PR TB 191 Geisterschiff Crest IV
waren
gehorsam, aber die Boten des Fremden mißverstanden ihre
Absicht. Es kam zum Kampf. Kjaahrl rief seine Boten schließlich
zurück.
In diesem Augenblick war er überzeugt, daß er sein
Leben werde beschließen müssen, ohne den ersehnten Partner
gefunden zu haben.
DAS FAHRZEUG
Da aber brachten ihm seine Boten eine überraschende
Nachricht. Während die zwei kleineren Fahrzeuge des Fremden sich
durch den Überraum entfernten, blieb das dritte und größte
im Weltraum zurück. Es beschleunigte zwar, aber es überschritt
die Grenze zum Überraum nicht. Außerdem berichteten die
Boten, das Fahrzeug sei leer.
Da handelte Kjaahrl. Er dirigierte seine Boten an Bord des
Fahrzeugs. Er wollte das Fahrzeug in seinen Besitz bringen; denn er
glaubte, daß er darin Informationen finden werde, die ihm
halfen, den Fremden zu verstehen, womöglich sogar, Verbindung
mit ihm aufzunehmen.
Es war ein schwieriges Unterfangen. Durch die Wahrnehmungsorgane
seiner Boten wurde Kjaahrl mit einer fremden Technik konfrontiert,
von der er nicht das mindeste verstand. Aber der Einsame gab nicht
auf. Zug um Zug, Schritt um Schritt erkämpfte er sich die
Kenntnis, die er brauchte, um das Fahrzeug unter seine Kontrolle zu
bringen. Inzwischen bewegte sich das Sternenschiff bereits mit der
Geschwindigkeit des Lichts.
Schließlich wurde das entscheidende Manöver
eingeleitet. Das Fahrzeug wurde abgebremst. Das mußte auf dem
schnellsten Wege geschehen, denn inzwischen war die Entfernung von
Kjaahrl so groß geworden, daß dieser die Kontrolle über
seine Boten zu verlieren drohte. Als Kjaahrl erkannte, daß die
Maschinen des Sternenschiffs nicht kräftig genug waren, eine
ausreichend rasche Bremsung zu bewirken, opferte er einige tausend
seiner Boten, indem er sie auflöste und die frei werdende
Bewegungsenergie dem Bremsprozeß zuführte. Schließlich
war das Fahrzeug zum Stillstand gebracht. Kjaahrl schickte eine neue
Schar von Boten an Bord, die das Sternenschiff zu ihm zu bringen
hatten. Inzwischen bereitete er in seinem Innern einen Hohlraum vor,
der das Fahrzeug aufnehmen sollte.
Das Unternehmen war überaus kostspielig gewesen.
Von den Boten, die der Einsame hinter dem Sternenschiff
hergeschickt hatte, waren die meisten am Ziel vorbeigeschossen und
für immer verloren, da Kjaahrl sie nicht mehr beeinflussen
konnte. Zum erstenmal in seinem langen Leben hatte Kjaahrl einen
fühlbaren Verlust an Körpersubstanz erlitten.
Er brachte das Sternenschiff in dem dafür vorgesehenen
Hohlraum unter und begann, es aus der Nähe zu studieren. Er
besaß bereits eine umfassende Kenntnis der Technik, der das
Fahrzeug seine Entstehung verdankte. Jetzt wollte er erfahren, ob es
Informationen enthielt, aus denen er über Gegenden des
Universums lernen konnte, die so weit entfernt waren, daß er
seine Boten nicht dorthin zu schicken wagte.
Seine Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Für den, der sie
zu entziffern wußte, enthielten die Datenspeicher des Fahrzeugs
mehr Informationen, als Kjaahrl sich hatte träumen lassen. Er
sog alles begierig in sich auf. Das Wissen des Fremden überstieg
sein eigenes um mehrere Größenordnungen. Der Einsame hatte
nie geahnt, daß es soviel überhaupt zu wissen gab. Dabei
mußte er annehmen, daß die Speicher des Sternenschiffs
längst nicht alle Kenntnisse des Fremden enthielten.
Aufs neue erwachte in Kjaahrl die Sehnsucht nach dem Partner.
Jetzt aber lag ihm nicht mehr daran, mit ihm in Gedankenaustausch zu
treten. Er wollte vielmehr von ihm lernen. Er wollte sich sein Wissen
aneignen und durch die Sinnesorgane des
Fremden die Teile des Universums schauen, die er aus eigener Kraft
nie zu sehen bekommen würde.
Eines allerdings übersah Kjaahrl völlig. Es war ihm
niemals in den Sinn gekommen, daß der Fremde, nach dem er sich
sehnte, anders beschaffen sein könne als er selbst. Wohl von der
Substanz her; denn das war an den Boten zu erkennen, die ja in
Kjaahrls Deutung Bestandteile des Fremden waren. Aber nicht in der
Struktur.
Kjaahrl war von dem Wissen des Fremden fasziniert. Über sein
Wesen aber machte er sich keine Gedanken.
DAS ERWACHEN
Eines Tages geschah, womit Kjaahrl nicht mehr gerechnet hatte: Die
Boten des Fremden erschienen von neuem auf der Welt der Geflügelten.
Nach anfänglicher Überraschung wußte Kjaahrl diesen
Vorgang sofort zu deuten: Der Fremde hatte sein Verhalten während
der ersten Begegnung bereut. Die Verhaltensweise der Boten bestätigte
sein Vermutung, denn sie ersuchten bei den
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