PR TB 189 Der Wächter Von Rukal
halblaute
Stimme mit mildem Vorwurf. , ,Nur einen halben Meter weiter links,
dann hätte Sie das Biest am Kopf erwischt, und dann lägen
Sie nun vielleicht tot in einer Kühlkammer. Sind ein paar bunten
Federn wirklich so viel wert?"
Roi Danton war eben wieder zu sich gekommen und hatte die Augen
geöffnet. Nun schloß er sie rasch wieder, denn helles
Licht blendete ihn. Er zwinkerte einige Male, blickte dann wieder auf
und erkannte, daß er sich in der Medostation seines Schiffes
befand. Vor seinem Lager stand Rock Vartaly, der Kommandant, und sah
ihn besorgt an.
Vartaly war vierundachtzig Terrajahre alt, hatte früher als
Major der Solaren Flotte angehört und einen Schweren Kreuzer der
SOLAR-Klasse befehligt. Nun führte er das Kommando über die
CARLOTTA, war ihrer Besatzung aber mehr ein wohlwollender Vater als
ein gestrenger Kapitän. Sein rosiges rundes Gesicht mit der fast
weißen Haarmähne darüber paßte vorzüglich
zu dieser Rolle. Er stand mit Roi auf vertrautem Fuß und
betrachtete ihn fast wie einen Sohn, obwohl dieser bald achthundert
Jahre älter war als er selbst.
Danton fühlte sich frisch, als wäre nichts gewesen. Er
setzte sich auf, betrachtete seinen rechten Arm und sah nur noch
einige blaßrote Schrammen, die durch eine dünne Schicht
von Bioplasma schimmerten. Die Heilung seiner Wunden war demnach
bereits sehr weit vorgeschritten, und das mochte zu einem guten Teil
den regenerierenden Impulsen seines Zellaktivators zuzuschreiben
sein. Den Rest konnte er sich denken.
Er lächelte leicht und sagte: , ,So schnell bin ich nun doch
nicht totzukriegen, Rock. Sicher, es war nicht ganz ungefährlich,
aber alles ist doch noch ziemlich gut abgegangen. Sie aber haben
gleich wieder eine Staatsaktion daraus gemacht, das sehe ich an
meinem Arm. Ich liege jetzt schon mindestens einen Tag lang hier,
nicht wahr?"
, ,Seit sechsundzwanzig Stunden", bestätigte der
Kommandant. , ,Die Kaiserin bestand darauf, Sie in einen Heilschlaf
zu versetzen, und ich hielt es ebenfalls für das beste. Wir
haben schließlich keinen richtigen Arzt an Bord, Miß
Bandor hat Sie nach den Daten betreut, die der Medocomputer
lieferte."
, ,Ich werde mich noch selbst bei ihr bedanken", erklärte
Roi und schwang die Beine aus dem Bett. Er bewegte probeweise seinen
Arm, spürte aber weder Schmerzen noch sonstige Behinderungen.
Neben dem Bett lagen auf einem Hocker frische Unterwäsche und
eine neue Kombination für ihn bereit. Er begann sich
anzukleiden, hielt dann aber wieder inne, denn er besann sich darauf,
daß die Tage auf Windsor nur knapp zwanzig Stunden lang waren.
, ,Draußen ist jetzt bereits Nacht, wie?" erkundigte er
sich.
Vartaly nickte. , ,Eine Stunde vor Mitternacht planetarer Zeit,
Sir. Ich soll Ihnen jedoch bestellen, daß die Kaiserin noch auf
Sie wartet, sie ist hier an Bord in ihrer Kabine. Alle anderen
schlafen draußen in den Hauszelten, Miß Bandor
ausgenommen, die bis vor zwei Stunden bei Ihnen Wache gehalten hat.
Ich habe ihre Stelle eingenommen und sie ins Bett geschickt."
, ,Okay, Rock, gehen Sie jetzt ebenfalls schlafen", bestimmte
Danton und zog sich weiter an.
, ,Ich komm jetzt schon allein zurecht und bedarf keiner Hilfe
mehr. Das Plasma kann schon morgen wieder entfernt werden, und damit
ist dann alles ausgestanden."
Kurz nach dem Kommandanten verließ er ebenfalls die
Medostation, schwang sich in den zentralen Antigravschacht und
schwebte empor zu Deck sieben, auf dem sich der Hauptkabinentrakt
befand. Fiona kam ihm lächelnd entgegen, als er bei ihr eintrat.
, ,Ich bin froh, daß alles nur halb so schlimm war, wie es
anfangs aussah", sagte sie und schmiegte sich an ihn. , ,Als die
riesigen Vögel auf dich herabstießen, war ich halb
verrückt vor Angst, und dann das viele Blut... Romnick flog zum
Schiff zurück, so schnell er konnte, und dort war zum Glück
auch gleich die Funkerin zur Hand, um erste Hilfe zu leisten. Ein
Mann wie du sollte immer einen Arzt an Bord haben, wenn es auf eine
längere Reise geht, Liebster."
Roi küßte sie, löste sich dann aus ihren Armen und
beide nahmen in der Sitzecke Platz. , ,Ich werde es mir überlegen",
versprach er, öffnete die kleine Bar und holte eine Flasche
Scotch hervor.
Als die Männer und Frauen der Besatzung am nächsten
Morgen aus den Hauszelten kamen, erlebten sie eine unliebsame
Überraschung. Über der CARLOTTA und ihrer näheren
Umgebung kreisten Dutzende von Trilbys, die sich sofort mit schrillem
Geschrei auf die Menschen
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