PR TB 237 Sechs Flammende Sonnen
und war
schließlich von einem Augenblick zum anderen verschwunden. Und
mit ihm der ganze Schwärm.
“Wo sind sie hin?" fragte Miron Sha-Tui verblüfft.
Niemand wußte es.
Aber als sich Minuten später unvermittelt ein Abgrund vor
ihnen auftat, erblickten sie die Vögel tief unter sich. Als habe
der Schwarm nur darauf gewartet, daß die Menschen am Rand der
Schlucht erschienen, stoben sie nach Süden davon. Mercant folgte
ihnen mit seinen Blicken, bis sie in der Ferne verschwanden.
Plötzlich gewahrte er ein Glitzern im Licht der schon
tiefstehenden Sonne. Im ersten Moment hielt er es für einen
winzigen See, doch hatte der Reflex etwas metallisches.
Zufall?
Da war wieder dieser Gedanke, daß die Vögel eine
gewisse Intelligenz besitzen könnten. Mercant mußte
zugeben, daß man den winzigen Punkt leicht übersehen
konnte. Seine Begleiter hatten noch immer nichts bemerkt, als er sie
darauf aufmerksam machte.
“Das könnte der Shift sein", meinte McLinland
spontan.
Allerdings endeten die Spuren des Flugpanzers unmittelbar vor dem
Abgrund und verliefen für eine Weile parallel dazu.
“Van Kojhen hat nicht einmal gewagt, den Antigrav
einzuschalten", stellte der Solarmarschall fest.
Wenig später fanden sie eine Stelle, an der der Abhang
weniger steil verlief. Tatsächlich führten hier die
Kettenspuren im Winkel von nahezu sechzig Grad über dreihundert
Meter weit in die Tiefe.
Der Shift hatte eine breite Spur der Zerstörung hinterlassen,
in der man recht gut Halt finden konnte. Schweißüberströmt
und über und über verschlammt, aber ohne jeden
Zwischenfall, kamen van Kojhens Verfolger am Fuß des Abhangs
an. Der aufziehende Abendwind trug das Rauschen ferner Brandung mit
sich. Das Meer schien nicht mehr allzu fern.
“Einen besseren Platz finden wir kaum", sagte
McLinland.
Nach schätzungsweise vierzig Kilometern Fußmarsch waren
sie erschöpft und müde. Mercant begann sich zu fragen, ob
sie nicht doch lieber den Ersten Offizier seiner Wege ziehen lassen
sollten. Möglich, daß sie ihn nie wiedersehen würden.
Als der Kommandant versuchte, Wachen einzuteilen, stieß er
auf Widerspruch. Immerhin waren die Ortungen des Kampfroboters
leistungsfähiger als menschliche Sinne. Aber McLinland ließ
sich nicht umstimmen.
“Die Maschine kann ausfallen", sagte er. “Es
würde mich wundern, wenn der Staub sie verschont hätte.
Auch unsere Waffen werden über kurz oder lang versagen.
Er übernahm selbst die erste Wache. Es war eine laue
Sommernacht, schöner als manche Nacht auf der guten alten Mutter
Erde. Man hätte es wesentlich schlechter treffen können.
Dabei wußte man bislang so gut wie nichts über diese
Welt. Barg sie Krankheitserreger, die den Menschen gefährlich
werden konnten? Würde irdisches Getreide hier gedeihen, gab es
überhaupt genießbare Früchte undjagdbare Tiere in
ausreichender Zahl?
Einem leuchtenden Regenbogen gleich, stiegen buntschillernde
Insekten aus den Schrunden der Felswand auf und schwebten höher
und höher zu den Sternen empor. Ihr Tanz war ein faszinierender
Reigen. McLinland mußte den Blick gewaltsam abwenden, aber
immer wieder ertappte er sich dabei, daß er nach den Myriaden
fliegender Funken suchte.
Schließlich weckte er Miron Sha-Tui. Es ging auf Mitternacht
planetarer Zeit zu. Alles blieb ruhig. Nur einmal erklang aus der
Ferne der langgezogene Todesschrei eines größeren Tieres.
Allan D. Mercant hatte die letzte Wache. Einige Sonnenstrahlen
tasteten bereits zaghaft über den östlichen Himmel, als er
ein leises, sich rasch näherndes Summen vernahm. Vergeblich
hielt er Ausschau nach der Ursache des Geräuschs.
“Ein Gleiter?" Der Solarmarschall zuckte zusammen, als
McLinland unverhofft neben ihm stand.
“Ich halte es auch dafür. Das würde bedeuten, daß
wir über kurz oder lang wirklich mit Aras zusammentreffen."
“Vielleicht kann der Roboter mehr erkennen."
Aber die Maschine reagierte nicht. In ihren Sehzellen lag
lediglich ein düsteres Glimmen.
“Mist", schimpfte McLinland. “Den müssen wir
ebenfalls abschreiben."
Mit der bloßen Faust stieß er zu. Der Roboter drehte
sich einmal um sich selbst, versuchte, das Gleichgewicht
wiederzufinden, stürzte aber schließlich doch und blieb
auf dem Gesicht liegen. Die rudernden Bewegungen seiner Arme und
Beine erstarben dann schnell. Als Mercant die Wartungsklappe im
Rückenteil öffnete, quoll ihm glitzernder Staub entgegen.
Im Lauf des Vormittags gelangten sie an einen Fluß. Hier
endeten die
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