Prinzessin Emmy und ihre Pferde - Endlich Prinzessin! (German Edition)
offene Fenster herein. Es waren Cäsar, Otto, Rose, Sunny und Xaver, die neugierig vom Stall herübergekommen waren.
Leider war Gertrude Zwickelmeier von den Zuschauern wenig begeistert. Was die Pferde da riefen, konnte sie ja nicht verstehen. Für sie waren die aufmunternden Rufe nur ein lautstarkes, wildes Gewieher.
„Ich dulde keine Tiere in meiner Tanzstunde!“, empörte sie sich und verscheuchte Emmys Lieblinge mit einem „Fort mit euch! Husch, husch!“
Nachdem sie das Fenster geschlossen hatte, wandte sie sich wieder Emmy zu und hatte gleich etwas zu bemängeln: „Haltung, mein Kind! Nicht auf die Füße sehen!“
Und woher soll ich dann wissen, wo ich hintrete?, fragte sich Emmy.
Sie versuchte, ihren Kopf oben zu halten, und verlor prompt die Orientierung. Hilflos trippelte sie mit ihren Füßen mal nach links und mal nach rechts. Auf einmal hörte sie etwas, was sie erst für ein Knacken des Plattenspielers hielt. Ein Sprung in der Platte oder so. Doch dann bemerkte sie, dass das Knacken von Frau Zwickelmeier kam. Sie sah, dass ihre Tanzlehrerin den Kopf schüttelte und dabei missbilligend mit der Zunge schnalzte. „Tz, tz, tz …“, machte sie. Und noch einmal: „Tz, tz, tz …“
Emmys Füße fühlten sich ganz schwer an. Wie zwei Betonklötze. Und mit diesen Klötzen geriet sie plötzlich zwischen Davids Beine. Der Junge stolperte. Emmy stolperte mit. Und beide prallten so heftig gegen Frau Zwickelmeier, dass der Lehrerin die Brille auf der Nase verrutschte.
„’tschuldigung“, murmelte Emmy.
„Mein Kind“, erwiderte die Tanzlehrerin trocken, „das mit dem Tanzen und dir wird ein langer, steiniger Weg.“
„Dann sollten Sie mir das endlich besser erklären!“, patzte Emmy.
Ganz kurz blitzte es zornig in Frau Zwickelmeiers Augen auf. Dann sagte sie kühl: „Solche Frechheiten muss ich mir nicht bieten lassen. Die Tanzstunde ist für heute beendet!“
Die Tradition im Hause Kandis
E mmy fand eigentlich nicht, dass sie frech gewesen war. Trotzdem erzählte sie beim Abendessen lieber nicht in allen Einzelheiten von der Tanzstunde.
Karla von Kandis entging nicht, wie niedergeschlagen Emmy war. Außerdem hatte sie mitbekommen, dass Frau Zwickelmeier lange vor der verabredeten Zeit in ihrem Auto vom Hof gefahren war. Sie konnte sich noch gut an ihre eigenen Tanzstunden erinnern. Streng und stur war Frau Zwickelmeier gewesen. Von niemandem hatte sie sich hineinreden lassen – nicht einmal von der Königin höchstpersönlich. Sie konnte sich das auch erlauben, war sie doch die beste Tanzlehrerin im ganzen Königreich. Und die einzige.
„Nur Mut“, tröstete sie ihr Töchterchen. „Da mussten wir alle durch. Frau Zwickelmeier unterrichtet eben noch nach der alten Schule.“
„Alt“ fand Emmy ziemlich untertrieben. Uralt traf es besser. Steinalt. Wie alt war Frau Zwickelmeier eigentlich? Hundert? Zweihundert?
„Und diese alte Schule gehört zur Tradition in diesem Hause, Emmchen!“, mahnte Karl von Kandis.
„Eine alte Schule, durch die du nie gegangen bist“, nahm Emmys Mutter ihm den Wind aus den Segeln.
Karl von Kandis war ein einfacher Mann aus dem Volk gewesen, bis er in die königliche Familie eingeheiratet hatte. Somit hatte er nie bei Gertrude Zwickelmeier Tanzunterricht genommen.
„Lass dich nicht unterkriegen“, flüsterte Moritz seiner Schwester zu. „Bei mir war die erste Stunde auch der Horror, aber dann ging’s irgendwann.“
Irgendwann, dachte Emmy. Das klang nicht besonders ermutigend. Und auch ihre Mutter hatte Emmy nicht wirklich trösten können.
Deshalb ging Emmy später am Abend, als sich alle eine gute Nacht gewünscht hatten, noch einmal zum Stall hinüber. Von ihren 26 Pferden wurde sie mit großem Hallo empfangen. Doch die fröhlichen Rufe verstummten, als die Pferde Emmys Gesicht sahen.
„Sag mal, Emmy, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, rief Donny. „Ich dachte, Tanzen ist ein Riesenspaß!“
„Nicht, wenn es nach Frau Zwickelmeier geht“, seufzte Emmy.
Für Cäsar, Otto, Rose, Sunny und Xaver war das keine große Überraschung. Ihre viereinhalb Lieblinge hatten die strenge Dame ja selbst erlebt.
„Ich dulde keine Tiere in meinem Unterricht!“, äffte Cäsar sie nach.
„Ich frage mich, wann die das letzte Mal gelacht hat“, bemerkte Sunny. Um Menschen, die nicht lachten, machte sie am liebsten einen großen Bogen.
Emmy berichtete nun in allen Einzelheiten, was in der Tanzstunde passiert war. Kara und
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