Prinzessin in Pink

sonderlich. Könntest du mich gnädigerweise mit der Prinzessinnennummer verschonen, ja? Es tut mir ja Leid, wenn du etwas gegen Jangbu hast oder gegen meine Bemühungen, ihm und seinesgleichen zu helfen. Aber das heißt nicht, dass ich mich durch die pubertären Dramen eines verblendeten Narzissten wie die meines Exfreundes Boris erpressen lassen muss. Ich hab ihm nicht vorgeschlagen, sich den Globus auf den Kopf fallen zu lassen. Das war ganz allein seine Entscheidung. Eigentlich hätte ich dir als begeisterter Konsumentin von TV-Dramen
für Hausfrauen zugetraut, Boris’ manipulatives Verhalten sofort als klassische Stalker-Tour zu durchschauen.
    Aber vielleicht würdest du das eher erkennen, wenn du weniger fernsehen und dafür etwas mehr leben würdest. Dann könntest du vielleicht auch etwas Anspruchsvolleres für unsere Schülerzeitung schreiben als die Cafeteria-Speisepläne.
     
    Daran, dass sie so fies über Boris herzog, erkannte ich, dass sie ihm gegenüber Schuldgefühle hat, darauf musste ich also nicht weiter eingehen. Aber dass sie meine journalistische Arbeit schlechtmachte, konnte ich nicht unerwidert lassen. Ich schoss sofort zurück:
     
    FtLouie: Okay, vielleicht schaue ich viel Fernsehen, aber wenigstens gehe ich nicht mit dem Auge an einer Kameralinse klebend durchs Leben wie du. Und außerdem schaue ich mir Filme lieber an, statt selbst filmreife Dramen zu provozieren. Übrigens hat Leslie Cho mich gestern gebeten, eine knallhart recherchierte Story für die Schülerzeitung zu schreiben.
     
    Ihre Antwort:
     
    WomynRule: Prima, und das hast du *MIR* zu verdanken. Du bist echt so schwach. Leg dich doch ins Bett und flenn noch ein bisschen, weil du die Sommerferien in einem Schloss in Genovia verbringen musst (buäh-buäh) und mein Bruder nicht mit dir zum Abschlussball will, und überlass es Menschen wie mir, die intellektuell besser dafür geeignet sind, die wahren Probleme zu lösen.
     
    Okay, das war der letzte Tropfen. Das Fass ist übergelaufen. Lilly Moscovitz ist die längste Zeit meine beste Freundin gewesen. So kann sie nicht mit mir umspringen. Soll ich ihr gleich schriftlich mitteilen, dass ich ihr die Freundschaft kündige?
    Lieber nicht. Das wäre wahrscheinlich zu kindisch und zu
UNINTELLEKTUELL. Vielleicht frag ich Tina, ob sie meine neue beste Freundin sein will.
    Aber nein, das wäre auch zu kindisch. Wir sind nicht mehr in der dritten Klasse. Wir sind jetzt praktisch erwachsene Frauen, wie Mom gesagt hat. Frauen reden nicht öffentlich darüber, wer ihre beste Freundin ist und wer nicht... sie … na ja, sie wissen so was einfach. Ohne es laut zu sagen. Ich weiß zwar nicht woher, aber es ist so. Vielleicht hat es was mit den Östrogenen zu tun.
    O Gott, ich hab solche Kopfschmerzen.

Montag, 5. Mai, 23 Uhr
    Mir sind eben fast die Tränen gekommen, als ich vor dem Ins-Bett-Gehen meine Mailbox ein letztes Mal checkte. Und zwar, weil ich folgende Mail darin fand:
     
    LinuxRulz: Mia, bist du ganz sicher nicht wegen irgendwas sauer auf mich? Du hast heute nämlich kaum drei Wörter mit mir geredet. Nur während der Boris-Geschichte. Hab ich irgendwas falsch gemacht?
     
    Dann eine Sekunde später diese:
     
    LinuxRulz: Vergiss die Mail von eben. Das war bescheuert. Ich weiß, dass du es mir gesagt hättest, wenn du wegen irgendwas sauer wärst. Weil du so bist. Genau das ist ja einer der Gründe, weshalb das mit uns so gut läuft. Weil wir uns alles sagen können.
     
    Dann:
     
    LinuxRulz: Es hat aber nichts mit der Sache auf deiner Party zu tun, oder? Weil ich Jangbu nicht verprügeln wollte, als er mit Lilly geknutscht hat? Es bringt nämlich nichts, sich in das Liebesleben meiner Schwester einzumischen, wie du vielleicht selbst schon bemerkt hast.
     
    Dann:

    LinuxRulz: Na, es wird sich schon klären. Gute Nacht, jedenfalls. Und ich liebe dich.
     
    O Michael! Mein süßer Beschützer!
    WIESO GEHST DU NICHT MIT MIR AUF DEN ABSCHLUSSBALL????????????????

Dienstag, 6. Mai, 3 Uhr morgens
    Was für eine Frechheit. Echt. Die hat vielleicht Nerven. Ich hab durchs Fernsehen nämlich SEHR VIEL gelernt, das mir beim Schreiben zugute kommt. Zum Beispiel:
    Wertvolle Tipps, die ich - Mia Thermopolis - aus Filmen übers Schreiben gelernt habe
    »Zwei Asse im Schnee« : T.J. Burke zieht als Skilehrer in die Berge nach Aspen, aber in Wirklichkeit will er Schriftsteller werden. Als er seine anrührende Erinnerung an seinen tödlich verunglückten Freund Dex beendet hat, steckt er das