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PR2605-Die Planetenbrücke

PR2605-Die Planetenbrücke

Titel: PR2605-Die Planetenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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er. »Wenn Kidows Speicherzweirad nicht kaputtgegangen ist.«
    »Speicherzweirad?«
    »Kidows eigene Erfindung. Während er seine Berichte schreibt, tritt er Pedale und spannt damit eine Ansammlung von Federn, die er dann in sein Zweirad einkoppelt, wenn er fahren will. Das hilft, schneller loszukommen und Steigungen schneller zu bewältigen, und hält gleichzeitig die Muskeln gleichmäßig belastet. Allerdings lösen sich die Federn manchmal beim Einkoppeln. So hat er einen Teil seines linken Greifgeflechts verloren.«
    »Er hat neben der Neuheitenjagd noch Zeit für Erfindungen?«
    »Dafür hat man immer Zeit. Was sonst soll man tun, wenn gerade keine Aufgaben zu erledigen sind? Das Denken darf nie stillstehen.«
    »Und hat er auch schon so große Erfindungen gemacht wie Shimco?«
    »Oh nein. Kidow hat es lediglich zur Zweiten Kompetenz gebracht. Aber er berichtet recht gut über die neuen Ideen.« Blaspa deutete zum Saalausgang. »Gehen wir.«
    Eine Weile schwieg Jenke, während sie dem Clanältesten durch einen Aufenthaltsraum zu einem der von dort abgehenden Gänge folgte. Zachary und Marcia gingen hinter ihr und dem Favadarei. Schließlich sah sie zu ihrem Führer auf.
    »Darf ich dich etwas zu deiner Welt fragen, Blaspa?«
    »Natürlich. Frag nur.« Höflich beugte der Clanälteste den Körper, um ihr näher zu sein.
    »Hat sich in der letzten Zeit die Umgebung dieser Welt verändert? Oder auch schon vor längerer Zeit?«
    Der Favadarei strich mit der wie ein Flechtnetz wirkenden Hand über seine Körpermitte. »Wie meinst du das?«
    »Beobachtet ihr die Sterne? Haben sie sich jemals plötzlich verändert?«
    »Ah, du meinst den Sternenfall. Es gibt Geschichten darüber. Viele Sterne sollen vom Himmel gefallen sein, vor langer Zeit, und die wenigen, die geblieben sind, wurden verschoben. Es klingt seltsam und schwer zu verstehen, aber da es ist, wie es ist, habe ich mich nie weiter damit befasst.« Der Favadarei wackelte mit dem Kopf. »Darf ich dich auch etwas fragen?«
    »Sicher.«
    »Du sagst, du bist eine«, beim nächsten Wort blinkte die Ambivalenz-Anzeige des Translators auf, und es wurden zwei Begriffe angeboten, »Frau/Mutter. Ist es bei euch üblich, auch auf solchen gefahrvollen Reisen Kinder auszutragen?«
    Jenke blinzelte kurz und sah Hilfe suchend zu Zachary. Der hob jedoch nur die Schultern.
    »Warum denkst du, dass ich ein Kind austragen will?«, fragte Jenke zurück.
    »Warum sonst bist du Frau/Mutter geworden?«
    Die Irmdomerin strich sich über das Haar. »Ich wurde so geboren. Müsst ihr euch verändern, um Kinder austragen zu können?«
    »Ja. Was für ein seltsamer Gedanke, immer Frau/Mutter zu sein ... ist das nicht lästig?«
    Jenke konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. »Nur weil ich Kinder austragen könnte, muss ich es nicht tun. Marcia ist ebenfalls eine Frau und hat sicher auch noch keine Lust dazu.«
    »Ach so ... hm. Ja. Das ist bei euch offenkundig völlig anders als bei uns.«
    »Ich vermute, wir werden in der nächsten Zeit noch eine Menge weiterer Unterschiede herausfinden«, prophezeite die Expeditionsleiterin, während sie Kidows Arbeitsraum betraten, den die Terraner bereits von der Vorbesprechung der Aufzeichnung kannten.
    Jenke fiel eine kleine Skulptur auf, die in einer Nische in der Rückwand stand. Sie zeigte ein Rankengeflecht, das einen klaren blauen Kristall umschloss. Gerade als sie Blaspa danach fragen wollte, sah der Favadarei durch eine Lücke in der wie verwobenes Geflecht wirkenden Gebäudewand nach draußen und sagte: »Die Sonne senkt sich, und Kidow ist noch nicht da. Ich fürchte, wir werden das Ende der Stillen Grade abwarten müssen, ehe wir mit der Besprechung beginnen können. – Wollt ihr mit nach draußen kommen?«
    »Würdet ihr es als einen Bruch der Gastfreundschaft empfinden, wenn wir hierbleiben und unter uns eine Besprechung führen würden?«
    Blaspa wiegte den Kopf. »Unsere Bräuche sind nicht eure Bräuche. Wir halten auch in diesen modernen Zeiten an vielen Traditionen fest, weil sie sich als gut bewährt haben. Es ist gut, sich eine Zeit lang am Tag nur ganz den Gedanken und den Sinnen zu widmen. Aber wir verlangen es nicht von euch.«
    »Dann würden wir gern hierbleiben.«
    »Gut. Ich gebe Bescheid, dass ihr nicht gestört werdet. Bitte haltet eure Unterhaltung aber leise, um die Schweigenden nicht zu irritieren.«
    »Ich danke dir, Blaspa.«
    Der Favadarei verließ den Raum.
    Jenke aktivierte den Normalfunk ihres Anzugs.

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