Prada Party und Prosecco - Roman
schrecklich und schwierig und das alles, aber sie war auch immer noch meine Freundin. Meine älteste Freundin, und ich hatte sie gern.
»Das kommt schon alles in Ordnung«, behauptete ich, obwohl ich mir nicht so sicher war. Es war mir eigentlich nie in den Sinn gekommen, aber dass Rufus mich so schnell verlassen hatte, zeugte wirklich nicht von Durchhaltevermögen.
»Ach, vergiss es, was soll’s. Das hat er früher auch schon gemacht. Im Ernst, du kannst dir gar nicht vorstellen, was für einen Verschleiß an Putzfrauen wir haben. Er würde nur zu gerne jede alte Schnepfe flachlegen. Er ist wie einer von diesen Hunden, die man kastrieren sollte.«
»Aber du liebst ihn«, stellte ich fest.
»Na, immerhin habe ich mich in dieses Kleid gezwängt, oder etwa nicht?«
Sie sah hinunter auf vermutlich sechzigtausend Pfund Haute Couture – Galliano, unverkennbar –, die jetzt ein paar Wasserflecken aufwiesen.
»Ich meine, ich hab mir eingeredet, dass es nicht so wichtig ist. Und das ist es auch nicht. Es hat nichts zu bedeuten. Denn das hier ist alles, was ich immer wollte. Ein charmanter Ehemann, eine riesige Hochzeit, jede Menge Geld, ein tolles Haus, das alles.«
»Und du siehst umwerfend aus«, fügte ich eifrig hinzu.
»Stimmt.« Sie nickte ohne jeden Anflug von Eitelkeit. »Ich sehe umwerfend aus. Ich hab seit Wochen nichts als Orangen gegessen.«
»Klingt spaßig.«
»Was ist denn mit deinen Haaren passiert?«
»Ich gehe inzwischen mit einem Golden Retriever.«
Ihre Mundwinkel verrieten den Anflug eines Lächelns.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte ich. »Soll ich deine Mum suchen? Willst du nach Hause?«
Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte, dann kippte sie noch einen Schluck Champagner hinunter.
»Du machst Witze.«
»Äh …«
Carena stand auf und suchte einen Spiegel. Aus irgendeiner geheimen Innentasche zog sie ihr Make-up-Täschchen hervor und begann eifrig, ihr Gesicht wieder herzurichten.
»Das geht schon klar, Schätzchen. Wir werden ein tolles Leben führen und so glücklich werden, wie man es nur sein kann. Vielleicht lege ich mir eines Tages auch einen Liebhaber zu. Das ist alles nur zu meinem Besten.«
In null Komma nichts hatte sie die Spuren der Tränen beseitigt. Natürlich war Carena auch beim Weinen perfekt.
»Nein, das wird schon alles irgendwie gehen. Das hier erzählst du doch keinem …«
»Natürlich nicht«, beteuerte ich. Carena kam zu mir und umarmte mich.
»Danke.« Sie lächelte. »Ich brauchte nur … ein bisschen Zeit …«
»Klar.« Ich umarmte sie ebenfalls. »Du wirst glücklich werden.«
»Das bin ich doch immer«, erklärte sie. Dann leerte sie mit einem letzten Schluck die Flasche, rülpste wenig damenhaft, warf die Flasche beiseite und schloss die Tür auf.
»Ihr Süßen !«, hörte ich sie rufen, als sie hinaustrat. »Ihr müsst euch einfach in unserer zauberhaften Grotte ablichten lassen! Ist das nicht ein Riesenspaß?«
Schließlich sprach es sich herum, die Leute kamen herein und ließen sich porträtieren, und einige erkannten mich wieder, aber erstaunlicherweise waren viele von ihnen sehr nett (mal abgesehen von den Kommentaren über meine Haare, bei denen ich gute Miene zum bösen Spiel machte, auch wenn ich innerlich beschloss, meinem Schopf noch an demselben Abend mit einer Komplettrasur à la Britney Spears zu Leibe zu rücken), und gegenüber dem Rest gab ich mich als coole und hippe Fotografin. Sobald die Leute merken, dass es einem wirklich egal ist, lassen sie einen auch in Ruhe. Also war es tatsächlich ein äußerst erfolgreicher Tag. Ich knipste ein paar Farmer in einer großen Gruppe, die mir alle wie präpubertäre Eulen hinterherheulten; zwei verwegene junge Troubadoure und Rufus selbst, der mich darum bat, ihn umringt von »allen Weibern der Party« zu fotografieren, was übrigens seine Frau nicht einschloss. Er lächelte mich glücklich an, als wäre alles wieder in Ordnung und er ein wenig zu besoffen oder zu blöd, um sich darum zu scheren, wer ich eigentlich war oder womit man mich in Verbindung brachte. Ich lächelte zurück, so gut ich konnte.
Um zehn Uhr abends war ich völlig fertig von dem vielen Lächeln, Zusammentreiben und Knipsen. Julius hingegen war begeistert. Er würde die Bilder verschicken und einzeln verkaufen können. Und der kleine Kellner hatte mir sogar einen Teller mit köstlichem Essen hereingeschmuggelt, von dem ich annahm, dass Carena es für mich bestellt hatte. Vermutlich war es in Wirklichkeit
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