PR2600-Das Thanatos-Programm
Widerwillen. Ließ er sich in diesem Augenblick wieder zu einem Spielball der Hohen Mächte machen? Wurde er wieder in eine Rolle gedrängt, die er nicht ausführen wollte?
Rhodan hatte viele Fragen, doch er wusste, dass er keine Antworten darauf bekommen würde. Nicht in diesen Augenblicken. Nur zögernd wandte er sich zu der Türöffnung, konnte dort jedoch nur ein graues Flimmern erkennen. Erst als er die Tür erreicht hatte, offenbarte sich ihm wieder die Präsentations-lounge.
Er verließ den grauen Raum, dessen Tür sich hinter ihm schloss. Er glaubte, sich stundenlang dort aufgehalten zu haben, doch ein Blick auf die Uhr belehrte ihn eines Besseren. Es waren nur wenige Minuten gewesen. Es war 19.44 Uhr Terrania-Standardzeit.
*
Mittlerweile waren drei TARAS eingetroffen. Rhodan wusste nicht genau, wie viele dieser kegelförmigen Kampfroboter sich überhaupt in der BASIS befanden, aber es konnten trotz der Größe des Schiffes nur wenige sein.
Mondra Diamond stellte keine Fragen. Rhodan ignorierte standhaft Mondras zwischen Unverständnis und Entsetzen wechselnden Blick angesichts des blauen Anzugs und zog die Brauen hoch. Ich erkläre es dir später, besagte die Geste.
Er baute sich vor Ennerhahl auf. »Um diesen Raum geht es, nicht wahr? Ich erwarte jetzt Antworten. Wer bist du, was willst du hier, woher wusstest du überhaupt von dem grauen Raum?«
»Ich habe es euch doch schon gesagt. Ich will euch warnen.«
»Vor den Dosanthi.« Rhodan nickte. Ennerhahls Art ging ihm auf die Nerven, doch wenn seine Menschenkenntnis ihn nicht völlig im Stich ließ, mochte der Fremde zwar undurchsichtig sein, doch nicht unbedingt böswillig. Rhodan hatte mittlerweile einen gewissen Eindruck von ihm bekommen.
Ennerhahl arbeitete nicht für die Mächte des Chaos, vermutete Rhodan mit beträchtlicher Überzeugung.
»Wer sind die Dosanthi? Und warum sollten sie die BASIS angreifen?«
»Sie wollen das Okular«, sagte Ennerhahl. »Und den Anzug, mit dem es bedient wird.«
»Woher weißt du von dem grauen Raum?«
»Ich kann jetzt keine ausführlichen Erklärungen geben. Es gibt Wichtigeres zu tun. Die BASIS hat in ihrem derzeitigen Zustand keine Möglichkeit, die Dosanthi abzuwehren. Es gibt nur einen Ausweg für euch: Du musst befehlen, die Evakuierung des Schiffes einzuleiten. Sobald ihr das Ziel erreicht habt, müsst ihr die BASIS verlassen, und zwar so schnell wie möglich, bevor es zu spät ist. Das Okular werden die Dosanthi wohl einnehmen, aber den Anzug dürfen sie nicht auch noch bekommen.«
»Warum wollen diese Dosanthi das Okular in Besitz nehmen?«
»Bitte!«, drängte Ennerhahl. »Es bleibt nicht mehr viel Zeit! Die BASIS wird ihr Ziel bald erreichen. Wenn du meine Warnung nicht befolgst, ist alles, was ich bislang erreicht habe, sinnlos gewesen. Vertrau mir! Ich muss jetzt gewisse Vorkehrungen treffen. Wenn du glaubst, alles sei verloren, werde ich mich bei dir melden.«
Ennerhahl öffnete die rechte Faust. Auf der Handfläche lag ein kleiner Datenkristall. Er warf ihn Rhodan zu.
Rhodan fing ihn mit einer Hand auf, hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger gegen das Licht und betrachtete ihn, ehe er ihn entschlossen in eine Tasche seines SERUNS steckte.
»Bald werden die Dosanthi kommen!«, wiederholte Ennerhahl eindringlich. »Bereite die Evakuierung vor! Die BASIS ist nicht mehr zu halten, die Besatzung hat nur eine einzige Chance: Sie muss das Schiff verlassen und sich in Chanda neu formieren.«
»Chanda?«
»So heißt die Zielgalaxis. Und die Dosanthi sind selbstverständlich imstande, den Transfer-Verlauf der BASIS nachzuvollziehen. Sie werden bald wissen, wo genau das Schiff aufgetaucht ist. Kurz darauf erscheinen sie dann mit einer Flotte. Wenn die Besatzung erst von QIN SHI gefangen gesetzt ist ...«
QIN SHI ... diesen Namen hörte Rhodan nun zum zweiten Mal. »Wer ist dieser QIN SHI, und welche Rolle spielt er bei der Entführung der BASIS?«
»Rhodan, es ist deine Entscheidung.« Ennerhahls Stimme klang nun ungeduldig, wenn nicht sogar arrogant. »Konzentrier dich aufs Wesentliche! Ich bin nicht dein Feind! Wenn du vernünftig bist, sehen wir uns bald wieder, und ich werde euch unterstützen.«
Rhodan widerstrebte es zutiefst, es dabei bewenden zu lassen. Was, wenn Ennerhahl doch nicht die Wahrheit sagte, sondern ureigene Pläne verfolgte, zum Schaden der BASIS?
Aber er spürte, dass er sich entscheiden musste, und das umgehend.
Er nickte dem Fremden zu.
Ennerhahl setzte
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