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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Dankbarkeit und Stolz geleuchtet, als er merkte, dass Strike
alles begriffen hatte. Die anderen Jungs von Rodney gingen stets unter: Sie waren
zu arm, zu unreif, dachten immer nur an eine Möglichkeit, nach oben zu kommen,
verstanden nicht, dass es auch noch eine andere gab.
    »Ihr müsst
anfangen, euch selbst zu respektieren.« Rodney hämmerte immer noch weiter,
immer noch nicht bereit aufzugeben. »Der Nigger, der sein Geld so schnell
verplempert, wie er es verdient, glaubt nicht, dass es echt ist. Er
glaubt nicht an sich selbst. Er denkt
wie mit einer Zwei-Minuten-Uhr, denkt wie ein armer Mann, als liefe sein Leben
nur von einem Tag auf den nächsten, von einer Minute auf die andere. Er hat
keine Zukunft, weil er nicht an eine Zukunft denkt.«
    Strike
beobachtete, wie sie sich ausklinkten, Fritten in Ketchup tunkten, sich einer
nach dem anderen umdrehten und die Kellnerin heranwinkten, um sich eine Orangenlimo
oder eine Cola zu bestellen, während der Cognac stehen blieb.
    »Scheiße,
ihr müsst an euch glauben, ihr müsst anfangen, über eure Zukunft nachzudenken,
und das heißt, ihr müsst anfangen, euer verdammtes Geld zu sparen. Scheiße ... die tun das.«
Rodney zeigte in den Raum. »Es gibt nicht ein Arschloch in diesem Restaurant,
das nicht auf der Stelle nach Hause gehen und mir ein Sparbuch zeigen kann, und
ihr Nigger verdient jeden Tag, jede Woche mehr als sie alle.
Aber ich wette, am Ende des Monats haben sie mehr als ihr.« Rodney fuchtelte
herum und reckte seinen Kopf vor. »Versteht ihr alle, was ich sage?«
    »Ich hab's
verstanden«, sagte Charles automatisch.
    Rodney
sackte vor Enttäuschung zusammen, sah wie der alte Mann von siebenunddreißig
Jahren aus, der er war, und sagte dann: »Na, scheiß drauf, ich hab's versucht«,
und widmete sich wieder seinen Spareribs.
    Strike war
erleichtert, dass der Vortrag vorüber zu sein schien, froh, dass Rodney nicht
auf seine Selbsterkenntnisübung verfiel, bei der sich jeder ein positives Wort
ausdenken musste, das mit demselben Buchstaben anfing wie der eigene Vorname,
einmal rund um den Tisch, und die Leute sagten dummes Zeug, wie der Tolle
Tyrone, Sexy Strike, Rockin' Rodney. Vor sechs Monaten hatte eines der Kids
sich Blitzgescheiter Booker genannt und beinahe jemandem seine Gabel in die
Brust gebohrt, als alle zu lachen anfingen.
    Doch
Rodney war noch nicht fertig: Er fing wieder von vorn an, versuchte es ein
letztes Mal. Mit erhobenem Zeigefinger sagte er: »Ich mein, schaut euch Strike
hier an.« Alle Augen richteten sich auf Strike, und Strike wandte den Blick ab,
als hätte er draußen an der Bar etwas gesehen. »Schaut euch an, wie sich mein
Mann anzieht. Nichts Auffälliges, die Farben passen zusammen, nettes Paar dunkler
Reeboks, keine von diesen Fallschirmspringerstiefeln, die ihr alle so gern
tragt. Ihr springt aus'm Fenster und hopst gleich wieder hoch.«
    Niemand
lachte.
    »Ich mein,
schaut doch mal. Die Streife kommt an 'ner roten Ampel bei meinem Mann vorbei.
Was sehen sie da, weil, ihr wisst ja, die werden euch abchecken. Sie sehen
einen Nigger in einem zwei Jahre alten Accord, kein Gold, netter Haarschnitt,
keine von diesen hochgetürmten Reklametafeln auf dem Kopf, netter dunkler Pullover,
der Nigger fährt wahrscheinlich wie meine Oma. Glaubt ihr, die Streife
denkt gleich >Clockerneun bis fünf bei der First Jersey Bank oder so arbeitet. Strike macht's richtig, Strike
kommt durch, weil, Strike ist 'n stilles Wasser.«
    Strike
schäumte vor Wut, dachte: >Ich werd den Accord loswerden müssen, ein Tisch
voller Fremder, die jetzt wissen, dass es ein Drogenauto ist.< »Und Strike
hat sein eigenes Safehaus.«
    Abrupt
stand Strike auf: Jetzt wussten alle, dass er gespart hatte, was hieß, dass es
was zu holen gab. Wollte Rodney ihn umbringen?
    Strike
stand über Rodney, versuchte, seinen Zorn zu verbergen. »Ich muss mich melden.
Ich muss zu me-meinem Bewährungshelfer.«
    Als Strike
vom Tisch fortging, hörte er Rodney sagen: »Strike hat vier Safehäuser, also
wenn die Bullen kommen? Dann können sie sein Geld nicht konfiszieren. Versteht
ihr, was ich meine? Ich meine, Strike, der wird's zu was bringen.«
    Strike
legte sich eine Hand auf den Bauch. Weg mit den Safehäusern, weg mit dem
Accord, weg mit Rodney.
     
    Strike
hielt auf dem Parkplatz hinter der städtischen Behörde, in denen sich die
Büros der Bewährungshelfer befanden. Ein oder zwei Minuten lang saß er im
Wagen, betrachtete

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