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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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war verschwunden, um eifrig Networking zu betreiben, also fühlte ich mich mies und verlassen. Rufus hatte versprochen, rechtzeitig da zu sein, und trotzdem stand ich jetzt in diesem tollen, hauchdünnen Kleid allein herum und trottete verloren durch die Gegend, als wäre wieder mein erster Schultag. Ich versuchte, ihn anzurufen, aber sein Handy war ausgeschaltet.
    Schließlich entdeckte ich ihn hinter einer der vielen zarten Stoffbahnen in der Ecke eines Zeltes. Von da aus, wo er stand, konnte er mich nicht sehen. Gott, er war so schön. Das dunkle Haar hatte er nach hinten gekämmt. Dann die strahlend weißen Zähne und natürlich der Kordanzug.
    Offensichtlich hatte für die Dekoration hier Marokko Pate gestanden, jedenfalls lagen allenthalben Kissen verstreut, und es gab auf der Rasenfläche und in kleinen Ecken wie dieser überall Kerzen. Die drapierten Tücher hatten von weißem Leinen zu rotem Samt gewechselt. Eine Seite des Zeltes war zwar zum Garten hin offen, aber wir waren fast völlig vor Blicken geschützt.
    Ich schaltete das Handy ab, das schon wieder geklingelt hatte. Es war Daddy gewesen, aber ich war nicht drangegangen. Ich hielt auf Rufus zu. Er sprach gerade mit jemandem. Aber ich konnte nicht erkennen, mit wem.
    »Du böses, böses Mädchen!«, neckte er in diesem mir so vertrauten Tonfall.
    »Oh, Rufus, glaubst du etwa, da ist eine Tracht Prügel fällig?«, ertönte die Antwort.
    Ich erstarrte. Das war Carenas Stimme. Das konnte doch nicht sein!
    Wie angewurzelt blieb ich stehen. Ich konnte nicht fassen, was da abging, und auch noch direkt vor meinen Augen. Sie standen so nah beieinander … Carena trug einen extrem aggressiv wirkenden Minirock. Neben ihr kam ich mir in meinem romantischen Kleid plötzlich furchtbar albern vor.
    »Komm her, du«, gurrte Rufus. Das sagte er immer zu mir. Aber diesmal galt es einer anderen Frau. Es war, als würde ich mir einen Film anschauen und in der Hauptrolle zwei Menschen sehen, die ich überhaupt nicht kannte. Ich sah dabei zu, wie Carena sich zu ihm vorbeugte, und dann küssten sie sich plötzlich.
    In dem Augenblick, in dem sie sich berührten, kam ich auf einmal wieder zu mir. Und hörte mich schreien.
    »Was, zum Teufel …!«
    Und das Schlimmste daran war, dass sie nicht einmal erschreckt auseinanderfuhren. Rufus schüttelte nur den Kopf, er sah aus wie ein verwirrter Hund. Carena schaute mich mitleidig an – mit diesem Blick, den ich in der Schule so oft bei ihr gesehen hatte. Aber bislang hatte er nie mir gegolten. Das tat weh.
    »Was, zum Teufel , treibt ihr da?«, kreischte ich und ließ den Partylärm um mich herum ersterben.
    Plötzlich blendeten mich Blitzlichter. Die Paparazzi wussten vielleicht nicht, wer ich war, aber sie witterten hier ganz klar eine Story.
    Carena wandte sich mir zu. »Ich weiß, dass das jetzt furchtbar für dich aussehen muss«, verkündete sie unglaublich gelassen.
    Ach ja?
    »Aber, Sophie, ich glaube, wir haben die wahre Liebe gefunden! Und nichts kann uns mehr trennen.«
    »Hm, hm«, machte Rufus.
    Mein Hirn versuchte zu verarbeiten, was sich da vor meinen Augen abspielte. Sie hatten sich in eine Ecke verdrückt, seine Hand lag auf ihrem Hintern. Das sah nicht so ganz nach wahrer Liebe aus.
    Aber ich dachte an das, was ich Carena am Nachmittag erzählt hatte. Über diesen Mann, dieses Leben, den Spaß, den wir zusammen hatten – das war alles, was ich je wollte. All die Jahre waren wir Freundinnen gewesen, und immer hatte ich sie bewundert, sie war so wunderbar, so cool, so tough und witzig. Zum ersten Mal hatte ich jetzt etwas, das sie auch haben wollte … und dann hatte sie es sich genommen. Einfach so.
    Philly rauschte herbei, grotesk in ihrem Maxi-Kleid, das sie aussehen ließ, als würde sie auf Knien daherkriechen. »Tut mir leid, Carena, ich hab versucht, sie abzulenken …«
    O Gott, sie war also in alles eingeweiht. Wann hatten sie sich diesen netten kleinen Plan zurechtgelegt?
    Ich starrte die drei an und merkte, dass meine Lippen zitterten wie eine Qualle. Ich wollte gerne irgendetwas Witziges und Niederschmetterndes vom Stapel lassen. Gut, okay, mir fiel absolut nichts Witziges und Niederschmetterndes ein. Etwas Derbes hätte es auch getan. Aber ich öffnete den Mund, und es kam nichts heraus. Gar nichts. Es war so, als ob Rufus mir nicht nur das Herz aus der Brust gerissen hätte, sondern die Stimmbänder gleich mit dazu. Ich wartete noch zwei Sekunden, nur für den Fall, dass Rufus sich umdrehen,

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