Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2608-Konflikt der Androiden

PR2608-Konflikt der Androiden

Titel: PR2608-Konflikt der Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
überschritten werden!«, befahl Sum-talo-Qum. »Und gebt mir umgehend die Messwerte!«
    »Jemand muss die Sockeldämpfung neu justieren!«, rief Jil-talo-Fil, das zum gleichen Wurf wie Sum-talo-Qum gehörte.
    Das war ein sehr guter Wurf gewesen. Voller Stolz, dass es dazugehörte, versetzte das Firibirim seinen Schwanz in peitschende Bewegung.
    Sie alle waren erst vor wenigen Allfarbperioden der kindlichen Phase entwachsen und hatten ihre Pelzfarbe angenommen: Nur je einer hatte blaues, grünes, gelbes und schwarzes Fell, alle anderen waren rot. Aber nicht ein einziges talo-Firibirim war vom Schicksal mit violettem Fell ausgestattet worden, um Nachwuchs hervorbringen zu können. Kein einziges ...
    Das werden andere tun, überlegte Sum-talo-Qum. Wenn wir vom talo-Wurf erst in allen Bereichen befehlen, wird das Leben im Stock wirklich lebenswert sein.
    Oh ja, es hatte eine feste Vorstellung davon. Kein Firibirim sollte sich mehr mit Arbeit verausgaben müssen, bis sein Greifschwanz ermattete. Der Fortschritt war alternativlos. Sum-talo-Qum freute sich auf den schönen neuen Stock. Das soeben in die Wirkphase eingetretene Projekt würde im wahrsten Sinn des Wortes frischen Wind hineinbringen.
    »Die Dämpfung zuschalten!«
    Das war Gol-hech-Vols Stimme. Das alte Firibirim gehörte zu jenen, die das Projekt angeschoben hatten, und stand kurz davor, den Triumph seiner gesammelten Anordnungen genießen zu dürfen.
    Sum-talo-Qum rollte den buschigen Schwanz ein und ließ ihn wie die klebrige Zunge eines Ti-Jah’wk vorschnellen. Bewusst verzichtete es darauf, mit dem Pilaboo die Schwerkraft zu verändern. Sein Schwanzende wickelte sich um eine der Aggregatstangen.
    Sum-talo-Qum spürte den festen Halt und ließ sich hinterherziehen.
    Die Luft fächelte ihm das Fell und bauschte die dichte rote Haarpracht. Sum-talo-Qum war ohnehin nahezu doppelt so groß wie die anderen Firibirim seines Wurfalters. Der angenehm kitzelnde Windhauch erinnerte es daran, wie schön das Dasein im Stock sein konnte – ganz anders als die düsteren Prognosen, von denen es ohnehin nichts hielt.
    Vor mehr als hundert Würfen hatte ein schwarzes Sammlim qualvolle Enge vorhergesagt. Der Stock würde, wenn die intensive Vermehrungsrate der Violetten anhielt, eines Tages aus allen Nähten platzen. Falls nicht schon vorher Luft und Wasser sowie die Temperaturregelung Farbe-wechsel-Dich spielten.
    Über diese Prophezeiung konnte Sum-talo-Qum nur lachen. Der Stock bot so viel ungenutzten Raum, dass dort leicht doppelt und dreimal so viele Firibirim wie bislang leben konnten.
    Das neue Aggregat sollte die Regionen im Stockzentrum richtig bewohnbar machen. Dann konnten die Ti-Jah’wk, Nuru-Bar und Seg’helm dort angesiedelt werden und sich frei entfalten. Ihre Körperausscheidungen würden auch auf der neuen Fläche die Gewächse üppig sprießen lassen, die bislang in der Peripherie rankten, und dann bedurfte es keiner weitläufigen Umzäunungen mehr. Die Nutzwesen würden sich Richtung Stockmitte ungehindert ausbreiten.
    Sum-talo-Qum sah schon große Gruppen Dienstleister-Firibirim mit Melkschüsseln zwischen der Peripherie des Stockes und den Innenbereichen pendeln. Nichts war besser geeignet, um das Fell weich und geschmeidig zu halten und seiner Farbe einen freundlichen Glanz zu verleihen, als die wieder verflüssigten Tränenverkrustungen der Ti-Jah’wk. Und die Essenz der abgestreiften Haut eines Nuru-Bar erhielt die Spannkraft der Schwanzmuskeln bis ins hohe Alter.
    In seiner Vorstellung sah Sum-talo-Qum den Stock vollends zum Paradies werden. Das Leben war schön.
    »Freut euch!«, wollte es ringsum ausrufen. »Sagt mir, dass unser Leben schön ist! Ich will das hören!«
    Im letzten Moment drehte es seine Zunge herum, und nur ein leises Piepsen drang über die Fellspitzen hinaus.
    Da war noch eine kleine Einschränkung: wenn, ja, wenn das mit der schlechter werdenden Nahrung endlich aufhören würde. Es selbst war in der Hinsicht nicht so wählerisch. Aber Dom-helo-Rom, zumindest bis vor wenigen Perioden ein begnadeter Künstler, inzwischen eher starrsinnig-griesgrämig, machte für seine nachlassende Kreativität die schlechter werdende Ernährung verantwortlich.
    »Alles wird schlechter werden!«, behauptete Dom in sturer Verbissenheit.
    Nun gut, diese Schlechtmacherei gehörte zu dem Künstler wie sein orangefarbenes Fell. Das war der große Bereich der Unterhaltung, der Drang danach, Aufmerksamkeit zu erzeugen und nicht schon nach wenigen

Weitere Kostenlose Bücher