Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2633-Der tellurische Krieg

PR2633-Der tellurische Krieg

Titel: PR2633-Der tellurische Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
schnellen Sätzen in Sicherheit zu bringen.
    Von Weitem war es ihm nicht aufgefallen, aus der Nähe erschien ihm der Riese eher grob modelliert. Unfertig war das passende Wort. Als hätte ein unbekannter Künstler eine Form getestet und danach zur Seite gelegt.
    Dabei war der Kopf durchaus menschenähnlich. Die nur angedeutete Nase war allerdings viel zu klein in diesem kolossalen Gesicht. Der geschlossene Mund wirkte verzerrt.
    Wie jemand, der Schmerzen empfindet.
    Täuschte er sich, oder zuckten die geschlossenen Augenlider leicht? Mit angehaltenem Atem schaute Geronimo Abb in die Höhe. Das violette Irrlichtern hinter den Lidern schien ihm kräftiger als vor zehn oder fünfzehn Minuten, als er es vom Rand der Lichtung aus gesehen hatte.
    Vergeblich suchte er nach einem Größenmaßstab. Bestenfalls einige Baumstümpfe konnten dafür herhalten. Zehn Meter, schätzte er, durchmaß der Schädel durchaus.
    Er schluckte schwer. Zehn Meter allein der Kopf, das war Irrsinn.
    »Was hast du vor?«, rief DayScha.
    Sie folgte ihm. Dass er sie mit einer heftigen Geste auf Distanz verwies, registrierte sie überhaupt nicht.
    »Ich will ihm helfen«, sagte er, als die Cheborparnerin gleich darauf zu ihm aufschloss.
    »Wie? Mit bloßen Händen?«
    »Du hast ...« Er schwieg. Eine Bö peitschte den Regen beinahe waagerecht heran. Der Wind riss zerfetztes Laub und sogar kleinere Äste mit sich.
    Urplötzlich erfüllte ein Knistern und Knacken die Lichtung.
    DayScha entdeckte mithilfe ihres Restlichtmonokels zuerst, woher diese Geräusche kamen. Mit dem ausgestreckten Arm zeigte sie auf zerknitterte Metallfragmente, die zweifellos von dem großen Aggregatblock abgebrochen waren, aus dem der Oberkörper des Riesen herauswuchs. Jedenfalls lagen die meisten Teile dort verstreut.
    Das Licht der Cracker erzeugte eine funkelnde Bewegung der Nacht. Ruckartig verformten sich die großen Bruchstücke, als würden sie von Stroboskopblitzen gezeigt. Wie dünne, zusammengeknüllte Metallfolie, die sich in dem Bestreben, ihre ursprüngliche Form wieder anzunehmen, langsam entfaltete.
    »Was immer das für Maschinen waren, sie versuchen zumindest, sich zu regenerieren«, stellte Geronimo fest.
    »Eine Reparaturroutine?«
    »Sieht ganz danach aus. Vielleicht auch nur Materialgedächtnis. Was beim Aufprall abgerissen ist oder abgesprengt wurde, wächst trotzdem nicht wieder zusammen.«
    »Du verstehst einiges davon?«, fragte DayScha zögernd.
    Geronimo schenkte ihr ein breites Grinsen. »Von Technik? Ich denke schon. Mein Zweisitzer funktioniert einwandfrei, oder? Ist ja nicht gerade das neueste Modell.«
    »Und sein Lebenserhaltungssystem?« Nachdenklich taxierte die Cheborparnerin den großen Maschinenblock.
    »Keine Ahnung«, gestand Geronimo. »Von hier kommt der Riese bestimmt nicht mehr weg.« Er schleuderte einen Cracker mit weit ausholender Bewegung in die Höhe, schaffte es aber nicht einmal, die kleine Lichtquelle über den Giganten hinwegzuwerfen.
    Der Cracker prallte gegen den mächtigen Leib, und für einige Sekunden sah es aus, als bliebe er an dem unteren Arm hängen. Dann rutschte das grelle Licht ab und blieb dicht neben dem Körper im aufgewühlten Boden liegen.
    Im unmittelbaren Widerstreit von Licht und Schatten wurden viele Wunden sichtbar. Vor allem war zu erkennen, dass der strömende Regen das austretende Blut schnell abwusch.
    »Eine gewaltige Statue«, murmelte Geronimo Abb. »Stell dir vor, sie stünde im Zentrum einer Stadt ...«
    »Das ist ein Lebewesen, keine Statue«, widersprach DayScha. »Warum fällt es dir schwer, das zu akzeptieren?«
    »Weil ...« Er blickte in die Höhe, schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich nicht wohl als Ameise.«
    Blitzschnell bückte sich die Cheborparnerin. Ihre Hand fuhr durch den aufgewühlten Boden. Humus rieselte zwischen ihren Fingern hindurch, als sie sich wieder aufrichtete.
    »Meinst du das?« Sie streckte Abb die Hand entgegen.
    Er sah Würmer, Asseln und einige größere Ameisen.
    »Welches davon ...?«
    Er zeigte ihr die Ameisen.
    DayScha reckte ihm das borstige Kinn entgegen. »Glaubst du, sie fürchten mich?«
    »Ich fürchte mich nicht vor dem Riesen«, sagte Geronimo.
    »Aber sicher!«, meckerte die Cheborparnerin.
    »Hätte ich mich dann so nah an ihn herangewagt?«
    »Du willst mir beweisen, was du kannst«, behauptete sie. »Männer sind auf allen Welten gleich. – Warum hilfst du ihm nicht?«
    »Wie denn? Soll ich Zaubersprüche murmeln? Oder etwas moderner:

Weitere Kostenlose Bücher