Prinzessin in Pink
fast einen Lungenflügel aus dem Leib gehustet hätte.
Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück - immer noch total sprachlos. Von selbst wäre ich nie auf die Idee gekommen, aber Grandmères Plan war perfekt. Nichts würde Michael glücklicher machen, als ein bezahlter Auftritt für Skinner Box. Und für mich wäre es die Chance, doch noch zum Abschlussball zu kommen... und zwar nicht nur mit dem Mann meiner Träume, sondern sogar mit einem von der Band . Gibt es etwas Cooleres, als mit einem Mitglied der Band, die auf dem Abschlussball spielt, auf den Abschlussball zu gehen?
Wohl kaum.
»Grandmère!« Ich war begeistert. »Du bist ein Genie!«
Grandmère schlürfte den Rest des Eises aus ihrem Glas. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst.«
Aber ich wusste, dass Grandmère zum ersten Mal in ihrem Leben nur bescheiden war.
Dann fiel mir ein, dass ich ja eigentlich wegen Jangbu auf sie sauer war.
»Du, Grandmère, sei mal einen Moment lang ernst. Die Sache mit den Tellerwäschern … der Streik. Also, da musst du was tun. Du weißt ja, dass alles deine Schuld ist.«
Grandmère beäugte mich durch die grauen Rauchschwaden, die der Zigarette entströmten, die sie sich soeben angesteckt hatte.
»Na, du bist mir ja ein undankbares petit monstre «, schimpfte sie. »Ich löse all deine Probleme und das ist der Dank?«
»Ich meine es ernst, Grandmère«, beschwor ich sie. »Du musst im ›Les Hautes Manger‹ anrufen und denen von Rommel erzählen. Sag ihnen, dass du schuld daran warst, dass Jangbu gestolpert ist und dass sie ihn wieder einstellen müssen. Alles andere wäre echt gemein. Der Arme hat seinen Job verloren!«
Grandmère winkte ab. »Er findet schon einen anderen.«
»Nicht ohne Arbeitszeugnis«, wandte ich ein.
»Dann kann er ja in sein Heimatland zurückkehren«, fand Grandmère. »Seine Eltern vermissen ihn sicher schon.«
»Grandmère, er kommt aus Nepal, einem Land, das seit Jahrzehnten unter seinem aggressiven Nachbarn China leidet. Er kann nicht zurück. Dort gibt es gar keine Jobs. Er würde verhungern.«
»Diese Unterhaltung fängt an, mich zu langweilen«, sagte Grandmère verächtlich. »Nenne mir lieber mal die zehngängige Speisefolge einer traditionellen genovesischen Fürstenhochzeit.«
»Grandmère!«
»Ich warte.«
Mir blieb nichts anderes übrig, als die zehn Speisen runterzurattern, die traditionellerweise auf genovesischen Fürstenhochzeiten
gereicht werden: Oliven, Antipasti, Pasta, Fisch, Fleisch, Salat, Brot, Käse, Früchte, Dessert. (Notiz am Rande: Michael und ich dürfen auf keinen Fall in Genovia heiraten, es sei denn, die Palastküche erklärt sich bereit, ein rein vegetarisches Menü zuzubereiten.)
Ich verstehe nicht, wie jemand so durch und durch Böses wie Grandmère eine so geniale Idee haben kann, wie die, dass Michaels Band auf dem Abschlussball auftreten könnte.
Aber wahrscheinlich hatte selbst Darth Vader seine gütigen Momente. Mir fällt auf Anhieb zwar keiner ein, aber ich bin mir sicher, es gab sie.
Montag, 5. Mai, 21 Uhr, zu Hause
Ganz schlechte Neuigkeiten:
Ich hab den ganzen Abend meine gesammelten Ausgaben vom Atom durchgeblättert, um herauszufinden, wer dem Orga-Komitee vorsitzt, und ihm oder ihr zu mailen, ob man nicht eventuell Skinner Box für den Ball engagieren könnte, obwohl ich natürlich wüsste, dass bereits ein DJ gebucht sei, aber Live-musik sei ja immer eine gute Alternative, bla, bla, bla... so in dem Stil. Man kann sich mein Erstaunen und meine Enttäuschung vorstellen, als ich endlich auf den gesuchten Artikel stieß und die grausame Antwort schwarz auf weiß vor mir lag:
Lana Weinberger.
LANA WEINBERGER ist die Vorsitzende des Abschlussball-Orga-Komitees.
So, das war’s dann. Ich kann einpacken. Jetzt ist der Abschlussball für mich endgültig erledigt. Lana würde eher freiwillig ihre Diät aufgeben, als die Band meines Freundes für den Ball zu buchen. Lana hasst mich aus tiefster Seele, und zwar schon seit jeher.
Und ich würde lügen, wenn ich behauptete, das würde nicht auf Gegenseitigkeit beruhen.
Was soll ich JETZT MACHEN????? Es kann nicht sein, dass ich nicht auf den Abschlussball gehe. Es kann einfach nicht sein!!!!!!!!!
Aber es ist nicht so, als hätte ich die größten Probleme dieser Welt. Weiß Gott, es gibt genug Leute, die schlechter dran sind
als ich. Zum Beispiel Boris. Ich hab gerade diese Mail von ihm bekommen:
JoshBell2: Mia, ich wollte mich bei dir für das bedanken, was
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