PR2616-Countdown für Sol
sich in ihr Lieblingssofa fallen, schleuderte die zwar hübschen, aber verdammt unbequemen Schuhe von sich und bog den Kopf entspannt nach hinten.
Sie musste all die unangenehmen Gedanken verdrängen. Sie mochte diesen Gerem nicht, der seine Idee gegen ihre Bedenken innerhalb von Plej-Media durchgebracht hatte. Man hatte sie eiskalt überstimmt, als Sentannen von Macht und Reichtum – vor allem von Reichtum! – gesprochen hatte.
Silvane hatte natürlich sofort ein Gesuch um Hilfestellung an die Plej-Media-Zentrale gesandt, aber die übliche Abfuhr erhalten. Was auf Tryop passierte, interessierte niemanden. Und so blieb ihr nur, zu mahnen und ihre Autorität als Leiterin des Postens auf diesem Planeten so weit als möglich zu nutzen, um Sentannens Fortkommen zu behindern.
Was auch immer man ihr nachsagen mochte: Sie war ein Mensch, der sich ein gewisses Gefühl für Moral behalten hatte. Sie würde die Pläne dieses Mannes niemals gutheißen.
Silvane seufzte erneut und drängte ihre trüben Gedanken beiseite, konzentrierte sich stattdessen auf die Musik, die mit altertümlichen, kaum noch gebräuchlichen Violinen eine orchestrale, raumfüllende Stimmung erzeugten.
Der Tänzer setzte sich den Synbionten in den Nacken und wartete auf den Moment, da ihm ein Signal vermittelte, dass er auf Sendung ging. Er löste sich aus dem Schatten und näherte sich dem Sofa mit leisen Schritten. Mit einem kodierten Befehl unterwarf er die Haussyntronik seinem Willen. Er fühlte sich wohl, sein Puls beschleunigte sich.
Fast war er versucht, ein wenig zu pfeifen, unterdrückte aber den Impuls. Dies war seine erste Live-Übertragung, und er wollte keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Er war wie immer ein wenig enttäuscht, dass man es ihm so leicht machte.
Die Frau ahnte nicht, was auf sie zukam. Die Sicherheitsvorkehrungen, die sie getroffen hatte, waren kümmerlich. Er spürte Lust in sich aufsteigen und genoss das Gefühl. Sie hatte es verdient! Ja!
Silvane atmete gelöst aus, nachdem das Musikstück seinen Höhepunkt überschritten hatte. Jede Spannung fiel von ihr ab.
Sie tat ihren letzten Atemzug. Der Mörder umschlang ihren Hals von hinten mit einem dünnen Metallseil und begann die grausige Arbeit, die live an die ersten tausend Besitzer eines Synbionten übertragen wurde.
3.
Stendal lehnte sich in dem bequemen Servo-Sessel zurück und verarbeitete die – dürftigen – Informationen über sein Reiseziel. Der Flug, den er an Bord eines regulären Personenraumers mitmachte, würde noch mehr als zwanzig Stunden dauern. Schuld an dieser relativ langen Reisedauer war die Tatsache, dass der Raumer namens TARNAT noch ein halbes Dutzend anderer Reiseziele anflog, bevor er sich Tryop näherte.
»Ist dir nicht gut?« Stendals Gegenüber, ein feister Plophoser, der sich als Prox Amals vorgestellt hatte, zeigte Interesse an einem Gespräch. Wie er würde er auf Tryop aussteigen. Stendal war nicht nach höflicher Konversation zumute. Andererseits ... der Agent benötigte dringend mehr Informationen. Die Daten über Tryop waren nicht sonderlich ergiebig.
»Nein, danke! Alles in Ordnung.« Stendal brachte ein mühsam verzerrtes Grinsen zustande. Er überkreuzte die langen Beine und konzentrierte sich auf den Dicken. »Aber sag einmal: Ich habe einiges über diese Goldtraube und diesen Planeten gelesen und verstehe manche Dinge nicht.«
Prox Amals zeigte sofort Interesse, ganz wie Stendal es erwartet hatte. Der kugelrunde, buddhaähnliche Plophoser war eitel. Er hörte sich selbst gerne sprechen.
»Ah, Tryop! Der verfluchte Planet.« Mit pathetischer Stimme und einer ausholenden Bewegung des rechten Armes warf sich Prox in Positur. »Ich kann mir schon vorstellen, was du wissen willst, Stendal! Eigentlich fragt sich jeder dasselbe, wenn er das erste Mal nach Tryop kommt.«
Er legte eine Pause ein, die wohl neugierig machen sollte, und fuchtelte mit dem Zeigefinger in Richtung des Agenten. »Warum bleiben die Bewohner dort, wenn sie es doch auf anderen Planeten viel besser hätten?«
Stendal zuckte mit den Achseln.
»Ja, warum ...?« Prox wirkte mit einem Mal nachdenklich. Die Tünche des umtriebigen, bauernschlauen Geschäftsmannes fiel ab. Mit einem Klatschen seiner Hände bestellte er einen der langstelzigen, sechsbeinigen Bordservos zu sich und tippte eine Bestellung in die Holofelder.
»Mein Vater stammt von Tryop. Er war einer der wenigen, die den Planeten für immer verlassen konnten. Wer dort geboren
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