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Prag

Prag

Titel: Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erlangen Michael Müller Verlag
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und Unfähigkeit der Regierenden führten das Land in die wirtschaftliche Krise. Wer das Regime kritisierte, wurde interniert oder zum Tod verurteilt. Einigen Quellen zufolge soll bis 1968 fast jeder fünfte männliche Erwachsene vorübergehend inhaftiert gewesen sein. Auf jeden Fall litt das Volk und mit ihm litten auch überzeugte Kommunisten, die sich eingestehen mussten, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Es folgten innerparteiliche Streitigkeiten zwischen den selbstgefälligen Genossen stalinistischer Prägung und Reformern, aus denen Letztere als Sieger hervorgingen.

Geschichte
Prager Frühling
    Im Januar 1968 wurde Alexander Dubček Erster Parteisekretär und damit neuer Staatschef. Die von ihm vorgestellten Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramme sollten zu einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ führen, was viel über die vorherige Gestalt des Systems aussagt. DasVolk jubelte Dubček zu. Es herrschte Optimismus, der Prager Frühling verwandelte die Stadt.
    Walter Ulbricht aber gingen die geplanten Reformen vor seiner Haustür zu weit. Und der kalte Krieger Leonid Breschnew sah sogleich die Außengrenzen des Warschauer Paktes in Gefahr und pochte auf die beschränkte Souveränität der zugehörigen Staaten (Breschnew-Doktrin). Am 21. August 1968 marschierten die Truppen des Warschauer Paktes auf, insgesamt 650.000 Mann. Es kam zu lang anhaltenden Protesten. Die Bilder gingen um die Welt: Tausende Prager auf den Straßen, in ihrer Mitte sowjetische Panzer. Sechs Studenten übergossen sich in aller Öffentlichkeit mit Benzin und zündeten sich an. Nach einem von ihnen,Jan Palach, wurde nach der Samtenen Revolution der einstige Krasnoarmejců náměstí (Rotarmistenplatz; im Stadtteil Josefov) umbenannt. Bevor der Eiserne Vorhang die Tschechoslowakei endgültig abriegelte, verließen mehr als 150.000 Menschen das Land.

Geschichte
Langer Winter
    Die Tristesse des sozialistischen Alltags wurde wieder hergestellt, aus dem großen Hoffnungsträger Dubček ein paar Jahre später ein kleiner Forstbeamter. Mit Hilfe eines gigantischen Sicherheitsapparates schaffte es die kommunistische Partei (KSČ), für Ruhe zu sorgen und den Lebensstandard sogar so weit zu verbessern, dass er im Ostblock nur noch von der DDR übertroffen wurde.
    Mit Prestigeobjekten wie dem Bau der Prager U-Bahn inszenierte man vor der Bevölkerung den grandiosen Fortschritt des Landes. Doch lediglich im Sport feierte das kleine Land wirklich große Erfolge. 1976, in dem Jahr, in dem man Fußballeuropameister wurde, verhaftete man die Musiker der Undergroundband „ThePlastic People of the Universe“. Liberale Intellektuelle setzten sich daraufhin für die Musiker ein. 1977 schlossen sie sich zurCharta 77 zusammen, aus der das Bürgerforum hervorging. Einer ihrer geistigen Urheber warVáclav Havel. Sie forderten die Einhaltung der Menschenrechte und erlebten dafür das Gegenteil: Überwachung, Verfolgung und Gefängnis.

Geschichte
Samten fällt der Eiserne Vorhang
    Gorbatschows Politik derPerestrojka läutete Ende der 80er-Jahre das Aus für die greisen Funktionäre des Ostblocks ein. In Berlin war die Mauer bereits gefallen (9. November 1989), in Polen, Ungarn und Bulgarien hatte sich das Volk schon erhoben, als in Prag am 17. November 1989 über 50.000 Menschen auf die Straße zogen. Die Kommunisten hatten die Kundgebung genehmigt, da sie offiziell an die Novemberdemonstration von 1939 erinnern sollte. Damals waren Studenten gegen Hitlers Einmarsch auf die Straße gegangen. Der Protest aber, so zeigte sich schnell, galt der eigenen politischen Führung. Die Demonstration schlug man brutal nieder. Über 100 Teilnehmer wurden verhaftet, ca. 500 verletzt. Dieser Tag gilt heute als der Auftakt zur „Samtenen Revolution“. Seit 2000 ist er ein Feiertag.
    Es folgten Arbeitsniederlegung und Großdemonstrationen; am Wenzelsplatz versammelten sich ein paar Tage später über 200.000 Menschen, am Letná-Berg demonstrierten 750.000. Noch bevor das Jahr zu Ende war, hatten die Kommunisten ihre Führungsrolle verloren. Das Volk forderte mit Plakaten „Havel auf die Burg“, und so kam es. Um die Turbulenzen jener Zeit zu verdeutlichen, wird gerne die Geschichte vonJiří Dienstbiererzählt, der als Dissident im Gefängnis saß und dann für die Heizanlagen mehrerer

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