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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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zu stottern, während er die Kisten mit einem harten Knall neben dem
Kühlschrank fallen ließ.
    »Yo, yo,
Rodney, dieser Nigger sagt, Chucky könnte Freddy umbringen, Mann«, sagte ein
dürrer Bursche mit krummen Zähnen, der ein Billardqueue mit fehlender Spitze in
der Hand hielt.
    »Freddy
wen?« Rodney beugte sich vor und füllte die Regale mit Büchsen auf, und beide
Hände bewegten sich so schnell, als arbeite er an einem Sandsack auf Tempo.
    »Freddy
Krueger, Mann, wer sonst?« Sie alle sahen zu, wie Rodney arbeitete, so als ob
seine Hände und sein Körper zu ihnen sprechen könnten.
    »Ja, und
wer ist Chucky?« Strike fiel auf, dass Rodney sich immer leicht genervt
anhörte, wenn er mit den Kids sprach, so als ob er restlos genug von ihnen
hätte, aber keiner von ihnen schien sich je darum zu kümmern.
    »Chucky,
Mann, du weißt doch, Chucky, die Mörderpuppe.«
    Rodney
zuckte mit den Schultern. »Ich hab keine Ahnung von diesem Horrorscheiß, aber
ich weiß, dass ihr eure Zeit damit verplempert. Das weiß ich.«
    Strike gab
ihm mit einem Kopfnicken recht. Ein Film bedeutete, neunzig Minuten
rumzusitzen.
    »Wer passt
auf die Bank auf?«, fragte Rodney Strike, ohne aufzublicken. »Futon.« Strike
sah zu, wie Rodney sich über die Limo beugte; er trug hochschaftige Boxerschuhe
und einen breiten, ledernen Gewichthebergürtel. Langsam begann ihm Schweiß
durch den Rücken seines glänzend goldenen Kunstseide-T-Shirts zu sickern.
    Strike
grunzte vor Erstaunen: Der Mann machte fast eine Million im Jahr auf der
Straße, und nun war er hier und packte Limo aus. Nun, ein Dealer dealt, so
einfach war das.
    »Tut gut,
sich mal die Beine zu vertreten, stimmt's?« Rodney keuchte leicht.
»Herumlaufen, eine Spazierfahrt machen, mal was zu sehen kriegen.«
    Strike
merkte, wie er glasige Augen bekam, während er Rodney anstarrte. Wie immer
spürte er, dass ein Teil seiner Faszination für Rodney mit dieser vagen
Erinnerung an einen Mann von irgendwoher, seiner Kindheit oder so, verbunden
war, nicht sein richtiger Vater, der seit elf Jahren tot war, aber vielleicht
ein Freund seines Vaters. Er konnte sich nicht erinnern, wer.
    »Also,
hier bin ich. Was gibt's?« Strike hörte sich sogar für seine eigenen Ohren
sauer an, wie ein Mann unter Zeitdruck.
    »Kommt
schon noch, kommt schon noch«, sagte Rodney, und seine Stimme wechselte wieder
in diesen hellen Singsang. »Ihr müsst euch alle mal entspannen, müsst lernen,
euch zu entspannen.«
    Strike
rollte mit den Augen. Nichts machte ihn nervöser, als sich zu entspannen.
    »Yo,
Rodney, weißt du was?«, sagte eines der Kids, das einen fadenscheinigen
Trainingsanzug trug. »Jason ist der Böseste, weil, Jason ist schon tot, also
kannst du ihn nicht töten.«
    »Freddy is
auch tot!«, brüllte ein anderes Kind. »Freddy is auch tot!«
    »Vergiss
es, Jason macht Freddy alle, Mann, er macht ihn einfach alle.«
    Rodney
richtete sich auf, zischte, bog seinen Rücken durch und drückte seinen Bauch
nach vorn. »Okay, ich sag euch, wer der Böseste ist. Der Böseste bin ich, weil
ich echt bin, also warum geht ihr nicht zum Transporter raus und holt den Rest
Limo, bevor ich euch ein paar auf den Hintern knalle.« Während er zusah, wie
sich drei der Kids zur Tür hinaustrollten, schnallte Rodney den Gewichthebergürtel
ab und ließ ihn zwischen Wand und Kühlschrank fallen.
    Strike
musterte ihn, das schweißfleckige, grelle T-Shirt, die dunkelblauen
Polyester-Trainingshosen mit den weißen Seitenstreifen, das auffällige goldene
Kettchen mit Initialen an einem Handgelenk, die sechs Gummibänder am anderen,
und er dachte: Verdammt, wo geht das ganze Geld hin?
    Rodney sah
stirnrunzelnd zu seinem Sohn im Kinderwagen, schnalzte vor Abscheu mit der
Zunge, nahm ihm den Rest des Schokoriegels weg und ging zu den Regalen hinter
der Theke.
    »Warum
hast du ihm diesen Mist gegeben?«, brüllte Rodney seine Tochter an, während er
eine Schachtel gezuckerter Cornflakes aufriss und dem Baby auf den Schoß fallen
ließ. »Wo ist denn seine Mutter?« Strike konnte sehen, dass Rodney nicht
wirklich an einer Antwort interessiert war. Rodney hielt sich für den einzigen
vernünftigen Erwachsenen auf der Welt, eine Vorstellung, die er pflegte wie
seine Diplome.
    Die
fünfzig Cent vom Yoo-Hoo lagen immer noch auf dem Glastresen. Rodney fegte sie
sich abwesend in seine Tasche und nickte zu Strike hinüber. »Auf geht's.«
    Er machte
zwei Schritte in Richtung Tür, drehte sich fingerschnippend um und

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