PR TB 198 Das Tor Zur Tiefe
Der
Unsicherheitsfaktor gegenüber den Fremden war ohne Zweifel
Graner Indacochea, der offensichtlich keinerlei Erfahrung im Umgang
mit Fremdrassen oder Raumschiffen hatte. Auf ihn galt es besonders zu
achten.
Indacochea zeigte keine Reaktion auf die Worte. Aber er trottete
widerspruchslos aus der Zentrale, als die Zwerge diese verließen
und die Menschen zwischen sich und die Roboter nahmen.
Erstaunlicherweise arbeitete der Hauptantigrav-schacht noch.
Allerdings brannte nur eine Notbeleuchtung. Erst als die Gruppe den
Boden des Schachtes erreichte, wurde es heller. Hier warteten auch
die Beiboote der Zwerge, die durch die Lecks in das Schiffsinnere
gedrungen waren. Saedelaere hatte nun eine bessere Möglichkeit,
die Zwerge zu studieren.
Was er zuvor schon vermutet hatte, wurde nun zur Gewißheit.
Die Fremden traten nur paarweise auf. Außergewöhnlich war
dabei, daß sich die Paare äußerlich völlig
glichen. Auch ihre Ausrüstung und das, was Saedelaere für
Rangabzeichen oder etwas Ähnliches hielt, waren absolut
identisch. Nach einiger Zeit der weiteren Beobachtung stellte er
ferner fest, daß sich die Zwillingspaare nie untereinander
unterhielten. Ihre Gleichheit schien so weit zu gehen, daß sie
auch stets die gleichen Gedanken besaßen. Anders war dieser
fehlende Informationsaustausch zunächst nicht zu erklären.
Man dirigierte die drei Menschen an Bord eines der Beiboote. Dann
verließ die kleine Flotte das Wrack der JAYMADAHR und nahm Kurs
auf das wartende Kastenschiff.
Als eine gewissen Entfernung von der JAYMADAHR erreicht war,
flammte auf dem Kastenschiff ein Projektor auf. Ein gewaltiger
Energiestrahl zog seine feurige Bahn durch den Raum und traf den
Kreuzer.
Durch die transparente Kuppel des Beiboots konnten die Menschen
den endgültigen Untergang des Schiffes beobachten.
Rosy Dewitte zuckte zusammen.
Ihre Hand zeigte anklagend auf den berstenden Feuerball.
„Mein Mann befand sich an Bord des Schiffes."
Ihre Stimme klang traurig und leise, aber laut genug, daß
Saedelaeres Translator die Worte aufnahm und in die Sprache der
Zwerge übersetzte.
Die beiden Brodgon fuhren wie vom Blitz getroffen herum. In ihren
Gesichtern stand Bedauern und Entsetzen.
„Das hättest du uns sagen müssen", sagte
Brodgon-A betreten. Und Brodgon-AA fügte im gleichen Tonfall
hinzu: „Selbstverständlich hättest du gemeinsam mit
ihm durch das Tor der Tiefe gehen dürfen."
Alaska Saedelaere hegte noch immer Zweifel an der Richtigkeit der
Übersetzung des Translators,
Im Jahr 3428 betrat ein fast zwei Meter großer, hagerer Mann
den Transmitter der Handelsstation Bonton. Sein Ziel hieß
Peruwall. Aber das Transmitterpersonal am Zielort wartete zunächst
vergeblich auf die Ankunft dieses Mannes. Der staksige Typ mit der
unbeholfen und holprigen Sprechweise war verschwunden. Erst vier
Stunden später kam er in Peruwall an, obwohl doch der Durchgang
durch einen Transmitter stets ohne spürbaren Zeitverlust ablief.
Der Mann, der in Peruwall aus dem Transmitter trat, war nicht mehr
der, der ihn in Bonton betreten hatte. Ein schier unglaublicher
Zufall war geschehen. Seine atomare Zellstruktur hatte sich beim
Betreten des Transmitters in geordnete, überdimensionale Impulse
aufgelöst. Diese Impulse waren auf dem Flug durch das
übergeordnete Kontinuum kollidiert, kollidiert mit den Impulsen
eines Wesens, das die natürliche Fähigkeit besaß,
seinen Körper über unendliche Weiten als Impulsfolge
abzustrahlen, kollidiert mit der aufgelösten Zellstruktur eines
Cappins.
Ein Teil der transformierten Körpermasse des Cappins war an
dem Mann hängengeblieben. Dieses Cap-pin-Fragment klebte
untrennbar im Gesicht dieses Mannes, als er Peruwall betrat. Die
geistigen und körperlichen Qualen, die dieser Mann seit diesem
Tag im Jahr 3428 ertragen mußte, waren unbeschreiblich. Die
Vorsicht, mit der er seit diesem Tag den Umgang mit seinen
Mitmenschen pflegen mußte, war riesengroß. Denn kein
anderes Lebewesen durfte das Irrlicht des Cappin-Fragments sehen und
erleben. Wer es dennoch erblickte, verfiel in unheilbaren Wahnsinn
und starb.
Da sich das Fragment weder operativ noch auf sonst eine denkbare
Weise aus dem Gesicht seines Trägers entfernen ließ, mußte
der Mann fortan eine Maske
tragen. Nur zur Atmung und zum Sehen waren schmale Schlitze in
dieser Plastikmaske vorhanden, gerade groß genug, um dem Träger
die Wahrnehmung seiner notwendigsten Bedürfnisse zu ermöglichen.
Die Veränderung, die der Organklumpen
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