Pretty Little Liars - Unvergleichlich
wie ihr Vater und Isabel hier das Abendessen zubereiteten. Ihr Vater könnte auf seinem alten Platz sitzen, Isabel auf dem ihrer Mutter, und für Kate könnten sie ja den Stuhl frei räumen, auf dem sonst Zeitschriften und das Werbezeugs lagen.
Hanna würde ihre Mutter vermissen, aber sie war ohnehin nicht viel zu Hause. Und sie hatte sich sehr nach ihrem Vater gesehnt – nur war sie sich nicht sicher, ob sie es sich in dieser Konstellation wünschte. Wenn sie zuließ, dass Kate hier einzog, bedeutete das Krieg. Kate war dünn, blond und schön. Kate würde versuchen, die Herrschaft über die Rosewood Day zu übernehmen.
Aber Kate wäre die Neue. Und Hanna … Hanna wäre die Königin.
»Hm, okay, ich denke darüber nach.« Sie stand auf, nahm
ihre Tasche und ging ins untere Bad. Um ehrlich zu sein, war sie geradezu … aufgeregt. Vielleicht würde das ein fantastisches Abenteuer werden. Sie war gegenüber Kate eindeutig im Vorteil. Während der nächsten Wochen musste sie nur sicherstellen, dass sie das IT-Girl der Schule war. Und ohne Mona würde das ein Kinderspiel werden.
Hanna suchte in ihrer Tasche nach dem BlackBerry, den sie Mona entwendet hatte. Sie wusste, dass die Cops danach suchten, aber sie brachte es noch nicht übers Herz, ihn abzugeben. Sie musste zuerst noch etwas erledigen.
Sie holte tief Luft, zog das Telefon aus dem Wildlederetui und schaltete es an. Das Gerät erwachte zum Leben. Es gab weder eine Begrüßungsmelodie noch ein Hintergrundbild. Dieses Telefon war rein fürs Geschäftliche.
Mona hatte sämtliche SMS aufbewahrt, die sie ihnen geschickt hatte. Alle waren mit einem einzelnen A. unterschrieben. Hanna scrollte langsam durch die an sie gerichteten Nachrichten und kaute fieberhaft auf ihrer Unterlippe. Da war die erste, die sie je bekommen hatte, als sie wegen des geklauten Tiffany-Bettelarmbands auf der Polizeiwache gelandet war. Hey Hanna, vom Gefängnisessen wird man fett. Du weißt also, was Sean sagen wird, stimmt’s? Bin raus!
Und hier war die letzte SMS, die Mona von diesem Telefon aus geschickt hatte, die mit der gruseligen Zeile: Und Mona? Sie ist auch nicht deine Freundin. Also: Sei auf der Hut!
Die einzige SMS an Hanna, die nicht von diesem Handy aus gesendet worden war, war diejenige, in der stand: Glaub nicht alles, was man dir erzählt. Mona hatte die Nachricht versehentlich von ihrem normalen Handy aus geschickt.
Hanna erschauderte. Sie hatte an jenem Abend ein neues Handy bekommen und nicht die Zeit gehabt, alle Nummern einzuprogrammieren. Mona hatte einen Fehler gemacht und Hanna hatte ihre Nummer erkannt. Wenn das nicht passiert wäre, wer weiß, wie lange dieses Spielchen noch weitergegangen wäre?
Hanna drückte Monas BlackBerry so fest, als wolle sie ihn zerquetschen. Warum? , hätte sie am liebsten geschrien. Sie wusste, dass sie Mona eigentlich verabscheuen sollte. Die Polizei hatte das SUV, mit dem Mona Hanna angefahren hatte, hinten in der Garage der Vanderwaals entdeckt. Das Auto war mit einer Plane abgedeckt gewesen, aber die Stoßstange war eingedrückt und an den Scheinwerfern klebte Blut – Hannas Blut.
Trotzdem schaffte Hanna es nicht, Mona zu hassen. Sie konnte es einfach nicht. Wenn sie doch nur alle guten Erinnerungen an Mona ausradieren könnte – ihre Einkaufs touren, ihren gemeinsamen Aufstieg zu den Glamour-Girls schlechthin, ihre Jahrestage. Wen würde sie in einer Modekrise zu Rate ziehen? Wer würde mit ihr einkaufen? Wer würde sich für sie zum Schein mit einer Pissnelke anfreunden, um ihr in Hannas Namen einen reinzuwürgen?
Sie drückte sich die nach Pfefferminz duftende Gästeseife an die Nase und zwang sich, nicht loszuheulen. Sie wollte ihr mühsam aufgetragenes Make-up nicht zerstören. Sie atmete tief ein und aus. Dann sah sie noch einmal auf Monas Postausgang. Sie markierte alle Nachrichten, die Mona ihr geschickt hatte, und drückte auf LÖSCHEN. Sind Sie sicher, dass Sie diese Nachrichten löschen wollen?, erschien auf dem
Display. Hanna klickte auf JA. Eine Mülltonne öffnete und schloss sich. Sie konnte zwar ihre Freundschaft zu Mona nicht auslöschen, aber wenigstens ihre Geheimnisse.
Wilden wartete in der Diele. Er hatte angeboten, Hanna zur Anhörung zu fahren. Hanna bemerkte, dass er müde und traurig aussah. Sie fragte sich, ob er noch vom Wochenende erschöpft war oder ob ihre Mutter ihm von ihrem neuen Job in Singapur erzählt hatte. »Fertig?«, fragte er leise.
Hanna nickte. »Moment.« Sie griff in ihre
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