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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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nie vorher getan.« Er zuckte mit den Schultern. Seine Stimme klang
traurig.
    »Was?«,
sagten Thumper und Crunch gleichzeitig.
    »Ich hab
das noch nie vorher getan.« Rocco hatte den Eindruck, dass der Junge sich
diesmal etwas zittrig anhörte.
    »Noch nie was getan?«
Thumper blickte vor Konzentration finster drein.
    »Verkauft.
Ich hab noch nie ...«
    »Wie
bitte?« Thumper beugte sich mit offenem Mund vor. »Du hast nie -
Entschuldigung, kannst du das noch mal sagen?«
    »Ich mach
das erst seit einem Monat.« Die Stimme des Jungen war jetzt nur noch ein leises
Murmeln.
    »Einen
Monat.« Thumper schüttelte den Kopf vor so viel Erleuchtung.
    »Ich hör
auf, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Das
kannst du verdammt laut sagen«, sprudelte Thumper vor Freude. »Fünf Clips? Ich
würd sagen, du hast gerade für mindestens neunzig Tage aufgehört, oder nicht?«
    Im
Rückspiegel sah Rocco, dass Stan The Man schwer über einen Handel nachdachte;
vielleicht ein paar Informationen für die Grauhaarigen auf den Vordersitzen.
     
    Stan saß
mit Handschellen an seinen Stuhl am hinteren Ende des umgebauten Lagerraums
gefesselt, der den Cops auf der anderen Seite der Stadt in den Sullivan-Blocks
als Stützpunkt diente. Das Protokoll verlangte, dass Rocco und Mazilli mit dem
Jungen allein sein sollten, doch der Raum war so lang - sieben ungenutzte
Schreibtische zwischen ihnen und den anderen Cops, die sich nun alle um
Fernseher, Sofa und Kühlschrank scharten -, dass sie in jeder Hinsicht allein
waren, mit Ausnahme des Papageis, den Big Chief in einem Käfig direkt über
ihren Köpfen hielt; das Vieh krächzte regelmäßig wie ein Rauchmelder, so dass
Rocco das Gefühl hatte, er führe die Befragung in einer Zoohandlung durch.
    Rocco
beobachtete, wie der Junge verzweifelt den Eindruck erwecken wollte, dass er
die Situation kontrollierte. Sich mit überkreuzten Beinen in seinem hölzernen
Drehstuhl zurücklehnend, die Sportjacke immer noch über den Armen, versuchte
sich der Junge in einem Lächeln mit hochgezogenen Augenbrauen, so als ob die
ganze Situation nichts weiter wäre als eine amüsante Unpässlichkeit, die
Handschellen ein lästiger, aber obligater Bestandteil seiner Garderobe, ein
Kummerbund oder so was.
    »Also gut.
Nelson Maldonado - wo ist er?« Rocco drehte sich abwesend in seinem Drehstuhl
hin und her und kratzte an einem Fleck auf seiner Krawatte. Mazilli blieb
stehen, sog an seinen Zähnen und schielte aus weiter Entfernung nach dem
Fernseher.
    »Also,
welche Art Deal springt für mich dabei raus?«, fragte der Junge und fuhr
zusammen, als der Papagei unvermittelt kreischte.
    »Nun, was
willst du?« Wie üblich übernahm Rocco das Reden. Mazilli war bei anderen Sachen
besser.
    »Ich
möchte hier raus.« Der Junge lächelte, als hätte er eine blöde Frage gestellt.
    »Nun, ich
sag dir was. Du gibst mir Nelson Maldonado, und du kannst gehen. Ich werde
diesen Hörer abnehmen ...«, Rocco legte seine Hand auf den Hörer, »werde den
Staatsanwalt anrufen und es mit ihm direkt vor deinen Augen regeln.«
    »Klingt
gut.« Der Junge zuckte mit den Schultern, doch in seiner Stimme klang ein
leichtes Zittern.
    »Welche
Vorstrafen hast du?«
    »Das ist
meine erste Verhaftung.«
    »Was?«
    »Als
Erwachsener.«
    »Gut.«
Rocco nickte zustimmend. »Wunderbar.«
    Rocco ging
zum anderen Ende des Büros, setzte sich zu Big Chief aufs Sofa und machte ein
Bier auf. »Gibt dir der Bengel was Gescheites?«, fragte Big Chief direkt an
den Fernseher gewandt.
    »Nun ja,
er sagt, er könne uns mit einem der Täter aus dem Henderson-Fall dienen.«
    Einen
Monat zuvor hatte ein Mann namens Frank Henderson, der zu schnell durch ein
puertoricanisches Viertel fuhr, ein Kind angefahren. Er war von wütenden
Nachbarn aus dem Wagen gezogen worden, und innerhalb von fünf Minuten nach dem
Unfall war er tot, mit einer Kugel im Hirn.
    Big Chief
gähnte. »Ich dachte, ihr hättet die Täter schon. Die Brüder Gonzales, oder
nicht?«
    »Ja, aber
dieser Knabe hier sagt, er kennt den Typ, der ihnen die Waffe gegeben und sie
hinterher versteckt hat - ein Kerl namens Nelson Maldonado, nach dem wir
suchen.« Rocco beugte sich vor, um seine Schuhe neu zu binden; als er sich
aufrichtete, war sein Gesicht rot, und seine Schläfen pochten. »Ich will diese
Waffe, also ... mit wie vielen Ampullen hast du ihn erwischt?«
    »Zehn am
Körper, vierzig in der Tüte zu seinen Füßen.« Big Chief erhob sich vom Sofa und
stellte die Farbe am Fernseher ein; die beiden

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