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Prag

Prag

Titel: Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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verschwunden wie Spuren im Sand. Teils wurden sie abmontiert, teils hat man sie einfach übertüncht wie z. B. den großen roten Stern über dem ehemaligen Hotel International, der mittlerweile grün ist. Der ideologisch markante Schmuck mit Arbeitern und Bauern, Hammer, Sichel und Sternen, der die Fassade ziert, blieb bislang jedoch erhalten. Das Gebäude selbst, eine Art Prototyp des sozialistischen Realismus, das in Anlehnung an die Lomonossow-Universität in Moskau entstand, beherbergt heute das Crowne Plaza Hotel (Podbabská, Dejvice). Auch Namensänderungen wurden vielfach durchgeführt. So benannte man z. B. die Metrostation Gottwaldova in Vyšehrad um, aus Leninova wurde Dejvická und aus Moskevská („Moskauer“) Anděl. In Letzterer finden sich noch Reliefs mit Hammer und Sichel, Arbeitern, Bauern, Fahnen und Kosmonauten, genauso an der Nationalen Gedenkstätte am Vítkov.
    Dazwischen, an der Seifertova, liegt das Stadion des lokalen Fußballclubs „Viktoria“, dem „FC St. Pauli“ Prags. Dieses Eck bis hinauf zur Metrostation Flora ist zugleich das lebendigste und schönste des Stadtteils. Auch kann man hier einen Streifzug durch die vielen berühmt-berüchtigten Žižkover Bierkneipen unternehmen – angeblich bot der Stadtteil während der Ersten Republik die weltweit höchste Anzahl an Gasthäusern pro Quadratkilometer. In den Kneipen geht es teils zu, als würde man noch immer den Sieg desHussitenführers Jan Žižka, dem Namensgeber des Stadtteils, über das Kreuzfahrerheer begießen. Und nirgendwo in Prag ist das Publikum bunter. In intimen Clubs wird ausgiebig getanzt, und die Schwulen- und Lesbenszene trifft sich zwischen unscheinbaren Mietshäusern und kleinen Geschäften.
    Abseits davon geht es erheblich ruhiger zu, zumal viele Winkel Žižkovs bislang nur schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Das wird sich jedoch ändern: Die künftige Metrolinie D, deren Fertigstellung für 2016 angekündigt ist (mit deren Bau aber noch gar nicht begonnen wurde!), wird durch Žižkov führen.
    Das Gros der Touristen lässt Žižkov links liegen, und die wenigen, die kommen, besuchen vorrangig den → Nové Židovské Hřbitovy , den Neuen Jüdischen Friedhof, oder den → Televizní Vysílač Praha , den die ganze Stadt überragenden Fernsehturm. Außerdem kann man den → Vítkov besteigen, einen länglichen Hügel, der die beiden Viertel Žižkov und Karlín voneinander trennt. Auf dem Hügel befindet sich die Nationale Gedenkstätte (Národní památník) , die seit 2009 als Museum der Öffentlichkeit zugänglich ist – sie ist allemal spannender als das → Armeemuseum (Armádní muzeum) zu Füßen des Vítkov.

Žižkov
Sehenswertes

    Vítkov ( Veitsberg) : Hoch
über Prag hat manhier Jan Žižka ein Denkmal
gesetzt, so gigantisch, als hätte der einäugige Hussitenführer nicht nur ein
Kreuzfahrerheer besiegt, sondern die Erde auch noch vor einem Überfall der
Klingonen bewahrt. Das Denkmal ist das größte bronzene Reiterstandbild der
Welt. Aus der Nähe betrachtet, wirkt es aber gar nicht so imposant. Hinter ihm
liegt die Nationale
Gedenkstätte (Národní
památník ) , ein riesiger konstruktivistischer Würfel aus den
1920er-Jahren, der zum Ruhm der neuen Republik errichtet wurde. Die Kommunisten
zweckentfremdeten das Bauwerk und machten daraus ein Mausoleum. Unter anderen
fand darin auch der einstige Präsident Klement Gottwald seine Ruhestätte,
aber nicht die letzte: 1990 bettete man ihn schließlich um auf den Friedhof
Olšany (s. u.). Der Arme erlag übrigens einer Grippe, die er sich beim
Begräbnis Stalins geholt hatte. Die Gedenkstätte gehört heute zum
Nationalmuseum und kann seit 2009 besichtigt werden. Neben der Zentralhalle,
einer Kapelle für gefallene Soldaten und einem Kolumbarium befindet sich darin
auch eine kleine Ausstellung, die die bedeutendsten Eckdaten der
Tschechoslowakei und der Tschechischen Republik thematisiert. Unter der
Gedenkstätte erstreckt sich ein Atombunkerlabyrinth (nicht zugänglich).
    Anfahrt M  B, C Florenc,
weiter mit B  133U Památníku, von dort
führen Spazierwege nach oben. Nationale Gedenkstätte im Sommer tägl. (außer
Mo), im Winter nur Do–So 10–18 Uhr. Eintritt 4,50 €, erm. 2,50 €,
Familien

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