Prag
Plattenbauten verantwortlich war. Seine Ernennung zum AuÃenminister kam so prompt, dass manche kalt duschen mussten, weil seine Stelle so schnell nicht wieder besetzt werden konnte.
1990 gab es schlieÃlich nach langer Zeit wieder die ersten freien Wahlen, zu denen nicht nur jeder gehen durfte, sondern auch ging: Die Wahlbeteiligung lag bei 99 %. Havls Bürgerforum gewann. Demokratie war nun da, aber eine Zukunftsfrage bewegte alle osteuropäischen Länder: Wie schafft man den Ãbergang von einer veralteten Planwirtschaft zu einer freien Marktwirtschaft, wenn die Gesellschaft â wie Havel es ausrückte â an einer âPostgefangenschaftspsychoseâ litt, der Unfähigkeit, selbst Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
Geschichte
Die Spaltung des Landes und der Beitritt zur EU
Relikte aus sozialistischer Zeit: Relief am VÃtkov
Am 1. Januar 1993 erfolgte die Trennung der ÄSFR (der Name existierte seit 1990) in die Tschechische und die Slowakische Republik. Das Gros der 1,5 Mio. Mitglieder der Kommunistischen Partei hielt fortan das Fähnchen der Demokratie und des Kapitalismus in den Wind. Viele alte Parteimitglieder machten Karriere in Politik und Wirtschaft, brachten es auf Ministerposten oder in die Vorstände internationaler Unternehmen wie Å koda Auto oder HVB-Bank. Daher überrascht es auch nicht allzu sehr, dass bei der 1996 gegründeten Behörde, die die Verbrechen der Kommunisten dokumentieren und untersuchen sollte, bislang wenig herauskam. Bei vielen einstigen Dissidenten herrscht deswegen bittere Enttäuschung. Erst seit 2007 gibt es das staatliche Institut für das Studium totalitärer Systeme, das vergleichbar mit der Birthler-Behörde in Deutschland ist und auf die Akten der Geheimdienste zurückgreifen kann.
Freuen konnten sich hingegen viele, die nach 1948 enteignet worden waren, unzählige Gebäude, Burgen, Schlösser, Klöster und Kirchen wurden ihren früheren Besitzern zurückgegeben. Durch ein radikales Privatisierungsprogramm versuchte man, die Wirtschaft des Landes wieder auf Vordermann zu bringen. Eine groÃe Zahl ausländischer Unternehmen investierte, deren Tochtergesellschaften heute allein für mehr als 50 % der tschechischen Industrieproduktion und 70 % der tschechischen Exporte sorgen.
Am 1. Mai 2004 trat die Tschechische Republik zusammen mit der Slowakischen und acht weiteren Staaten der EU bei. Brüssel überweist seither pro Jahr rund 3,5 Mrd. Euro nach Prag. Damit werden Projekte in den Bereichen Transport, Umwelt und Regionalentwicklung gefördert.
Geschichte
Prag heute â und morgen?
Prag ist eine boomende Stadt, die sich zu einem der groÃen Brückenköpfe zwischen Ost und West entwickelt hat. Und da Prag attraktiver ist als viele andere Städte im Herzen Europas, wird die Moldaumetropole auch stets ein bevorzugter Ort internationaler Investoren bleiben. Noch immer schieÃen neue Gewerbe-Immobilien für noch mehr Büroflächen rund um die Stadt wie Pilze aus dem Boden. Denn viele internationale Unternehmen rechnen am tschechischen Hauptsitz Prag das ab, was sie anderswo im Land produzieren lassen. So gehört die Region Prag mittlerweile zu den reichsten Regionen Europas. Laut Eurostat , dem europäischen Statistikamt, war Prag 2010 entsprechend seiner Wirtschaftsleistung gar die fünftreichste Region Europas.
In der Stadt spürt man davon aber wenig. Das Zentrum räumen die Einheimischen für die Touristen. Mit jedem Prager, der es verlässt, wird es seelenloser. Vor allem Altstadt und Kleinseite verwandeln sich mehr und mehr zu einer Art Disneyland â mit Reisegruppen aus aller Herren Länder, die sich durch die pittoresken Gassen schieben, vorbei an wie geklont wirkenden Souvenirläden, McDonaldâs - und Starbucks -Filialen. Es würde nicht wundern, wenn man in ein paar Jahren Tickets für das Betreten des historischen Zentrums lösen müsste. Wie Tschechien hinter der aufgeputzten Kulisse aussieht, erfährt man bei einem Pragbesuch nicht: Die Modernisierung scheint vielfach unmittelbar hinter den Toren der Stadt Halt zu machen. Sorge bereitet zudem die wachsende Kluft zwischen Reformverlierern und Reformgewinnern, zwischen Arm und Reich, eine Entwicklung, unter der v. a. ältere Menschen zu leiden haben.
Zeittafel â die wichtigsten Daten im Ãberblick
871 Beginn der PÅemysliden-Herrschaft.
883 Die
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