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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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dickes
Geldbündel, deshalb esse ich in diesem netten Restaurant, weil ich es verdient
habe. Es steht mir zu, hier zu
sein, und wenn diese Arschlöcher da draußen an den anderen Tischen es nicht
wissen, die können mich mal, ich weiß es.«
    »Ja, aber
keins von den Arschlöchern wird für das verhaftet, was sie tun«, murmelte
Charles.
    »Glaub
doch nicht so'nen Scheiß. Das ganze Land wird von Kriminellen regiert - Wall
Street, die Regierung, die Polizei. Wie glaubst du, kommt der Stoff überhaupt
in die Stadt? Komm mir ja nicht so.«
    >Zu
spät<, dachte Strike. Er sah sich am Tisch um und sah, dass die Jungs
Rodneys Worten nicht wirklich lauschten, doch ihre Gesichter wurden weich vor
Freude, und Strike dachte: >Sie lieben ihn, einfach weil er mit ihnen
redet<.
    »Außerdem
gibt es hier keine Kriminellen.« Rodneys Stimme klang höher und verfiel in
einen Singsang. »Scheiße, ihr habt doch alle überhaupt nichts getan. Niemanden
überfallen, niemanden ausgeraubt, niemanden ermordet. Mit solchen Leuten hab
ich nämlich nichts zu schaffen. Ich nehm niemanden auf, auf dessen Jacke Gewalt
geschrieben steht. Ihr Arschlöcher schafft es auf die einzige Art, die sie den
armen Niggern noch gelassen haben. Auf der Straße. Mit Gaunereien. Das ist noch
nicht mal kriminell, das ist blankes Überleben. Aber ihr seid saubere, starke
junge Männer, und wenn ihr eure Karten richtig ausspielt, werdet ihr eines
Tages dazugehören, dann werdet ihr an den anderen Tischen sitzen. Scheiße, vielleicht
gehört euch dann das Restaurant.«
    Strike
formte stumm mit den Lippen: >Aber was meine ich damit, die Karten richtig
auszuspielen?<
    Rodney
sagte: »Aber was meine ich damit, die Karten richtig auszuspielen? Wie könnt
ihr dieses Restaurant kaufen, wenn ihr jedes Mal, wenn ihr zehn Dollar verdient
habt, losrennt und einen Zehn-Dollar-Ring kauft. Jedes Mal, wenn ihr hundert
Dollar macht, kauft ihr eine Hundert-Dollar-Kette. Ein Nigger, der das macht, ist ständig pleite.
Wird geschnappt, hat kein Geld für die Kaution. Kauft sich 'n neues Auto, hat
kein Geld für Sprit. Charles, wie viele Turnschuhe hast du?«
    Charles sah weg, bewegte die Lippen, runzelte die
Stirn, und verkündete dann: »Zwölf.«
    Rodney setzte sich entsetzt auf. »Du hast zwölf Paar?«
    »Sechs Paar, zwölf Turnschuhe.«
    Alle außer Strike lachten, und die Spannung löste sich
langsam.
    »Ja, okay, du hast sechs Paar. Wie viele Füße hast du?
Verstehst du, was ich meine? Ihr schmeißt bloß euer Geld zum Fenster raus.«
    Rodney langte über den Tisch und griff sich eine Faust
voller Ketten an Charles' Brust. »Schaut euch das an ...«
    »He, zerr nicht so, Mann.« Charles brauste auf und
griff für eine Sekunde lang nach Rodneys Handgelenk, bevor ihm einfiel, dass es
sich um Rodney handelte.
    Rodney übersah das nicht, ließ es aber durchgehen. »Du
siehst wie dieses Arschloch von Mister T aus.«
    Wieder lachten alle laut und abrupt. »Charles, hör mal,
Mann ...« Rodney legte eine Pause ein, damit der Junge sich wappnen konnte.
»Für wie gottverdammt unsichtbar hältst du dich eigentlich, dass du all dieses
verdammte Gold um deinen Hals baumeln lassen musst, nur damit du endlich das
Gefühl hast, gesehen zu werden, Mann?«
    Charles blinzelte ihn an, und Strike wusste, dass der
Junge nichts davon verstand. Wenn Rodney sich fünf- oder sechsmal wiederholte,
dann hätte Charles es vielleicht endlich begriffen, doch hinter seinem wütenden
Griff nach Rodneys Handgelenk steckte ein ganzes Leben voller Impulshandlungen
jenseits aller Worte und Cocktails. Strike wusste es; Rodney wusste es
ebenfalls, und dennoch versuchte er immer wieder, zu ihnen durchzudringen,
hielt immer noch diese Faust voller Ketten und wartete darauf, dass sie ihn
verstanden. Seufzend versuchte Rodney es noch einmal. »Wenn ich diese
verdammten Ketten wegnehme, bist du dann weniger ein Mann?«
    »Ja, klar,
dann ist er ein Dreck«, sagte ein Junge namens Down.
    »Warum?«,
bellte Rodney und sah ihn finster an.
    »Er hat
zugelassen, dass du sie ihm wegnimmst.« Der Junge klang in Strikes Ohren
zögernd, ein wenig ängstlich, als sei er gerade in einem verhassten
Klassenzimmer aufgerufen worden.
    »Mein
Gott...«, sagte Rodney ungläubig, als sei er überrascht, und ließ dann
schließlich Charles' Ketten los.
    Strike
nahm an, dass er wahrscheinlich der einzige Bursche war, der gleich verstanden
hatte, was Rodney meinte. Bei diesem ersten Mittagessen vor einem Jahr hatten
Rodneys Augen vor

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