Prag

Burg.

Architektur
Gotik
    Wie überall in Europa hielt die Gotik auch in Prag Mitte des 13. Jh. ihren großen Einzug. Himmelwärts strebende Bauwerke, Spitzbögen, Kreuzrippengewölbe und große Fensteröffnungen ersetzten die schweren, breit gelagerten Bauten der Romanik. Das Bauwerk, das bis heute als Inbegriff gotischer Architektur gilt, ist die Kathedrale. Angelehnt an französische Vorbilder sollte auch mit dem Sankt-Veits-Dom in Prag der Idealtypus einer Kathedrale geschaffen werden – jedoch konnte während der Gotik lediglich das Chorhaupt in Ansätzen fertig gestellt werden (→ S. 195). Die Gotik ist in Prag aber nicht nur bei sakralen Bauwerken zu finden, auch Türme, Brücken und Patrizierhäuser wurden in dieser Manier errichtet. Dass diese nicht sofort ins Auge fallen, liegt wie bei den romanischen Bauten v. a. daran, dass spätere Renaissance- und Barockumbauten den ursprünglichen Stil regelrecht übertünchten. Noch heute kann man in manchen Häusern der Altstadt gotische Keller und Gewölbe finden. Zu den bedeutendsten gotischen Bauten der Stadt gehören neben dem Chor des Sankt-Veits-Doms das Sankt-Agnes-Kloster , die Altneusynagoge , die Teinkirche , der Altstädter Brückenturm und die Karlsbrücke . Während im übrigen Europa gegen 1500 die Epoche der Gotik endete, blieb sie in Prag bis zum Anfang des 17. Jh. erhalten. Insbesondere die Hussiten förderten die Gotik noch lange Zeit, da der neue Stil – die Renaissance – aus dem katholischen Italien kam und so für sie nicht akzeptabel war.

Architektur
Renaissance
    In der zweiten Hälfte des 16. Jh. führten italienische Handwerker dann doch die neuen Formen ein, insbesondere die Spätrenaissance(Manierismus) sollte in Prag Anklang finden. Sehnte man sich in der Epoche der Gotik noch nach einer schnellen Überwindung des „elenden“ Erdendaseins und nach dem Jenseits, entdeckte man in der Renaissance die Schönheit und Harmonie der Welt. Angewandt wurde der Baustil in Prag weniger bei sakralen als vielmehr bei säkularen Gebäuden. Die neuen Bautypen waren Lustschlösser wie Hvězda oder Belvedér , Ballhäuser wie das Große Ballhaus im Königsgarten oder Paläste wie das Palais Schwarzenberg . Vor allem am Palais Schwarzenberg, der als schönster Renaissancebau der Moldaustadt gilt, lassen sich die typischen Stilelemente der Epoche nachvollziehen: figürliche und geometrische Sgraffiti, ornamentales Stuckwerk in den Innenräumen und nach altrömischen Vorbildern errichtete Arkadenloggien. Übrigens wird die Prager Renaissance von ausländischen Kunsthistorikern gerne übersehen. Der Grund: Mit der böhmischen Renaissance lassen sich keine Baumeister von europäischem Rang in Verbindung bringen, wie beispielsweise Peter Parler mit der Gotik und Christoph Dientzenhofer mit dem Barock.

Architektur
Barock
    Nicht übertrieben ist es, Prag als eine der europäischen Hauptstädte des Barock zu bezeichnen, eines Baustils, der im 16. Jh. ebenfalls in Italien entstanden war. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 kam er auch in der Moldaustadt zur Geltung. Der Sieg der katholischen Partei war zugleich der Auftakt für die neue Kunstepoche, für die zunächst überwiegend ausländische Baumeister wie Carlo Lurago und Giovanni Domenico Orsi zuständig waren. Der Barock, von den katholischen Habsburgern zum „Reichsstil“ erhoben, sollte religiöse Frömmigkeit, aber auch weltliche Daseinsfreude symbolisieren. Unter denJesuiten, die die Gegenreformation des Landes vornehmlich lenkten, wurde der prunkvolle barocke Um- oder Neubau von Kirchen gefördert. Mit ihnen kamen auch viele deutschsprachige Baumeister nach Prag, darunter Joseph Emanuel Fischer von Erlach aus Wien und Christoph Dientzenhofer aus Oberbayern. Insbesondere mit dem Namen Dientzenhofer sind viele Barockbauten Pragsverbunden, woran auch Kilian Ignaz (1689–1751), der Sohn Christoph Dientzenhofers, großen Anteil hat. In Prag wurde v. a. darauf geachtet, den aus Italien adaptierten Baustil mit natürlichen Begebenheiten der Stadt in Einklang zu bringen. Herausragendes Beispiel dafür ist das Barockschloss Troja : Das Prachtgebäude im Stil einer frühbarocken italienischen Villa liegt harmonisch eingebettet zwischen Weinbergen und Moldauufer. Das Ideal der harmonischen, an der Antike angelehnten Ordnung