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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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glitt
wieder an seiner leergesichtigen Tochter vorbei, kniete sich hinter den Tresen
und kam mit einer Einkaufstüte wieder hervor. Von der Form her schloss Strike,
dass die Tüte etwa zwanzigtausend und noch was in kleinen Scheinen enthielt,
was die Gummibänder an Rodneys Handgelenk erklärte.
    Noch bevor
Rodney jedoch durch die Tür auf die Straße trat, ging sein Pager los; er blieb
stehen und blinzelte auf die Zahlen hinunter, die an seiner Hüfte
aufleuchteten.
    Strike
warf einen Blick darauf; nur zwei Nullen. Rodney kratzte sich am Hals, verzog sein
Gesicht und legte die Einkaufstüte wieder unter den Tresen. Dann schob er
Strike mit einer Hand zum Laden hinaus, stand mit ihm draußen in der
Dunkelheit, summte etwas ohne Melodie und beobachtete den Verkehr.
    Rodney
schlug eine Gerade nach einem unsichtbaren Gegner. »Futon ist noch ein wenig
unreif, also warum gehst du nicht zu den Bänken zurück, bevor er alles versaut,
verstehst du, was ich meine?«
    Auf
unerklärliche Weise enttäuscht, zuckte Strike mit den Schultern.
    »Komm
morgen Abend vorbei.« Rodney reckte den Kopf in Strikes Richtung und lächelte
ihn an, als könne er seine Gedanken lesen. »Vertritt dir noch mal die Beine.«
    Strike
fuhr zur Siedlung zurück und dachte über die Tatsache nach, dass Rodney wohl
der einzige Kerl in der Stadt war, der das Bargeld für ein Kilo bei einem
griesgrämigen Teenie-Mädchen lassen konnte, ohne sich deswegen Gedanken zu
machen. Dann krampfte sich sein Gedärm ein wenig zusammen: Kilos einkaufen.
Wozu und warum mit mir?
     
    ***
     
      Gelangweilt und aufgebläht, fuhren Rocco Klein und Larry
Mazilli nach einem langen und zu fetten Essen in einem portugiesischen
Restaurant weit draußen in Newark langsam zurück zum Büro des Staatsanwaltes
von Dempsy County. Es war neun Uhr an einem heißen Juniabend in einem nach
Dempsy-Maßstäben recht betriebsamen Jahr: einundvierzig Morde im County
bisher, fast alle davon, wie üblich, in der Stadt selbst, einer Stadt von
dreihunderttausend Arbeiterfamilien, von denen nicht wenige auf die Wohlfahrt
angewiesen waren. Trotzdem waren einundvierzig Jobs in knapp sechs Monaten
nicht gerade eine Sturmflut an Blut, und das größte Problem in dieser Nacht
bestand für sie darin, so auszusehen, als würden sie tatsächlich etwas für ihr
Geld tun.
    Rocco
bremste bei Grün, hielt bei Gelb an und dachte über einen Spruch nach, den er
vorhin auf einer Wohnungstür gesehen hatte, als er und Mazilli versucht hatten,
einen möglichen Zeugen einer drei Wochen alten Messerstecherei ausfindig zu
machen. Der Zeuge, der nicht zu Hause war, lebte im O'Brien, einer größeren
Sozialbauschlangengrube, und als sie den nach Urin stinkenden, von Graffiti
übersäten Hausflur entlanggingen, hatte Rocco einen Aufkleber gesehen, den
irgendwer an die Tür von irgendjemand anderem geklebt hatte: ich arbeite für eine
gewerkschaftsfreie Streikbrecherfirma . Und darunter stand,
wahrscheinlich von dem Mieter selbst geschrieben, ein wütendes Gekritzel mit
einem Leuchtmarker: wenigstens hab ich arbeit, du idiot . Jetzt,
vier Stunden später, ging Rocco pausenlos durch den Kopf, wie sich jemand
diese Beleidigung an die eigene Wohnungstür schmieren konnte!
    Rocco
hielt an einer roten Ampel und bemerkte drei schwarze Burschen, die auf den
Stufen eines Wohnhauses saßen. Die Kids checkten sofort, was Sache war; ihre
Gesichter wurden schwerlidrig, versteinert und unglücklich, und sie sahen
überallhin, nur nicht geradeaus auf den himmelblauen Dodge Aries, drei Meter
vor ihren Nasenspitzen.
    Rocco nahm
an, dass die Kids all die grauen Haare sahen und sie für Cops von der
Mordkommission hielten, sonst wären sie davongestoben wie Sprintstars. Die
Ampel sprang auf Grün, aber Rocco blieb leicht beleidigt stehen und versuchte,
einen der Burschen zum Blickkontakt zu bewegen.
    »He, du.«
Rocco wählte sich den Größten von ihnen aus, einen Burschen, der rote,
ausgebleichte Baumwollhosen, L. A.-Gear-Sportschuhe, an denen noch das
Preisschild hing, und eine zur Seite gedrehte Chicago-Bulls-Kappe trug. »Komm
mal einen Augenblick her.«
    Der
Bursche stöhnte sich auf die Füße - offensichtlich hatte er etwas zu
verbergen, entschied Rocco - und humpelte zum Wagen.
    »Ich will
dich mal was fragen.« Rocco blinzelte hoch. »Wo gibt's denn diese Mützen mit
dem Sonnenschutz überm Ohr? Die einzigen, die ich finden kann, sind die mit dem
Schirm nach vorn. Ich hab überall gesucht...«
    Der Bengel
zuckte mit den

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