PR TB 179 Unsterblichkeit X 20
Schläfenadern schwollen. In diesem
Zustand sah er alles andere als erheiternd aus, zumal er seine Wut
durch Gesten unterstrich, die für die Gefangenen unangenehme
Prozeduren in Aussicht stellten.
„Es warja nicht so gemeint", versuchte Bully den
wütenden Chef der Than-kher zu beruhigen, aber der Mann ließ
sich nicht stören. Er setzte seinen Temperamentsausbruch fort,
bis ihm buchstäblich die Luft wegblieb. Schweratmend hörte
der Häuptling auf, und nur mit den Händen versprach er
Bully noch, ihm die Haare einzeln vom Kopf zu reißen.
„Ich bitte um Verzeihung", versuchte Bully ein
zweitesmal einzulenken. „Das Mädchen hat sicherlich
niemanden beleidigen wollen."
Der Häuptling machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Schweig!" fuhr er Bully an. „Was wollt ihr hier?
Was sucht ihr beim Volk der Than-kher?" „Wir suchen einen
Tempel des Hohen Bäalol", erklärte Bully
wahrheitsgemäß. „Kennt jemand einen solchen Tempel?"
Der Häuptling kniff die Augen zusammen.
„Was willst du in dem Tempel? Das Mädchen opfern?"
„Niemals", wehrte Bully ab, und an seinem
Gesichtsausdruck ließ sich deutlich erkennen, wie erschrocken
er war. Unter Umständen erbot sich der Häuptling, Bully
diese Arbeit abzunehmen.
„Willst du sie zum Weibe nehmen?"
„Natürlich nicht!"
Bully lief rot an, denn die Antwort auf die Frage des Häuptlings
war sehr rasch gekommen, und zwar von Gwendolin. Einige Than-kher
begannen zu kichern.
„Ist sie vielleicht deine Tochter?"
Bully nickte eifrig. Das war die Rettung, glaubte er. Daß
Gwen seine Tochter war, ließ sich mühelos beweisen —
beide hatten rote Haare, blaue Augen und eine erkleckliche Zahl von
Sommersprossen. Gwen hatte allerdings eine prachtvolle Zahnlücke
im Oberkiefer.
Der Häuptling richtete sich hoch auf.
„So wisse denn, Fremder: niemand darf unser Gebiet betreten,
der nicht zu unserem Stamm gehört. Wer es dennoch tut, der wird
dem Schwarzen Götzen geopfert."
„Das wußten wir nicht", protestierte Bully. Wenn
er nur seine Waffe in Griffweite gehabt hätte.
„Das ist unerheblich", entschied der Häuptling.
„Unkenntnis schützt vor Strafe nicht!" Hilfesuchend
sah sich Bully um. Es erschien ihm fast unglaublich, daß die
Than-kher ein so geringfügiges Vergehen gleich mit dem Tode
bestraften. Wenn siejeden Fremdling töteten, der sich auf ihr
Gebiet verirrte, konnten sie beispielsweise niemals Handel treiben.
„Es gibt allerdings noch eine Möglichkeit, euren Tod zu
vermeiden", fuhr der Häuptling fort. Hoffnungsvoll und
mißtrauisch zugleich sah Bully den schmächtigen Mann an.
„Ihr könnt Mitglieder unseres Stammes werden."
Die Sache kam Bully nicht geheuer vor. Zuerst wurde er mit dem
Tode bedroht, und wenig später trug man ihm die
Ehrenmitgliedschaft des Stammes an?
„Und wie werden wir Mitglieder des ruhmreichen Volkes der
Than-kher?" erkundigte er sich skeptisch.
„Durch Heirat", eröffnete ihm der Häuptling,
dann drehte er sich herum und rief über die Schulter einen
Namen:
„Cadara!"
Allein der Name erschien Bully schon unheilverkündend, aber
die Frau, die wenig später erschien und sich neben dem Häuptling
aufbaute, war das personifizierte Unglück. Sie war mindestens
einen Kopf größer als Bully und konnte es an Beleibtheit
mit dem Steinkoloß am Strand durchaus aufnehmen. Bully fühlte
sich an das Auftreten seines Vaters vor einigen Tagen in der
Space-Jet erinnert;jetzt fühlte er sich ähnlich in die
Defensive gedrängt.
„Meine Tochter!" verkündete der Häuptling mit
sichtlichem Stolz. Sein Töchterlein hätte ihn zwischen den
Fingern zermalmen können. „Wenn du sie heiratest, wirst du
Mitglied unseres Volkes. Dann werden wir alle dich beschützen
und dir helfen, den Tempel der Tausend Tode zu erreichen, wenn du
darauf bestehst."
Bully registrierte, daß der Häuptling mit wenigen
Worten viel gesagt hatte. Die Nennung des Tempels verriet Bully, daß
der Häuptling die Station der Bäalols sehr wohl kannte. Der
Beiname dieses Tempels aber verhieß gar nichts Gutes.
„Und sie?" fragte Bully und wies mit einer Kopfbewegung
auf Gwendolin, der der Anblick von Cadara die Sprache verschlagen
hatte. Gwen hatte den Kopf auf die Seite gelegt und beäugte die
Than-kher in einer Mischung von Neugierde und Furcht.
„Ich werde die kleine Göttin heiraten, vorsorglich",
sagte der Häuptling stolz. Einige Than-kher murrten. Daß
der Häuptling versuchte, seine Tochter unter die Haube zu
bringen, war den Than-kher wohl
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