PR TB 218 Tödliche Fracht Fur Terra
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Lebte ihr Vater noch?
Sie schrie auf und rutschte ab. Christine landete hart auf der
Seite und hielt sich das aufgeschlagene Knie. Warum empfand sie
keinen Schmerz?
Sie war in der Zentrale. Kontrollämpchen glommen an den
Instrumenten, blinkten auf und erloschen. Das Schiff war immer noch
von gespenstischem Leben erfüllt. Es überlebte sie alle!
Auf allen vieren kroch sie weiter, bis zu dem Stuhl, auf dem ihr
Vater immer gesessen hatte. Sie streckte eine Hand danach aus, als ob
sie im Begriff wäre, ein Heiligtum zu berühren.
David, Dad und sie. Eine Farm irgendwo auf einer gerade
erschlossenen Welt. Es gab so viele Welten im unendlichen Kosmos. Es
gab so viel für sie zu tun.
Einige Morgen Land mit Unkraut und Dornenbüschen,
phantastischen Baumgewächsen und Käfern, die in den
Sternennächten summten und über ihre Beine krochen.
David war kräftig, Dad noch rüstig genug, um das Land
urbar zu machen. Sie hatten Geld, um sich die modernsten Maschinen zu
kaufen. Dad und David arbeiteten von früh bis spät. Sie war
mit einem Schuppen zufrieden, bereitete ihnen ihr Essen und trug es
auf die Felder. Andere Siedler kamen und halfen ihnen, tauschten
Erfahrungen aus und gaben Ratschläge.
Dad würde ihnen von der QUEEN JANE erzählen, von den
langen Jahren im Weltraum. Er würde ihnen vom Selbstgebrannten
Schnaps einschenken und augenzwinkernd sein Weltraumgarn spinnen,
davon reden, wie er die Zollbehörden übers Ohr gehauen
hatte...
„Dad, o Dad, stirb bitte nicht!"
Christine stand auf, schwankte und fiel in den Sessel. Sie war
eine dumme, sentimentale Göre. Warum mußte sie sich jetzt
noch solchen Träumen hingeben? Warum mußte sie andauernd
heulen wie ein Kind?
Sie wischte sich über die Augen. Allein die Arme zu heben,
bereitete ihr Mühe. Es dauerte nicht mehr lange, und sie würde
wieder zusammenbrechen, irgendwo liegenbleiben, bis David sie fand
oder sie von selbst erwachte, um erneut vorangetrieben zu werden,
irgend etwas Sinnloses zu tun.
Sie sah ein Raumschiff auf dem Hauptbildschirm. Christine lachte
hysterisch. Sie beugte sich vor und erblickte sich selbst. Sie
erschrak nicht einmal mehr. Ein eingefallenes, häßliches
Gesicht. Ein Totenschädel von einem Gesicht.
„Daddy", flüsterte sie. „Nimm dieses Bild
weg." Sie schrie: „Sag ihm, er soll es wegnehmen, Pam!"
„Hör schon auf damit, Menning!" hörte sie
Pamela Tams dunkle Stimme. „Quäle sie nicht noch mehr."
Christine schluchzte und verbarg das Gesicht in den Händen.
Sie brauchte alle Kraft dazu.
„Er... quält mich nicht, Pam. Er würde mich nie
quälen!"
„Er tut es doch!"
Das war nicht mehr nur die Stimme der Alten. Das war ein
schrecklicher Chor. Harry und Wilma und Balk...
„Er quält dich, Kind. Er fing damit an, als er dich
nicht vom Schiff schickte! Er quält dich! Du quälst dich!
Du quälst dich!"
Balk war tot!
„Haltet alle euren Mund!" schrie Christine. Sie riß
den Kopf in den Nacken. Ihre Hände zitterten vor ihren Augen.
Sie sah sich im Bildschirm, und dahinter...
Das Raumschiff. Es war noch da. Christine geriet in Panik. Sie
wollte nicht, daß es noch da war. Das war alles Spuk.
„Verschwinde!"
Sie warf ihre Hände danach, als wollte sie den Spuk dadurch
vertreiben. Das Schiff blieb auf dem Schirm. Was war so grausam, ihr
dies vorzugaukeln?
Und jetzt blinkten Lichter auf, bei diesem Raumschiff, das nicht
da war. Christine starrte auf das Bild. Schon griff das Dunkel wieder
nach ihrem Bewußtsein. Sie sehnte es herbei, die Erlösung,
das Vergessen.
An-aus. An-aus. An...
Sie hörte schleppende Schritte hinter sich. Und die
plötzliche Erkenntnis riß sie noch einmal aus dem Dunkel
der nach ihrem Bewußtsein greifenden Schatten.
Das waren Morsezeichen!
Sie bäumte sich auf, kämpfte um die letzten Sekunden
klaren Denkens. Sie sah David, wie er neben ihr auftauchte und die
Hände nach ihr ausstreckte. Sie wollte ihm etwas zurufen. Sie
versuchte es. Ihre Zunge klebte am Gaumen fest.
David Lancer ließ sich neben ihr auf die Knie fallen und
legte ihr seinen Zeigefinger über die Lippen. Christines Augen
wurden weit. Sie brachte noch einmal den Arm in die Höhe und
deutete auf den Schirm.
An-aus. An-aus. An-an-aus.
Lancer hatte sofort nach Betreten der Zentrale erkannt, daß
dieses Schiff existierte. Wie Christine, durchlebte auch er diese
kurzen Phasen geistiger Klarheit, die sich in immer schnellerer Folge
abwechselten mit Ohnmächten und Halluzinationen. Am Ende, das
war
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