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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Schultern und blickte finster die Straße entlang. »Sie müssen
sie bloß zur Seite drehen.« Die Antwort kam so geradeheraus, dass Rocco nicht
sagen konnte, ob der Bursche nicht alle auf der Latte hatte oder es ihm nur mit
gleicher Münze heimzahlte.
    »Ja? Ich
will dich mal was fragen. Wir suchen einen Typ, der trägt zwei Kappen, eine
über der anderen, etwa so ...« Rocco zeigte es ihm. »Kennst du irgendwen, der
das macht? Es ist wirklich wichtig.«
    »Ich
kannte mal n Typ mit zwei Köpfen.« Der Junge unterdrückte ein Grinsen und sah
immer noch in die Ferne. »Ach ja?«
    »Er war in
meiner Klasse.«
    »Hat er
die Schule abgeschlossen?«
    »Ja, aber
er trug nur eine Kappe.«
    Der
Bursche sah Rocco schließlich in die Augen, und Rocco konnte es deutlich sehen:
Du mich auch.
    Trotz der
Herausforderung ließ Rocco es durchgehen, hob die Hand zu einem unschlüssigen
Winken und fuhr weiter.
    Das
Spielchen des Bengels war ziemlich subtil angesichts der Tatsache, dass er in
einer Stadt lebte, die Lunge und Beine stets höher bewertet hatte als Hirn,
und Rocco war keiner, der sich hier draußen auf einen blitzsauberen Verstand
stürzte, nur weil eines der Kids sich weigerte, ihm den Arsch zu küssen.
Außerdem hatte er die Straße satt, hatte nicht mehr genug Kraft für die
Millionen kleiner Showdowns auf jeder Tour, von den gelegentlichen Prügeleien
oder Rennereien gar nicht zu reden.
    Zu Anfang
schien der Job eher eine Art Privileg zu sein, man wurde dafür bezahlt, dass
man durch Wände ging und Zeuge der wildesten und fesselndsten Einzelheiten des
menschlichen Überlebenskampfes wurde, doch nach ein paar Jahren war man
mittendrin, und wovor man früher voller Scheu zurückgewichen war, das fing an,
einem so unbemerkt vor den Augen vorbeizuhuschen wie die Luft, die man atmete.
    Man musste
schon wie Mazilli gebaut sein, um es hier draußen eine gewisse Zahl von Jahren
auszuhalten. Mazilli war inzwischen so sehr Straße geworden, dass er regelmäßig
seine eigenen Informanten und deren Freundinnen anheuerte, damit sie die
Drecksarbeit in seinem Haus und in seinem Schnapsladen in der Kampfzone
erledigten und sogar auf seine Kinder aufpassten. Und er zahlte ihnen sogar
fünf Dollar die Stunde.
    Mazilli
und Rocco waren ein merkwürdiges Gespann; während Rocco stämmig war und eine
rötliche Gesichtsfarbe hatte, dazu meist eine verschlagene abwartende Miene,
als höre er sich einen langwierigen, aber lustigen Witz an, war Mazilli
totenbleich und schmerzhaft dünn, nur Haut und Knochen, mit einer Taille wie
ein Teenager, einer nach vorn geworfenen, sich von blond zu grau entfärbenden
Entenschwanzfrisur und einem humorlosen, dünnlippigen Strichmund. Und während
Rocco auf der Straße mit seiner relaxten Talkshow-Freundlichkeit zurechtkam,
verließ sich Mazilli, um hier draußen zu überleben, auf seine von Natur aus
cholerische Aura - obwohl es in den acht Jahren ihrer Partnerschaft noch nie
passiert war, dass Mazilli tatsächlich die Kontrolle verloren hatte.
    Während
sie den JFK Boulevard entlangschlichen, bemerkte Rocco einige unvorhergesehene
Aktivitäten entlang der Eisenhower-Häuser: Drei Zivilcops standen neben einem
Plymouth Fury, traten nervös auf der Stelle und versuchten, eine wachsende
Menge angeheizter Mieter zu ignorieren. Als Rocco ranfuhr, kam einer der Cops,
Big Chief Scanion, herüber, und seine Gesichtszüge wurden vor Erleichterung
etwas weicher.
    »Rocco,
Rocco, wie geht's, die verfluchte Kriegskarre ist stehengeblieben.« Big Chief
hatte einen Latinoburschen in Handschellen am Genick, und als Big Chief sich
vorbeugte, um mit Rocco zu reden, war der Bursche gezwungen, sich ebenfalls zu
verbeugen. »Die Herde hier wird etwas unruhig, könnt ihr uns mitnehmen?«
    Die
anderen beiden Polizisten, Thumper und Crunch, die beide Basketballschuhe und
abgeschnittene Sweatshirts trugen, begannen, rückwärts in Richtung des Dodge
Aries zu gehen, während die Menge lauter wurde, jetzt, wo die Cops zum Rückzug
bliesen.
    Alle drei
glitten auf den Rücksitz. Der letzte Cop griff sich beim Einsteigen den Bengel
in Handschellen und legte ihn über die Oberschenkel, bis er in Big Chiefs
Schoß zu liegen kam. Trotz des warmen Wetters trug der Junge eine Sportjacke,
Wolle mit Lederärmeln; auf dem Rücken stand in Chenillebuchstaben > dog around boys club<.
    »Yo, Big
Chief, wir passen für dich auf den Fury auf«, brüllte eines der Kids aus der
Menge und brachte alle um sich herum zum Lachen. Rocco, der die

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