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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Aufgabe …«
    »Wer denn? Meinte Michelle, dass Sie leere Gläser einsammeln sollten?«
    »Nein«, sagte sie leiser.
    Das Schweigen war bedrückend, ihr war unendlich übel.
    »Haben sich gestern Abend noch andere gestritten?«
    Anne Snapphane schluckte schwer. Sie rang nach Luft.
    »Kann schon sein«, flüsterte sie.
    »Wer denn?«
    »Fragen Sie die anderen. Ich weiß es nicht. Ich habe nicht zugehört.«
    »Aber es wurde hier gestern gestritten? Es ging hoch her?«
    »Fragen Sie nach, dann werden Sie schon sehen«, sagte Anne. »Oben im Stall.«
    »Waren Sie da?«
    »Nicht lange.«
    »Aber Sie waren eine von denen, die sie gefunden haben, oder?« Er verlangte keine Antwort.
    »Wer außer Ihnen ist noch in den Bus gegangen?«
    Sie schloss einen Moment die Augen.
    »Sebastian«, sagte sie und merkte, dass ihr die Stimme nicht richtig gehorchte.
    »Sebastian Follin, der Agent von Michelle Carlsson?«
    Anne nickte, dann erinnerte sie sich.
    »Ja«, sagte sie. »Oder besser gesagt ihr Manager. Sebastian Follin ist Michelles Manager.«
    Sie hielt verwirrt inne.
    »Wie sagt man denn? War er das, oder ist er …«
    »Sonst noch jemand?«
    »Karin. Karin Bellhorn, die Produzentin. Sie war auch dabei.«
    »Sonst noch wer?«
    »Mariana und Bambi. Die zwei mochten sich wirklich nicht.«
    »Warum waren Sie denn die ganze Nacht lang auf?«
    Plötzlich lachte sie.
    »Es war eben noch was zu trinken da.«
    »Wer sind Mariana und Bambi?«
    »Mariana von Berlitz ist die Redakteurin vom ›Sommerschloss‹. Sie arbeitet in derselben Firma wie ich.
    Bambi Rosenberg ist eine Schauspielerin. Sie spielt in diversen Soaps und war in der vorletzten Sendung zu Gast.
    Michelle und sie sind Freundinnen.«
    »Okay«, sagte der Polizist. »Der Manager, die Produzentin, die Redakteurin, die Freundin und Sie. Waren das alle?«
    Sie dachte einen Augenblick nach.
    »Und Gunnar natürlich«, sagte sie, »denn er hatte ja den Schlüssel. Antonsson heißt er. Er arbeitet im Ü-Wagen, Sie hätten ihn sehen sollen.«
    Das Kichern blubberte hoch, über ihre Lippen und ihr Gehirn, rann wie grünes Gift aus ihrem Mund.
    »Er regte sich mehr über die Unordnung auf als …«
    Sie machte eine Bewegung mit der Hand, verstummte.
    »Was meinen Sie?«
    »Es war für Gunnar schwerer, damit fertig zu werden, dass Michelle seine Geräte eingesaut hatte, als dass sie tot war.«
    »Eingesaut?«
    Das Bild blitzte auf, durch Betrunkenheit und Schock gefiltert, der schmale Körper in seiner grotesken Stellung, riesige Augen, die nie mehr sehen würden.
    »Kann nicht mehr«, sagte Anne Snapphane und fiel in Ohnmacht.
    Der Kai vor dem Grand Hotel war schwarz von Leuten. Die Schiffe, die in die Schären hinausfahren würden, schaukelten wie Wale hinter dem Regenvorhang auf und ab, und Wind und Wasser rissen an den Birkenreisern, die zum Mittsommerfest Bug und Heck schmückten.
    Das kann doch einfach nicht wahr sein, dachte Thomas.
    Wir werden nie einen Platz bekommen.
    »Gällnö? Ganz hinten. Schönes Mittsommerfest!«
    Er bemühte sich, sein Gegenüber anzulächeln, packte den Griff des Kinderwagens fester, durchpflügte eine tiefe Pfütze und rammte den Wagen dann einer jungen Frau in die Waden.
    »Normalerweise sagt man Entschuldigung«, zischte sie.
    Thomas sah weg, der Plastikhenkel der Windelpackung scheuerte an seinem Handgelenk, und das Gestell des Rucksacks schlug ihm bei jedem Schritt an die Hüfte.
    »Ich will ein Eis«, sagte Kalle und zeigte auf die Bude hinter dem Kai.
    »Auf dem Schiff kriegst du ein Eis«, sagte Thomas. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Eine Windbö klatschte ihm von der Seite ins Gesicht, und Ellen quengelte im Wagen. Er sah mit zusammengekniffenen Augen an den Anlegestellen entlang, und sein Mut sank.
    Da hinten lag die
Norrskär
und rollte in den Wellen. Das alte Dampfschiff sah neben den kraftvollen Schären-Monstern wie eine gebeugte alte Dame aus. Bei dem Wetter und mit diesem Schiff würden sie bis zur Insel seiner Eltern mehr als drei Stunden brauchen.
    Er kam als einer der Letzten noch mit an Bord, stapelte Kinderwagen, Tüten, Taschen und Rucksack unter der Brücke vor der Tür im Bug auf.
    »Jetzt machen wir eine Kaffeepause«, sagte er und merkte selbst, wie dämlich er klang.
    Bereits kurz nach dem Ablegen schaukelte es tüchtig, und Kalle war bald seekrank. Er kotzte in der Cafeteria über den Tisch und ließ sein Eis in die Soße fallen.
    »Mein Eis«, heulte das Kind und versuchte, den glitschigen Stiel zu erwischen,

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