Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2632-Die Nacht des Regenriesen

PR2632-Die Nacht des Regenriesen

Titel: PR2632-Die Nacht des Regenriesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
ebenso ausgiebig wie appetitlos gefrühstückt und eine halbe Stunde früher als nötig Viana a Wayne in der Zentrale abgelöst.
    Seine Stellvertreterin hatte den Deckel auf das kleine Wasserschälchen geschraubt, in das sie hin und wieder eine Fingerkuppe tupfte, um dann einen Tropfen abzulutschen. Ihr Wasserbedarf war wie bei den meisten Menschen, die genetisch an ein Leben auf dem alten Mars angepasst waren, extrem gering. Ihre Familie gehörte zu den wenigen Primärsiedlern, die im 14. Jahrhundert auf den neuen Mars eingewandert waren. Conant war mit ihrer Biografie gut vertraut. Sie hatten einmal kurz davor gestanden, eine intime Beziehung einzugehen, waren dann aber aus Gründen, die Conant selbst nicht verstanden hatte, davor zurück geschreckt.
    Conant blieb hinter der Instrumentenkonsole der Ortungsabteilung stehen. Ares Diffee, der Cheforter, war mit seinem Sessel ein wenig nach hinten gerückt, um den Astrophysikern und Helia Margaud Platz einzuräumen.
    Conant sah, was seine Leute im Holo beobachteten. Die schwarze Kugel beherrschte das Bild. Conant brauchte die Daten nicht eigens abzulesen. Er wusste, dass ihr Durchmesser 35 Millionen Kilometer betrug – das 25-Fache des normalen Sonnendurchmessers.
    Nichts und niemand wusste, was sich unter der Fimbul-Kruste tat, die den Stern vor fünf Tagen überzogen hatte. Vieles sprach dafür, dass die primäre Kernfusion im Herzen der Sonne zum Erliegen gekommen war. Welche Auswirkungen das Aufblähen der Fusionszone hatte? Ob noch thermische Energie produziert und wohin diese gegebenenfalls transportiert wurde? Ob die Rotation der Sonne zum Erliegen gekommen war oder nicht? Dank der Fimbul-Kruste waren das bis auf Weiteres unbeantwortbare Fragen.
    Conant wies auf den schwarzen Globus. »Was gibt es Neues?«
    Helia Margaud sagte: »Es ist erneut ein Versuch gescheitert, die Kruste zu durchstoßen. Wir haben soeben den Datensatz einiger Explorer-Einheiten erhalten. Willst du die Aufzeichnung sehen?«
    Conant hatte nicht das geringste Interesse daran. Er nickte trotzdem.
    Margaud steckte eine Strähne rubinroten Haares hinters Ohr. Ihre Haut war geradezu schneewittchenhaft weiß. Um den Mund zogen sich einige Falten, vielleicht Narben. Conant fand die blassen, schmalen Lippen anziehend.
    Er konzentrierte sich auf das Holo. Zehn überproportional groß dargestellte Schiffe der Flotte bezogen Position im Orbit der Sonne. Es handelte sich, wie Conant den Daten entnahm, um Schiffe der QUASAR-Klasse, würfelförmige Omni-Ultraschlachtschiffe von 3000 Metern Kantenlänge. Die Kennung wies sie als Einheiten der Ersten Mobilen Kampfflotte des Solsystems aus.
    Die Würfelschiffe näherten sich der Fimbul-Schale bis auf drei Millionen Kilometer. Sie formierten sich zu einem Kreis und feuerten.
    Natürlich blieb das Geschützfeuer unsichtbar. Conant entnahm den holografischen Symbolen, in welchem Zielgebiet die Paratronwerfer der Schiffe ihre Injektionsflächen erzeugten. Die Nug-Schwarzschildreaktoren der zehn Schiffe arbeiteten unter Höchstlast; die Sphärotraf-Kugelspeicher ergänzten die zusätzlich benötigte Energie.
    Der Kernaufrissbereich durchmaß knapp 5000 Meter – ein extrem konzentrierter Beschuss. Die Energie, die während des Angriffs in den Hyperraum abgeleitet wurde, entsprach schwindelerregenden 30 Gigatonnen-TNT. Die Wirkung beschränkte sich auf eine Millisekun--de – wenn denn von Wirkung überhaupt die Rede sein konnte.
    Conant hätte es gern wenigstens aufblitzen gesehen, hätte dem Angriff wenigstens die Spur eines Effektes gegönnt. Aber nichts auf der Fimbul-Kruste regte sich. Es war, als gehörte die Schale einer anderen Realität an, als wäre sie auf ihre Art abwesend von allem.
    Die zehn Schiffe feuerten noch einmal synchron, dann einzeln und in einem Abstand von zunächst einer, dann zehn Millisekunden. Auch diese Manöver blieben erfolglos.
    »Tja«, sagte Sipress.
    »Das ist interessant«, sagte Margaud. Sie studierte die Daten. »Es hat in der Fimbul-Kruste offenbar so etwas wie eine Reaktion gegeben.«
    Conant zog die Augenbrauen hoch. Er hatte nichts davon bemerkt.
    »So könnte man es nennen«, sagte HUMPHREY.
    »Klärt mich auf!«, bat Conant.
    Das Schiffshirn sagte: »857 Mikrosekunden vor dem primären Aufriss nach synchronem Beschuss gibt es im Aufrissbereich eine Verschiebung im Energiemuster der Kruste. Sie schwächt sich im Intervall von 85,7 Mikrosekunden ab, bis sie 771,3 Mikrosekunden vor Errichtung der Injektionsflächen auf

Weitere Kostenlose Bücher