Prada Party und Prosecco - Roman
sogar ihr eigenes, sodass sie selbst keinen Bissen anrühren musste.
Schließlich wollte ich bereits anfangen zusammenzupacken, als noch mal eine Gruppe zur Tür hereinstürmte.
»Mach ein Foto von uns! Mach ein Foto von uns!«
Ich sah auf und erwartete eine weitere Horde wilder, junger Londoner, was sie im Grunde genommen ja auch waren: James, Eck, Cal und Wolverine. Alle vier waren völlig betrunken und bogen sich vor Lachen.
»Was hab ich euch gesagt?«, grummelte ich. »Ich sagte nein. Nein, nein, nein, nein, nein!«
»Eigentlich bist du gar nicht unser Vater«, verkündete Cal und klammerte sich kichernd an eine halbvolle Flasche Champagner. Ich hatte den Eindruck, Carenas Eltern hatten das Catering wohl ein wenig zu großzügig berechnet.
»Die schmeißen euch noch raus«, warnte ich und versuchte, Wolverine davon abzubringen, an der Kameratasche herumzuschnüffeln.
»Werden sie nicht«, erklärte James stolz. »Carena hat uns erkannt und eingeladen.«
Ich atmete durch. Ich konnte nicht anders, ich war gerührt. Nicht etwa, dass ich mich darüber freute, diesen Haufen Vogelscheuchen zu sehen, die hier als meine … ich sah sie mir genauer an.
»Was habt ihr da nur an ?«
»Wir sind bei der Theatergruppe eingebrochen!«, erklärte James. »Die haben eine richtige Garderobe und so!«
»Ich hab ihnen gesagt, sie sollen es sein lassen«, fügte Eck hinzu. Seine Augen schienen in verschiedene Richtungen zu blicken.
»Nein, nein«, kicherte ich. »Ihr seht toll aus.«
Im Grunde genommen hatten sie sich alle an die Kleiderordnung gehalten: James trug einen roten Morgenrock aus Samt, Cal ein Rüschenhemd (ein wenig in Richtung Adam Ant, aber wirklich cool) und Eck eine fertig vorgebundene Krawatte zum Anstecken. Er taumelte auf mich zu und gab mir einen dicken Kuss.
»Wir haben sogar was mit einem Loch hinten gefunden, für Wolverines Schwanz«, verkündete Cal trocken.
»Aber jetzt fühle ich mich schäbig«, meinte ich und sah verzweifelt auf meine Jeans hinunter.
»Daran haben wir auch gedacht!«, erklärte James, und Eck zog ein Kleid aus seinem vollgestopften Rucksack. Es war aus rotem Samt, hatte einen Gürtel und war eindeutig zu viel des Guten, aber seltsamerweise sah es eigentlich ganz gut aus.
»Du meine Güte«, sagte ich. Und dann: »Auf keinen Fall. Das ist mein erster richtiger Auftrag. Da werde ich mich jetzt nicht danebenbenehmen.«
»Champagner?«, lockte Cal.
Verdammt! Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach. Meine Hand streckte sich ganz von allein aus.
»Geh ruhig, Süße«, bemerkte Julius, der hinter mir Kamerateile zusammenräumte. »Du hast dir heute Abend ein bisschen Spaß verdient.«
Plötzlich drang etwas an mein Ohr, das ich sofort wiedererkannte, obwohl ich es nicht fassen konnte. Das waren doch die Anfangsakkorde von Pray von Take That. Meiner Lieblingsband. Aber es klang nicht wie eine Aufnahme. Das hörte sich eher an wie … ich riss die Tür auf.
Und tatsächlich, am anderen Ende der Tanzfläche standen die vier Mitglieder der Gruppe und winkten dem Publikum zu. Na, das nenne ich mal eine Hochzeitsband!
Ich starrte immer noch zur Bühne, da drehte Carena sich um, und ihr Blick traf den meinen. Sie lächelte und gab mir zu verstehen, ich sollte rüberkommen. Mehr war gar nicht nötig. Ich würde mich Take That mit Sicherheit nicht in meinen Arbeitsklamotten nähern.
»Her mit dem Kleid und dann raus hier!«, zischte ich in Richtung der Jungen.
»Selbst ich?«, fragte Eck.
»Und ich?«, fügte Cal hinzu.
»Und ich?« Julius grinste. »Ich hab sie auch schon gesehen.«
»Das wird langsam so unfair «, jaulte James.
»Raus! Und zwar alle!«
Und dann schlüpfte ich in das Kleid, das mir erstaunlicherweise wie angegossen passte. Ich legte etwas billigen Lippenstift auf, band meine furchtbaren Haare mit einem Gummiband, mit dem wir die Filmrollen zusammenhielten, zu einem Pferdeschwanz hoch und rannte auf die Tanzfläche.
Es war mir egal, dass die Leute mich anstarrten und hinter vorgehaltener Hand über uns fünf redeten, als wir an den inzwischen leeren Tischen vorbeihuschten. Take That war da! Und sie waren fantastisch! Und alles, was wir jetzt noch wollten, war tanzen. Ich erreichte Carena, blieb neben ihr stehen und drückte ihr die Hand.
»Ich weiß!«, flüsterte sie zurück. »Der schönste Tag meines Lebens.«
Genau in dem Augenblick holte Gary sie auf die Bühne, um ihr ein Ständchen zu bringen, und alle Frauen im Raum fingen an zu
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