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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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Sie noch mehr!«, kreischte ich. »Machen Sie ihn wieder gesund!«
    »Wir geben unser Bestes.«
    »Dann geben Sie es schneller!«
    Auf einmal herrschte Stille im Raum. Zuerst wusste ich nicht, warum; aber da waren all diese Maschinen, die gepiept und gebrummt und zischende Geräusche von sich gegeben hatten. Und plötzlich waren sie verstummt.
    Ein kräftiger Mann mit rasiertem Schädel, der sich über Daddy gebeugt hatte, lehnte sich zurück. »Es tut mir leid.« Er sah Gail und mich an. »Es tut mir wirklich leid. Er ist tot.«
    Irgendwo tief aus meinem Inneren stieg ein gewaltiges Heulen in mir auf, ich weiß nicht einmal genau, woher es kam … »Daddy! Daddy!«
    Die Sanitäter wirkten verlegen. Ich streckte die Hand nach ihm aus – nach Daddy – dem Toten, ich wusste es nicht genau – und brach über ihm zusammen, umarmte ihn, so fest ich konnte. Sein Körper war noch immer warm. Aber das war auch alles. Ansonsten spürte ich nichts mehr. Er roch auch nicht wie sonst – nach Zigarren, abends nach Whisky, morgens nach Rasierwasser. Er roch nach Desinfektionsmittel und seltsamerweise irgendwie auch verbrannt.
    »Daddy«, wimmerte ich, als die Tränen mir über die Wangen rannen. Ich glaube, die Sanitäter waren wirklich rücksichtsvoll, denn sie warteten so lange, wie sie konnten, bevor sie ihre Sachen zusammenpackten, an den Bestattungsunternehmer übergaben und schließlich davonfuhren.
    Im stillen Haus sahen Gail und ich uns schließlich an. Jahre der Feindseligkeit standen zwischen uns wie ein riesiger Felsblock. Den wollte ich plötzlich am liebsten beiseiteschieben, auf sie zulaufen, den ganzen Ärger und die Eifersüchteleien vergessen. Ich wollte nur noch, dass mich jemand in den Arm nahm.
    »Gail …«
    Sie unterbrach mich barsch. »Er hat dich angerufen. Er wollte, dass du bei ihm bist. Aber du warst ja wohl zu beschäftigt, um ans Handy zu gehen.«
    Unvermittelt verließ sie den Raum.

Kapitel fünf
    E s ist schwierig, die Zeit nach dem Tod meines Vaters zu beschreiben. Noch nie hatte ich solchen Schmerz empfunden. Heute habe ich diese Trauer weggesperrt, sie tief in meinem Inneren vergraben. Diese Wochen der Alpträume, aus denen ich hochschreckte, nur um dann alles noch einmal zu durchleben; die schemenhaften Tage im Tablettennebel, an denen ich nicht einmal die Vorhänge zurückzog. Das war ein düsterer Ort, an den ich nie wieder zurückkehren will.
    Gail kümmerte sich um alles, weil ich überhaupt nichts tun konnte. Ich konnte nichts essen, ich konnte nicht aus dem Haus gehen. Ich brauchte so dringend jemanden, der mich in den Arm nahm und mir erzählte, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Ich brauchte einen Freund. Ich brauchte meine Freundinnen. Aber ich hatte nichts mehr.
    Ich rief an. Carena nahm nicht ab, obwohl sie meine Nummer erkannt haben muss. Dann versuchte ich es bei Philly, die, nach ein paar megalahmen Beileidsbekundungen, mit einer Kleinmädchenstimme piepste: »Bist du sehr böse auf Carena?«
    »Wie bitte?«, fragte ich. Böse war gar kein Ausdruck. »Sie hat … sie hat sich benommen wie eine …«
    »Ich weiß, dass sie sich deswegen auch ganz schrecklich fühlt«, erklärte Philly. »Und das mit den Gina-Schuhen hat ziemlich wehgetan.«
    »Gut«, versetzte ich grimmig. »Ich hatte gehofft, der Diamant würde irgendwem ein Auge ausschlagen.«
    »Sie hat mir erklärt, dass die Leidenschaft sie einfach übermannt hat … sie war stärker als sie beide …«
    »Weißt du was, ich hab im Moment wirklich Wichtigeres im Kopf«, sagte ich bitter.
    »Okay«, erwiderte Philly. »Hm, was ist denn mit der Beerdigung …«
    »Komm bloß nicht«, knurrte ich. »Ich will euch beide nicht sehen.«
    Das bereute ich später wirklich. Es war ja nicht meine Beerdigung, obwohl das Carena und Rufus sicher ganz gut in den Kram gepasst hätte. Aber sie hätten wirklich kommen sollen. Philly hat schließlich früher immer heimlich alle Muffins bei uns in der Küche verdrückt, und als mein Vater sie eines Tages dabei erwischte, lachte er Tränen und ließ einen großen Korb davon zu ihr nach Hause schicken. Und Carena hat ihm immer wieder geduldig dargelegt, warum wir die Musik so laut hören mussten. Sie waren auch ein Teil von Dads Leben. Wenigstens hatte er Rufus nie kennengelernt. Aber das bedeutete auch, dass zur Beerdigung niemand kam, den ich kannte, nur Hunderte von Finanzleuten.
    »Er war so ein guter Mensch.«
    »Ein toller Geschäftsmann.«
    »Die Zusammenarbeit mit ihm war

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