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Prinz-Albrecht-Straße

Prinz-Albrecht-Straße

Titel: Prinz-Albrecht-Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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wird.
    »Was wissen Sie?« fragte Stahmer.
    »Nichts Genaues«, erwiderte der Helfer.
    »Sprengmaterial haben Sie mit?«
    »Ja.«
    Sooft ihnen Menschen entgegenkamen, schwiegen sie.
    »Sie kennen das Hotel?«
    »Ja.«
    »Seien Sie Punkt neunzehn Uhr da. An der Hinterfront. Sie benutzen das Postauto. Fahren aber nicht ganz heran. Ich stehe am Fenster und gebe Ihnen mit der Taschenlampe ein Lichtzeichen. An dem Seil, das ich herablasse, ziehen Sie sich hoch … das muß ganz schnell gehen … klar?«
    »Ja«, entgegnete Georg.
    »Haben Sie eine Waffe bei sich?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sie werden sie nicht benutzen«, versetzte Stahmer drohend.
    Der Komplize nickte verdrossen. Er war groß und breit. Seine Stirn war klein und fliehend. Sein Blick unstet. Wie mag es erst in seinem Kopf aussehen? überlegte der Agent.
    »Um neunzehn Uhr geht unser Mann üblicherweise nach unten … Ich habe einen Nachschlüssel. Wir schleichen uns in sein Zimmer … Sie bringen die Höllenmaschine an … Zündung eine Stunde später … Dann gehen wir so lange in mein Zimmer, bis Formis zurückkommt … Wir werden ihn mit Chloroform betäuben … Das muß ganz schnell und äußerst lautlos gehen … kapiert?«
    »Ja«, antwortete der Mann namens Georg grinsend.
    »Wir fahren sofort los … erst im Wagen wird er gefesselt und geknebelt … Noch eine Frage?«
    »Ja … Ich brauche zwanzig Minuten für meine Bombe … was passiert, wenn der Mann in der Zwischenzeit hochkommt?«
    »Er kommt nicht hoch«, erwiderte Stahmer kalt, »das Mädchen wird auf ihn aufpassen …«
    »Was für ein Mädchen?« entgegnete der Bulle.
    Seine Augen wurden rund und hohl wie Pistolenläufe.
    »Braucht Sie nicht zu kümmern«, antwortete Stahmer knapp. »Sie ist von der Zentrale mitgeschickt.«
    »Mädchen sind ja sonst ganz schön«, maulte der Bursche, »aber bei so was … nee …«
    »Geht Sie nichts an«, versetzte der Agent. »An der nächsten Ecke trennen wir uns langsam … Punkt neunzehn Uhr …«
    Werner Stahmer wirkte fast erleichtert, als er von dem Helfer weglief.
    Viel lieber wäre es ihm, er könnte sich so rasch von seinem Auftrag entfernen …

8
    Achtzehn Uhr siebenundfünfzig. Das Zifferblatt leuchtete fahl. Stahmer starrte auf das linke Handgelenk. Sein Puls pochte schneller als der Sekundenzeiger. Das Herz ging vor. Der Agent wußte, warum. Über ihm saß der Mann, über dem die Falle zuschnappen mußte. Er war noch immer in seinem Zimmer. Jeden Abend war er um diese Zeit schon unten, um zu essen.
    Stahmer fühlte Schmerz an seinen Schläfen. Er hatte das Licht im Zimmer gelöscht. Auf dem Sims lag die Taschenlampe. Das Fenster war angelehnt. Die Schneefläche hinter dem Haus schimmerte bläulich. Die Nacht hatte aufgeklart. Manchmal schleifte der Mond unter treibenden Wolken ein fahles Leichentuch über das Feld.
    Der Agent drehte sich um. »Sie gehen jetzt nach unten«, sagte er zu Ira.
    »Ja«, erwiderte die junge Frau.
    »Also, von einhalb acht bis mindestens fünf vor acht darf er unter keinen Umständen nach oben …«
    »Ja.«
    »Ist ja bald vorbei«, beteuerte Stahmer.
    Als Ira gegangen war, durchdrangen seine Augen wieder die Dunkelheit. Die Straße verlor sich im nächtlichen Schatten des Waldrandes. Der Agent glaubte, die Silhouette eines wartenden Mannes zu erkennen, bis er sich an den hohen Gemarkungsstein erinnerte. Er riß die Augen los, lauschte im Haus. Unten klapperte Geschirr in der Küche. Dann knarrte die Treppe. Er hielt den Atem an. Eine Täuschung, nichts weiter.
    Warum geht Formis nicht nach unten? überlegte Stahmer verbittert.

9
    Achtzehn Uhr neunundfünfzig. Die Phosphorzeiger der Armbanduhr flimmerten. Rudolf Formis schraubte langsam den Füllhalter zu. Sein Blick glitt über die letzten Zeilen des Manuskriptes. Dann rieb sich der Mann mit dem feinen Gesicht die kurzsichtigen Augen. Er warf einen Blick auf die Ecke mit den Aggregaten des Senders. Daneben stand ein Wecker. Neunzehn Uhr vier. Formis schreckte auf. Gerade noch Zeit zu essen.
    Der Stuhl schlürfte über den Holzboden. Der Emigrant drehte an zwei Schaltern. Ein rotes Glühlämpchen leuchtete auf. Die Röhren seines Senders wurden vorgewärmt. Dann rüttelte Formis am Fenstergriff. Wie üblich überprüfte er den Verschluß. Als er die Vorhänge noch dichter zusammenzog, wanderten seine Augen über das Schneefeld hinter dem Haus.
    Wie friedlich, dachte er, als für einen Augenblick die Wolken die mondglänzende

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