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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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gut«,
sagte er bedauernd. »Ich glaube nicht, dass du dir selbst gegenüber fair bist,
aber ich werde jetzt gehen, ein Tonband holen, mein Kollege wird mit mir
zurückkommen, ich werde dir sagen, wie die Anklage lautet, werd dir deine
Rechte verlesen, und dann werd ich dich einfach fragen, noch einmal, in deinen
eigenen Worten, was an jenem Abend geschehen ist. Wenn ich irgendwas frage, was
du nicht beantworten willst, dann sagst du das auch, okay?« Rocco stand auf.
»Also, ich bin sofort zurück, soll ich dir was mitbringen?«

»Ich
möchte mal aufs Klo.« Der Junge sah ihn jetzt unverwandt an.
    »He, kein
Problem.« Rocco streckte einen Arm aus.
    Als Victor
aufstand, verlor er das Gleichgewicht, fiel wieder auf seinen Stuhl zurück und
sah leicht überrascht drein.
    »Bist du
okay?« Rocco hatte das schon früher nach langen Sitzungen wie dieser hier
gesehen, Typen, denen schwindlig wurde und die ganz verschreckt waren, wenn sie
sich das erste Mal erheben wollten.
    »Mir
geht's gut.« Victor versuchte es erneut, hielt sich diesmal an Tisch und Stuhl
fest.
    »Geht
doch.« Rocco hielt ihm seinen Arm entgegen. Der Junge blinzelte und lächelte
verwirrt.
    Rocco
führte ihn durch das Büro der Mordkommission zum dahinter liegenden
Badezimmer. Mazilli war jetzt der einzige anwesende Detective, und er redete
am Telefon leise und vertraulich mit seiner Frau oder seinem Buchmacher.
    »Maz ...
Holst du das Band rein?«
    Mazilli
hob die Hand und signalisierte, dass er noch zwei Minuten brauchte. Er fuhr in
seiner gemurmelten Unterhaltung fort, fischte blind in seiner Schublade herum
und zog einen Sechserpack Leerkassetten hervor.
    Rocco
stand direkt vor der Badezimmertür, spielte an einem Aktenschrank herum und
versuchte, nicht allzu offensichtlich damit beschäftigt zu sein, ein Auge auf
Victor zu haben, musste aber sichergehen, dass der Junge nicht aus dem Fenster
sprang oder so was. Er spürte einen Anflug von Depression: Er hatte gerade
einen ganzen Sonntagnachmittag in einem fensterlosen Büro damit verbracht, ein
Geständnis herauszupressen, das sich genauso beschissen lesen würde, wie es
auch war, und das dem Staatsanwalt keinerlei Möglichkeit gab, abzuschätzen,
wie hoch er die Anklage hängen konnte oder wie viel Ei er ins Gesicht kriegen
würde, wenn er diesen Jungen vor Gericht stellte, wo die Wahrheit letztlich
doch ans Tageslicht kommen würde.
    Über den
Arschtritt grübelnd, den er wahrscheinlich in dem Augenblick vom Staatsanwalt
kriegen würde, wenn der die Abschrift las, warf Rocco geistesabwesend einen
Blick ins Bad und sah, wie Victor ans Waschbecken trat, um sich die Hände zu
waschen. Rocco war doch leicht verblüfft: Normalerweise latschten Mörder wie
Detectives einfach da rein, pinkelten, schlackerten ihren Pimmel ein paarmal
an der Trennwand ab und marschierten, den Hosenstall zuziehend, wieder hinaus.
    Er spürte
eine Mischung aus Mitgefühl und Ablehnung gegenüber diesem Jungen - Victor mit
seinem Trauerkloßgesicht, seinen sauberen billigen Klamotten, seinem
eheähnlichen Zusammenleben und seinen zwei Kindern, der wahrscheinlich sechs
Tage die Woche in diesem Leichengiftpalast bis zum Scheitel in Schmier und
Hitze steckte. Victor, der in der Stadt herumlief und eine Waffe in einer
Sporttasche bei sich trug.
    Victor kam
aus dem Bad, hielt seine feuchten Hände vor der Brust, und ein Spritzer
Leitungswasser hatte einen Fleck auf seiner grauen Anzughose hinterlassen. Er
sah Rocco unverwandt an, als warte er auf Instruktionen.
    Rocco
griff sich eine Faust voll Taschentücher von einem leeren Schreibtisch und
deutete auf die Hose des Jungen. »Mir ist es ja egal, aber ...«
    Victor wurde
knallrot, nahm die Taschentücher und versuchte, sich trockenzutupfen.
    »Alles
klar?« Rocco drückte sich vom Tisch hoch, als Victor die Taschentücher in einen
Papierkorb warf.
    Rocco
ergriff den Jungen sanft am Ellbogen. >Sich die Hände Wä schen<, dachte er, >da könnte man genauso gut in
einem brennenden Haus sein Bett machen.<
     
    DAFÜR
WIRST DU BÜSSEN
     
    mann aus dempSy wegen
fastfood-mordes verhaftet.
    Die
Zeitung vom Vortag hatte derart aufsehenerregende Nachrichten gebracht, dass
sich Strike am Montagmorgen erneut eine Zeitung kaufte, und da stand es, auf
Seite drei, im zweiten Satz direkt unter der Schlagzeile: Victor Dunham. Strike
starrte den Namen seinen Bruders an, zwölf Buchstaben, die ein Gesicht, eine
Stimme und ein zwanzigjähriges Flickwerk aus Augenblicken beinhalteten.
    Victor.
Das

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