Prada Party und Prosecco - Roman
kreischen, selbst die dürren, perfekt gestylten, versnobten Tussis, die sich eigentlich für was Besseres hielten. Wir kreischten alle im Chor. Und mir wurde klar, dass ich glücklich war. Ich wollte gar nicht das haben, was Carena hatte. Ich wollte nicht so sein wie alle anderen hier. Ich wollte das, was ich hatte. Nein, passender wäre: Ich wollte das, was ich mir verdient hatte.
Ich wollte keinen aus der Gruppe ausschließen, also tanzte ich mit allen. Dann füllte sich die Tanzfläche nach und nach, sodass es sowieso egal war. Philly pirschte sich an Cal heran, aber es gelang ihm, ihr so geschickt auszuweichen, dass sie schließlich mit Wolverine tanzte. Oder eigentlich tanzte sie weniger, sondern hüpfte vielmehr herum wie ein Zicklein, aber so weit schien alles gut zu laufen. Für jemanden, der sich gerne damit vergnügte, im Schlamm herumzukriechen, gab James mit seinem Hüftschwung ziemlich an. Rufus tänzelte mit einer sexy Kellnerin hin und her. Carena war es wohl egal, sie stand noch immer auf der Bühne und sah Mark in die Augen. Es war fantastisch, wir tanzten während des kompletten Konzerts und zwei Dacapos und forderten noch mehr Zugaben, bis wir schließlich aus dem Gebäude liefen, noch immer Champagnerflaschen in der Hand.
Wolverine und Philly schienen verschwunden zu sein, ebenso wie natürlich Braut und Bräutigam, und wir vier schwebten auf einer Wolke aus Lachen und Glückseligkeit, als wir die Park Lane entlangliefen und in den Taschen der geliehenen Klamotten herumwühlten, um zu sehen, ob irgendjemand Kleingeld fürs Taxi fand. »Okay, okay, ich übernehme das«, seufzte James schließlich. »Pah, ihr Studenten. Und dann du.«
»Ich glaube, ich habe heute ordentlich Kohle gemacht«, verteidigte ich mich, fügte aber rasch hinzu: »Auch wenn ich davon noch nichts zu sehen bekommen habe.«
Beinah augenblicklich fuhr ein Taxi vorbei. Eck und ich setzten uns auf die eine Seite, James und Cal auf die kleineren Sitze gegenüber. Wir waren furchtbar albern und hörten gar nicht mehr auf zu kichern.
»Ich hätte nie gedacht, dass ihr solche Pop-Fans seid«, meinte ich. »Verträgt sich das denn mit dem ganzen Grime-Zeug, auf das du so stehst?«
»Klar, ich find’s gut«, grinste Cal und streckte seine langen Beine von sich. Er drehte sich zum Fahrer um. »Kumpel, kannst du mich nachher in New Cross absetzen?«
»Kommst du nicht mit nach Hause?«, fragte ich. Ich hatte eigentlich gehofft, wir würden alle aufbleiben, die ganze Nacht Champagner trinken und jede Menge Spaß haben.
»Du bist nicht die Einzige, die heute arbeitet«, meinte er, plötzlich ein wenig gereizt. »In einer Woche ist die Abschlussshow. Also müssen wir uns ranhalten.«
Eck sah unbehaglich aus. »Für mich ist das jetzt sowieso egal«, erklärte er. »Ich fange was ganz Neues an. Richtige Arbeit suchen. In der realen Welt leben und so. Ich muss langsam an die Zukunft denken.«
Er nahm meine Hand und drückte sie entschlossen.
»Ich hätte dich nie für einen Streber gehalten«, sagte ich zu Cal.
»Es gibt vieles, wofür du mich nie gehalten hast«, antwortete er düster und starrte den Rest der Fahrt aus dem Fenster.
Danach stolperten wir ins Haus und hatten nicht mehr ganz so viel Spaß. Eck und ich gingen sofort ins Bett, aber ich konnte nicht schlafen, lag lange wach und starrte an die Decke. Es war ein großer Tag gewesen. Und, beschloss ich, ein guter Tag. Aber warum fühlte ich mich dann so seltsam?
Kapitel siebzehn
I ch ermahnte und bemutterte die Zwillinge. Oder anders ausgedrückt, ich hatte mein eigenes Fotoshooting mit ihnen.
»Ich kann immer noch nicht fassen, dass du uns nicht zu dieser schicken Hochzeit mitgenommen hast«, grummelte Grace.
»Ich war nicht eingeladen«, wiederholte ich zum neunzehnten Mal. »Ich habe dort gearbeitet.«
»Gott, wen wir da alles hätten abschleppen können«, murmelte Kelly und zupfte untröstlich an ihren Häschen-Ohren herum. Ich hasste die dämlichen Dinger, die waren irgendwie so erniedrigend. Es hätten genauso gut Eselsohren sein können oder ein Wieselschwanz oder irgendetwas anderes, das die Notwendigkeit eines Gehirns komplett verleugnete.
»Take That« , staunte Grace. »Meine Mutter steht total auf die!«
»Ja, ja, ich weiß, ihr seid ja ach so jung«, brummelte ich. »Aber die waren wirklich super.«
»Julius, warum nimmst du uns nicht mal zu einer Hochzeit mit?«, quengelte Kelly. Julius schnaubte geräuschvoll.
»Weil ich kein Hochzeitsfotograf
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