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Printenprinz

Printenprinz

Titel: Printenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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zusammengesunken. »Ich habe Schmitz angerufen, nachdem ich von Ihrem Besuch erfahren habe.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Nichts.«
    So, wie er es sagte, glaubte ihm Böhnke aufs Wort. »Es hat Schmitz also gereicht, dass Sie ihm die Information gaben?«
    Die Frage war tendenziös, wie Böhnke sich eingestand. Sie unterstellte, dass Schmitz Mandelhartz beauftragt hatte, ihn zu informieren.
    »Ich habe ihn angerufen, weil ich nicht wusste, was ich machen sollte, wenn Sie bei der Sitzung auftauchen würden.«
    »Hatten Sie etwa Angst vor mir?«
    »Ich habe damals befürchtet, dass Sie von der Unterschlagung wissen und auf der Sitzung davon anfangen würden.«
    »Es war also Ihre Entscheidung, Schmitz anzurufen, und nicht seine Anweisung, ihn über mich zu informieren?«
    So sei es gewesen, behauptete Mandelhartz.
    »Kann nicht sein. Schmitz muss etwas gesagt haben. Etwa ›Mach dir keine Sorgen‹ oder so. Also, was hat er gesagt?«
    Nach einem heftigen Schlucken antwortete der Steuerberater: »Er hat tatsächlich gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen.«
    »Und das hat Sie beruhigt?«
    »Nein. Aber was sollte ich machen?«
    »Und als Sie von dem Unfall von mir erfuhren, da haben Sie sich nichts gedacht?«
    Er habe nichts damit zu tun, beteuerte Mandelhartz heftig.
    »Sie nicht, aber Schmitz vielleicht. Und Sie haben Schmitz auf meine Spur gebracht«, sagte Böhnke streng, wissend, dass er nicht sachlich argumentierte.
    Aber für Mandelhartz reichte es. »Ich kann doch nichts dafür, wenn Schmitz Sie umbringen wollte.«
    Der Kerl war reif für den letzten Schuss, dachte sich Böhnke. »So wie er von Sybar umgebracht hat.«
    Mandelhartz erblasste erneut. »Das kann nicht sein. Schmitz macht Geschäfte, aber keine Verbrechen.«
    Meinte der Kerl es tatsächlich ernst? Waren Betrug und Unterschlagung etwa keine Verbrechen? Aber in gewisser Weise hatte Mandelhartz recht: Schmitz konnte nicht von Sybars Attentäter sein. Er war immer allein gewesen, und er hatte Alibis.
    Und dennoch! Böhnke spürte, dass er auf die Zielgerade eingebogen war.

29.
    Wohin er mit ihm fahren werde, hatte Hamacher nicht verraten, als er Böhnke abholte. »Lassen Sie sich überraschen, Chef«, hatte er bloß gesagt, genau wissend, dass das eine der Bemerkungen war, die Böhnke während seiner Dienstzeit zur Weißglut bringen konnten.
    Er wolle keine Überraschungen, er wolle belastbare Fakten, hatte er geschimpft. Aber Hamacher fühlte sich in einer Position, in der er es sich leisten konnte, diese Bemerkung machen zu können und Böhnke auf die Folter zu spannen, ohne gerüffelt zu werden.
    Er habe Schlemmer gesagt, er würde die Stelle erst antreten, wenn die Sache mit von Sybar geklärt sei, berichtete er ungefragt, während sie in Richtung Düren fuhren. Schlemmer sei damit einverstanden gewesen.
    Unerwartet für seinen Begleiter, bog Hamacher von der Schnellstraße ab in Richtung Girbelsrath.
    »Wo wollen wir denn hin?«, entfuhr es Böhnke spontan. »Das ist doch, bei aller Unvoreingenommenheit, ein Kaff, in dem ist der Hund erfroren, weil nichts los ist.«
    »Und es ist das Dorf, in dem es eine der legendärsten Frauensitzungen im Dürener Land gibt.«
    Nach kurzer Suche hatte Hamacher das große Festzelt auf dem Schützenplatz gefunden und den Wagen auf dem Parkplatz abgestellt.
    »Sie wollen doch nicht etwa mit mir auf eine Frauensitzung?«, argwöhnte Böhnke. »Ich glaube, wir sind da so überflüssig wie eine Tiefkühltruhe in der Antarktis.«
    »Keine Bange, Chef. Sie werden keiner Frau zu nahe kommen.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Nach dem Plan müsste es gleich so weit sein.«
    »Was ist gleich so weit?«, fragte Böhnke erstaunt.
    Er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum ihn Hamacher ausgerechnet zu einem Parkplatz neben einem Festzelt gebracht hatte, in dem gerade eine Karnevalssitzung für Frauen stattfand. Und das ausgerechnet mitten in der Provinz.
    »Chef, bleiben Sie ganz ruhig und lassen Sie mich machen.«
    Wenige Minuten später stürmten kostümierte Frauen zuhauf aus dem Zelt, um davor sofort zur Zigarette zu greifen.
    »Pause«, bemerkte Hamacher trocken. »Jetzt wird der Nikotinspeicher aufgefüllt. Kommen Sie, Chef!«
    Schnell stieg er aus und eilte über die vereiste Asche zum hinteren Ende des Zelts, ohne auf seinen Begleiter zu warten.
    »Was machen wir?«, keuchte Böhnke, der Mühe hatte, auf dem rutschigen Untergrund das Gleichgewicht zu halten.
    »Was sehen Sie, Chef?« Hamacher deutete auf

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