Prinzessin Emmy und ihre Pferde - Endlich Prinzessin! (German Edition)
und ihrer fleckigen, durchnässten Reithose nicht gerade wie eine Prinzessin aus.
Moritz konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er hatte gerade etwas ganz Ähnliches zu hören bekommen. Er war vom Fußballspielen gekommen und hatte noch sein T-Shirt, die Trainingshose und Turnschuhe an. Nur David hatte sich mit einem weißen Hemd, einer guten Hose und schwarzen Halbschuhen schick gemacht.
„Unpünktlichkeit und ein liederliches Äußeres lassen auf mangelndes Zeit-und Taktgefühl schließen“, setzte Frau Zwickelmeier noch eins obendrauf. „Und beides ist für das Tanzen unerlässlich!“
Das fängt ja gut an, dachte Emmy.
Aber vielleicht traf auf Frau Zwickelmeier ja zu, was Emmys Papa manchmal über biestige Leute sagte: „Harte Schale, weicher Kern“?
Doch wenn es bei Frau Zwickelmeier einen weichen Kern gab, dann hatte sie ihn irgendwo ganz tief drinnen versteckt. Nachdem sie mit ihrer Strafpredigt über Emmys Verspätung fertig war, bemängelte sie den Boden des Thronsaals. Marmor war einfach nicht das Richtige fürs Tanzen. Parkett musste es sein!
„Nur auf Parkett kann der Tänzer mit der nötigen Leichtigkeit dahinschweben!“, belehrte sie ihre Schüler.
Gerade als Emmy sich fragte, wann Frau Zwickelmeier eigentlich mit dem Tanzunterricht anfangen wollte, klappte die strenge Dame einen großen schwarzen Kasten auf. Emmy konnte kaum glauben, was dort zum Vorschein kam: Es war ein Plattenspieler. Ein ziemlich altmodisches Ding. Bestimmt aus der Steinzeit, dachte Emmy. Von CDs oder MP3 hatte Gertrude Zwickelmeier sicher noch nie etwas gehört.
„Tanzhaltung einnehmen!“, kommandierte Frau Zwickelmeier.
„Tanzhaltung?“, fragte Emmy.
Sie hatte keine Ahnung, was das sein sollte, aber Moritz zog sie bereits in die richtige Position.
„Bauch rein – Brust raus!“, mahnte die Tanzlehrerin. „Kopf stolz erhoben!“
„Das ist echt unbequem“, rutschte es Emmy heraus, die sich fühlte, als hätte sie einen Stock verschluckt.
„Niemand hat behauptet, dass Tanzen bequem ist!“, erwiderte Frau Zwickelmeier ungerührt. Mit einem Ruck hob sie den Arm des Plattenspielers an und setzte die Nadel auf die Schallplatte. Es knackte und knisterte. Dann quäkte eine Walzermelodie aus dem Lautsprecher, und die Tanzlehrerin begann mit ihren Anweisungen: „Zurück, seit, schließen … Vor, seit, schließen …“
„Was soll ich schließen?“, wunderte sich Emmy, bis sie begriff, dass Frau Zwickelmeier von den Tanzschritten sprach.
Sie hoffte, dass Moritz sie in die richtige Richtung schieben würde. Doch sein Tanzunterricht war mittlerweile drei Jahre her, und er wusste auch nicht so richtig, wo es langging. Eine Weile traten sie sich gegenseitig auf die Füße, schubsten und drängelten sich mal hierhin und mal dorthin und prallten schmerzhaft mit den Knien gegeneinander.
Frau Zwickelmeier war entsetzt. „Wir sind hier nicht auf dem Bolzplatz, Moritz!“, schimpfte sie. „Seit deinen Tanzstunden hast du arg nachgelassen!“
„Warum tanzt Emmy dann nicht mit David?“, schlug Moritz vor. „Der ist doch so musikalisch!“
„So? Ist er das?“, fragte Frau Zwickelmeier und besah sich David von oben bis unten. „Zumindest ist er der Einzige in passender Tanzkleidung.“
David war völlig überrumpelt. „Nein, also …“, stammelte er. „Das geht nicht. Ich kann nicht auf den Ball, weil …“
Doch Frau Zwickelmeier duldete keine Widerrede. David musste mit Moritz tauschen, und die Tanzlehrerin setzte die Nadel wieder auf die Schallplatte.
„Erst den linken Fuß zurück“, flüsterte David Emmy zu. Er zählte: „Eins, zwei, drei! Eins, zwei, drei!“, und es ging los.
Zum ersten Mal huschte so etwas wie ein Lächeln über Frau Zwickelmeiers Gesicht. Zumindest hingen ihre Mundwinkel nicht mehr ganz so tief herab.
„Nicht übel“, kommentierte sie.
„Dann ist ja alles klar! Ich geh wieder Fußballspielen!“, rief Moritz. Und ehe Frau Zwickelmeier etwas erwidern konnte, war er mit einem breiten Grinsen aus dem Thronsaal geflitzt.
Mit David als Tanzpartner fühlte Emmy sich schon wohler. Sie wusste immer noch nicht so richtig, wie das mit den Schritten funktionierte, woher auch? Gertrude Zwickelmeier hatte es ja gar nicht erklärt. Aber David raunte ihr immer wieder die Schrittfolge zu. Und er lobte sie.
„Das machst du wirklich gut!“, flüsterte er.
Und noch jemand anderes versuchte, Emmy aufzubauen. „Super, Emmy! Toll!“, riefen fünf vertraute Stimmen durch das
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