Gwen. Als wohlerzogenes Mädchen
ging sie erst zum Bach und wusch sich, bevor sie sich neben Bully
hockte und nach einer Dose mit Nüssen griff.
„Was machen wir heute?" erkundigte sie sich mit vollem
Mund.
„Marschieren", gab Bully bekannt. Das Mädchen tat
ihm leid, aber es gab keine andere Möglichkeit. „Wir
müssen marschieren, und zwar sehr lange."
„Das gefällt mir gar nicht", verriet Gwen. Wie sie
es fertigbrachte, den kochendheißen Kaffee zu trinken, ohne
dabei zu schlürfen oder sich die Lippen zu verbrennen, war Bully
ein Rätsel. „Können wir nichts anderes tun?"
„Nein", sagte Bully entschieden. „Wir müssen
eine Station erreichen und uns dort ein neues Schiff besorgen.
Andernfalls müßten wir hier den Rest unseres Lebens
verbringen."
„Mich würde das nicht stören", verriet
Gwendolin. „Bleiben wir doch hier."
„Dann wären wir aber ganz allein auf dieser Welt",
erinnerte sie Bully. „Nur du und ich, und das würde doch
sehr bald langweilig."
„Wieso?" wunderte sich Gwen. „Ich könnte
doch mit den anderen Onkels spielen."
Bully erstarrte. Sehr vorsichtig setzte er die Kaffeetasse ab.
„Was für Onkels?" erkundigte er sich, während
sich seine Nackenhaare sträubten.
„Die da!"
Gwendolin deutete mit dem Finger auf etwas hinter Bullys Rücken.
Langsam drehte sich Bully herum.
Es waren sieben. Sieben Männer, halbnackt, braungebrannt und
mit langen Speeren bewaffnet, deren Spitzen in der Sonne glänzten.
Sie standen am Rand der kleinen Lichtung und sahen den beiden
Erdmenschen beim Frühstück zu. Ihre Gesichter verrieten
Neugierde. Bully sah die Köpfe und wußte sofort, woran er
war. Das weiße Haar und die roten Augen verrieten genug.
Es handelte sich um Arkoniden, genauer gesagt um
Ar-konabkömmlinge. Ob sie die Nachfahren früher Kolonisten
oder aber von notgelandeten Raumfahrern waren, ließ sich nicht
feststellen. Injedem Fall aber waren sie unter das Niveau ihrer
Vorväter zurückgefallen. Bully hob die Hand zum Gruß.
„Kommt näher", sagte er auf arkonidisch, der
Verkehrssprache in diesem Teil der Milchstraße.
Aus den Augenwinkeln heraus schielte er nach seiner Waffe. Sie lag
weit entfernt, zu weit, als daß er sie mit einem Griff hätte
erreichen können. Und die Besucher machten nicht den Eindruck,
als würden sie lange fackeln, wenn Bully sich einen Fehler
erlaubte.
Einer der Männer, der sich von den anderen durch einen
besonders hübschen, gefärbten Lendenschurz unterschied,
erwiderte Bullys Gruß.
„Sei willkommen, Fremdling", sagte er mit tiefer
Stimme. Er sprach ein altes arkonidisches Idiom, das Bully nur mit
Mühe verstand. Aber immerhin, eine Verständigung war
möglich. Die Männer kamen näher und hockten sich neben
das Feuer. Ihre Waffen hielten sie griffbereit: langschneidige
Schwerter mit kunstvoll verzierten Scheiden aus Hartholz, kurze
Dolche mit scharf geschliffener Klinge, dazu die Speere, deren
Spitzen Widerhaken trugen. Zwei der sieben Männer trugen Bögen
und Pfeile, und alle hatten am Gürtel Steine und eine kleine
Schleuder hängen. Offenbar waren diese Arkonab-kömmlinge
nicht degeneriert, sondern im Gegenteil höchst kriegerisch.
Scheinbar gleichgültig nahm Bully einen Schluck aus seiner
Tasse, dann gab er den Becher mit Kaffee weiter. Der Anführer
des kleinen Trupps sah Bully zweifelnd an, zögerte einen
Augenblick, dann setzte er den Becher an die Lippen. Schlürfend
nahm er einen Schluck, dann gab er den Becher zurück. Sein
Gesichtsausdruck verriet nicht, wie ihm der Kaffee geschmeckt hatte.
Gwendolin hatte unbefangen ebenfalls von ihrem Kaffee angeboten.
„Wer bist du, und was willst du auf dem Gebiet der
Than-kher?" fragte der Anführer. „Reginald Bull",
stellte sich Bully vor, dann deutete er auf das Mädchen.
„Gwendolin."
Der Anführer nickte eifrig, zum Zeichen, daß er
verstanden hatte.
„Horp", stellte er sich selbst vor, und dann nannte er
noch die Namen seiner Gefährten.
„Was wollt ihr bei uns?" fragte er dann. „Dies
ist unser Land."
„Wir suchen einen Ort", verriet Bully. Er
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