PR2608-Konflikt der Androiden
an.
»Helft mir!«, krächzte es. »Zwei Braunpelze liegen da drin im Sterben. Wir müssen sie herausholen – los, los!«
2.
Alaska Saedelaere blickte auf seinen kleinen runzelhäutigen Gefährten. Eroin Blitzer rutschte unruhig auf seinem Sitz herum, er hielt den Kopf gesenkt, während seine Finger über die Sensoren des Bedienpults tanzten.
In der Zentrale des Kosmokratenraumers LEUCHTKRAFT – sie sah nicht nur aus wie eine steinerne Kaverne, sie schien wirklich so konstruiert zu sein – wirkte der etwa einen Meter zwanzig kleine, knochendürre und verhutzelte Androide wie ein Zwergenwesen aus alten terranischen Sagengeschichten.
N’tur Lind und Fallun Vierauf arbeiteten ebenso verbissen an ihren Terminals wie Eroin Blitzer. Manchmal warfen sie ihm und Saedelaere verstohlen forschende Blicke zu, in denen Verärgerung, aber auch Furcht mitschwangen.
Der Maskenträger war nie besonders feinfühlig gewesen, daran hatte sich nichts geändert, seit seine gebrochene schwarze Maske mit weißem Klebeband geflickt war. Es fiel ihm nicht nur schwer, sich in die Psyche anderer Personen hineinzuversetzen, es interessierte ihn eigentlich gar nicht.
In diesen Sekunden – oder vergingen Minuten, Stunden sogar? – spürte er mit wachsender Beklemmung, dass sich eine unsichtbare Barriere vor ihm aufgebaut hatte. Das Schweigen zog sich quer durch die Zentrale der LEUCHTKRAFT. Wie eine Mauer, die jemand mit grellroter Warnfarbe bepinselt hatte. Er hatte trotzdem nicht die Kraft, die Stille zu durchbrechen. Oder womöglich gerade deshalb.
Einige Dinge fielen ihm auf. Das bedeutete aber lange nicht, dass er darüber reden musste.
Seit er Eroin Blitzer im System des singenden Schwarzen Lochs auf eine Einzelmission geschickt hatte, schien der Zwergandroide wie ausgewechselt. Nicht nur, dass Blitzer den Maskenträger aus einer lebensbedrohenden Situation gerettet hatte, der Commo’Dyr hatte zudem erstmals in seinem künstlichen Leben Dinge hinterfragt, die für ihn eigentlich unberührbar sein sollten.
Eroin Blitzer war gezwungen gewesen, seine Loyalität zu hinterfragen. Für ein mit klaren Anlagen und Vorgaben geschaffenes Kunstwesen musste das ein besonders schmerzhafter Prozess sein. Damit hatte er seinen eigenen Lebenszweck und zugleich seine Existenzberechtigung infrage gestellt. Denn was geschah mit einem Zahnrädchen, das sich jäh entschloss, seinen Lauf anzuhalten? Im besten Fall wurde es bloß überflüssig – im schlechtesten Fall wurde es von den anderen Zahnrädern in Stücke gerissen.
Zwischen dem in der LEUCHTKRAFT allmächtigen Bordrechner DAN und Samburi Yura, der verschwundenen Herrin der Kosmokratenwalze, hatte Blitzer sich für seine »Frau Samburi« entschieden. Der Commo’Dyr hatte akzeptiert, dass sie größere Geheimnisse verborgen hielt als nur das Reservat in der Innenwelt der LEUCHTKRAFT, auf das nicht einmal DAN, geschweige denn die Androiden Zugriff nehmen konnten.
Samburi Yura hatte bei ihrer Suche nach dem BOTNETZ nicht nur eigenmächtig gehandelt, sie hatte zugleich alle Spuren ausgelöscht. Bis vor Kurzem hatte Eroin Blitzer sich noch vehement dagegen gewehrt, Frau Samburi damit in Verbindung zu bringen. War ein derartiges Vorgehen nicht automatisch gegen die Ziele der Hohen Mächte gerichtet?
Blitzers Entscheidung ließ ihn eigentlich zu Saedelaeres Verbündetem werden. Dabei hatte der Terraner dem Bordrechner – und seinem Androidenpersonal – von Anfang an misstraut.
Bisher waren Saedelaere die drei Zwergandroiden, mit denen er zu tun hatte, absolut einheitlich und harmonisch erschienen. Das Schweigen verriet ihm jedoch, dass sich die Verhältnisse in der Zentrale der LEUCHTKRAFT geändert hatten.
Der Maskenträger dachte an das lange Gespräch, das Blitzer und er nach den turbulenten Ereignissen im Theatersystem geführt hatten, ein für ihn wirklich sehr langes Gespräch. In der Zone zwischen Samburis Reservat und der regulären LEUCHTKRAFT-Welt hatten sie auf dem Baumstamm gesessen und zum ersten Mal unvoreingenommen miteinander gesprochen.
Als Interims-Kommandant der LEUCHTKRAFT hatte Alaska Saedelaere sich im Umgang mit der Stammbesatzung noch keine Lorbeeren verdient. Zu groß war sein Argwohn gewesen, zu tief sein Misstrauen gegenüber Samburis Lieblingen, den seelenlosen Androiden.
Im Fall von Eroin Blitzer war nun alles anders. Der kleine Commo’Dyr – was dem Rang eines Beibootkommandanten entsprach – hatte Saedelaere zudem erzählt, dass ihm seine »Nummer
Weitere Kostenlose Bücher