Prinz Charming
mehr. Wie gern hätte sie sich in seine Arme geworfen und Freudentränen vergossen, weil er ihre Gefühle erwiderte ... Aber zunächst mußte sie seine Aufmerksamkeit erregen und ihm klarmachen, daß er ihrer
durchaus würdig war - der Mann ihrer Träume.
Sie rief nach ihm und wurde ignoriert. Ein zweites Mal schrie sie seinen Namen, doch er drehte sich nicht um. Seufzend zog sie ihren Colt aus der Schürzentasche, zielte auf ein Kieselsteinchen, etwa zwei Schritte vor Lucas, und feuerte, um es hochzujagen. Da fuhr er sofort herum. »Was
treibst du denn da?«
»Oh ich versuche nur, deine Aufmerksamkeit zu wecken.«
Eigensinnig schüttelte er den Kopf. Solange er seine Emotionen nicht unter Kontrolle hatte, wollte er nicht mit ihr reden Sie hatte schon genug von seiner Schwäche und Verwundbarkeit gesehen. »Steck das Schießeisen ein!« befahl er.
Ich hab’ was Besseres zu tun, als mich über so einen Unsinn zu ärgern Noch heute verschwinde ich aus dieser Stadt!«
Geh doch' Aber ich warne dich. Ich spüre dich auf und hole dich hierher zurück, wo du hingehörst. Lucas, ich liebe dich, und du bist alles, was ich mir jemals gewünscht habe!«
Wortlos wandte er sich wieder ab, und sie schoß ein Stück Rinde aus einem Baumstamm, zwanzig Schritte von ihrem Mann entfernt. Dann schob sie die Waffe in ihre Schürzentasche, lief zu ihm und sank schluchzend an seine Brust.
Von heftigen Gefühlen bewegt, preßte er sie an sich und konnte ihr gar nicht oft genug versichern, wie sehr er sie liebte. Ihr ganzes sonnengebräuntes Gesicht bedeckte er mit Küssen, flüsterte all die Worte, die er so lange verschwiegen hatte. Er wollte sich ihrer würdig erweisen, ihr das Leben bieten, das sie seiner Ansicht nach verdiente, mit ihr in einem prächtigen Haus wohnen, sie in Samt und Seide hüllen und mit Diamanten behängen und ihr tagtäglich seine Liebe erklären.
Das alles erschien ihr rührend und wundervoll und verrückt, aber sie lebte bereits in einem Paradies und würde sich weigern, es jemals zu verlassen.
Die Küsse und Beteuerungen entfachten die Sehnsucht nach intimeren Zärtlichkeiten, und Taylor versuchte, ihren Mann zum Haus zu ziehen. Aber er schüttelte den Kopf und führte sie zu einem abgeschiedenen Plätzchen zwischen den Kiefern. Dort liebten sie sich mit einer heißen Leidenschaft, die sie beide überwältigte.
Genüßlich badeten sie im Bach und wiederholten das Liebesspiel. Und während sie sich dann ankleideten, küßten und streichelten sie einander unentwegt. Inzwischen war es dunkel geworden. Trotzdem wollte Taylor noch nicht nach Hause gehen. »Victoria wird sich Sorgen machen«, meinte sie schuldbewußt. Doch Lucas entgegnete, Hunter wisse, daß sie später heimkommen würden. Zufrieden streckte er sich im weichen Gras aus.
»Wieso weiß er das?«
»Ich hab’s ihm gesagt.«
»Aber du bist doch in aller Eile zum Haus gelaufen.«
»Nur weil du mich bedrängt hast«, erwiderte er grinsend.
Sie ließ sich neben ihm nieder und blickte zu den Sternen auf. »Hier bin ich von Luxus umgeben. Die Sterne sind meine Diamanten, und ich sitze auf einem Teppich aus Smaragden.«
»Also möchtest du wirklich hierbleiben?«
»O ja.«
»Manchmal wird dir das Leben in der Wildnis schwerfallen.«
»Sicher.«
»Und was machst du dann?«
»Ich schreie.«
Lachend zog er sie an sich. »Jedenfalls bist du nicht schwach.«
»Wann hast du das endlich gemerkt?«
»Als du heute den Hasen erschossen hast.«
»Diese Biester fressen mein Gemüse. Und was mir gehört, gebe ich nicht her«, zitierte sie ihn, und er nickte.
»Sehr richtig.«
Sie küßten sich, dann lagen sie eine Zeitlang schweigend nebeneinander, und während Taylor von der Zukunft träumte, dachte Lucas an seine Vergangenheit.
»Früher schlief ich oft unter den Sternen«, erzählte er, »und ich dachte, alle würden mir gehören - nur mir. Sonst besaß ich damals nichts - nicht einmal einen legalen Namen.«
Fast eine Stunde lang berichtete er von seiner Kindheit und Jugend. Sie unterbrach ihn nicht, stellte keine Fragen. Belustigt lächelte sie über die Streiche, die er zusammen mit Hunter verübt hatte. Und sie weinte, während er von den schmerzlichen Erfahrungen seines bisherigen Lebens sprach. Das Verbrechen, das John Caulder an ihm und seinen acht Kameraden begangen hatte, erfüllte sie mit kaltem Grauen.
»Nur ich habe das alles überlebt. Warum, verstand ich nicht. Die anderen wurden von ihren Familien erwartet, aber ich hatte
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