Prinz Rajin - Der Verdammte
Provinzhauptstadt Lisi lag den Karten nach, die sie mitführten, genau auf ihrem Weg. Allerdings war es wohl ratsam, diese große Hafenstadt an der Küste der Mittleren See großzügig zu umfliegen und sich etwas mehr in nordwestlicher Richtung zu halten.
„So schnell verlangst du bereits die Einlösung meines Versprechens?“, wunderte sich Rajin.
„Erzähl mir etwas über dich und den Grund, aus dem du mit deinen Getreuen unterwegs bist“, verlangte Koraxxon. „Das wird mich von dem Gedanken an die unermessliche Tiefe unter uns etwas ablenken.“ Als er nicht sofort Antwort erhielt, fügte er hinzu: „Dass ich auf eurer Seite bin, habe ich sowohl bei den Minotauren als auch in dem Leeren Land bewiesen.“
Rajin überlegte noch immer, doch schließlich nickte er. Warum nicht?, dachte er. Viele von denen, die seine Feinde waren, wussten weitaus mehr über ihn als dieser Dreiarmige, der ihn zweimal gerettet hatte. Obwohl … Liisho würde damit nicht einverstanden sein.
Aber das sollte ihn nicht kümmern. Er traf seine eigenen Entscheidungen und tat das, was er selbst als das Richtige erkannte. Und Koraxxon zu vertrauen war richtig, daran hatte er seltsamerweise in diesem Moment nicht den Hauch eines Zweifels.
Also begann er zu erzählen …
Am Nachmittag hatten sie die Wälder Lisistans hinter sich gelassen und erreichten das Hügelland, das sich bis zur Küste der Mittleren See erstreckte. Im Südwesten schloss sich eine Ebene an, die bis zum Feuerheimer Grenzfluss reichte und wie geschaffen war für die Rennvogel-Kampfwagen, die den Hauptteil der Heeresmacht des Feuerfürsten von Pendabar ausmachten.
„Seht nur!“, rief Ganjon gleichermaßen ergriffen wie besorgt, als er eine riesige Schar dieser Wagen erblickte. Es handelte sich dabei um die schnelle Vorhut des Feuerheimer Heeres.
Die zweibeinigen, flügellosen Rennvögel hatten mehr Ausdauer als jedes andere Reit-oder Zugtier. Und im Verhältnis zu Drachen waren sie äußerst genügsam, ernährten sich von Gras oder am Boden lebenden Kleintieren. Jeder der schnellen Wagen, die sie zogen, war mit zwei Kriegern besetzt. Einer hielt die Zügel des Rennvogels, den zu lenken eine ganz eigene Kunst war, der andere bediente eine schwenkbare Muskete, die auf einem Metallständer befestigt war. Auch bei voller Fahrt konnte man diese Feuerwaffen abschießen, aber am wirkungsvollsten waren sie, wenn sich die Schützen in Formation aufstellten und ganze Salven abgefeuert wurden. Die Wirkung war verheerend, und sie konnten selbst Drachen und Luftschiffen gefährlich werden, wenn ihre Schussweite war ziemlich groß.
„Ich habe nicht gewusst, dass die Feuerheimer schon so weit sind“, gestand Koraxxon; Andong hatte ihm widerwillig sein Fernrohr gereicht, sodass auch der Dreiarmige einen genaueren Blick auf die Truppen des Feuerfürsten werfen konnte.
„Der Großteil der Luftflotte wird wohl zur Abwehr der Drachenarmada gebraucht“, vermutete Rajin. „Da hat das Heer des Feuerfürsten freie Hand.“
„Dann ist dieser Teil Tajimas schon so gut wie verloren“, sagte Koraxxon, und Rajin glaubte, eine gewisse Niedergeschlagenheit im Tonfall des Dreiarmigen zu vernehmen.
„Fast könnte man meinen, du bereust es, das priesterkönigliche Heer verlassen zu haben“, gab der Prinz zurück.
Doch Koraxxon schüttelte den Kopf. „Nein, ganz und gar nicht. Und im Übrigen habe ich sowohl in Feuerheim als auch in Tajima lange gelebt, und so hätte ich Schwierigkeiten, mich für eine Seite zu entscheiden, würde man mich vor die Wahl stellen.“
„Das höre sich einer an!“, spottete Andong. „Ein Dreiarmiger, der sich nicht sicher wäre, welches Reich er verteidigen würde! Das muss man wirklich mit eigenen Ohren gehört haben!“
„Spotte du nur!“, entgegnete Koraxxon, und als er Andongs irritierten Gesichtsausdruck sah, nickte er und sagte: „Ja, ich weiß, was Spott ist, und kann ihn sogar erwidern, wenn mir danach ist. Aber im Moment ist dies ganz und gar nicht der Fall, denn meine Gedanken sind bei Ka-Terebes' Stamm. Die Armee des Feuerfürsten wird die Wälder sehr bald erreichen!“
„Aber dort werden sie nicht weit kommen“, glaubte Ganjon. „Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Wagen einfach so durch das Unterholz zu rollen vermögen.“
„Was ich nur bestätigen kann“, mischte sich Kanrhee, der Rennvogelreiter, ein. „Mit einem Rennvogel durch einen Wald zu reiten kann eine wahre Qual sein.“
„Ja, wenn man
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