Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
in den Sachen wühle, die schon im Lastwagen sind?“
„Sehen Sie nur zu, dass Sie die Packer nicht behindern, sodass mir hinterher nicht auch noch Mehrkosten entstehen!“
„Ich werde mir Mühe geben.“
„Gut.“
Berringer sah sich eingehend in der Wohnung um. Sie war schon ziemlich kahl und leer geräumt. Die Tapete löste sich an mehreren Stellen von der Wand. Ein paar Säcke mit Müll standen gegeneinander gelehnt da. Aber ob es sich wirklich um Müll handelte, sollte wohl der Entscheidung des Eigentümers überlassen bleiben, sodass das Zeug erst mal in einen teuer angemieteten Lagerraum wanderte. In einem der Säcke war vorwiegend Papier: Zeitschriften, Heftromane, Pornomagazine und …
Berringer stutzte und langte tiefer in den Plastiksack.
„Ich würd aufpassen, bevor ich ohne Handschuhe da reingreife!“, rief Fernholz und musste sofort wieder keuchen.
Berringer zog einen Prospekt hervor, der für die Düsseldorfer BOOT warb.
„Sieh an“, sagte er. „Haben Sie gewusst, dass Gerndorf ein Segler war?“
„Der?“
Berringer kehrte zu Fernholz zurück und zeigte ihm den Prospekt. „Sehen Sie selbst.“
„Der Kerl hatte nie und nimmer ein Boot. Obwohl … Wenn er die ganze Miete, die er mir schuldet, irgendwo gebunkert hat, könnt er’s sich vielleicht sogar leisten. Wer weiß, vielleicht schippert der Sauhund irgendwo an den Küsten der DomRep oder in der Adria rum, während so einer wie ich nicht weiß, wie er den Schaden hier bezahlen kann. Nee, bei dem würde mich gar nichts mehr wundern.“
„Vielleicht sehe ich ihn ja schon bald“, murmelte Berringer mehr zu sich selbst als an Fernholz gerichtet.
„Was meinen Sie?“
„Nichts.“
„Wenn Sie den Kerl finden …“
„Sage ich Ihnen Bescheid.“
„Sie bekommen zehn Prozent von dem, was ich bei dem Kerl eintreiben kann, wenn Sie ihn auftreiben, Herr Berringer.“
„Nichts dagegen.“
Fernholz wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Freuen Sie sich nicht zu früh. Das wird wahrscheinlich gerade für ein Glas Altbier reichen.“
„Optimist!“
„Nein, gebranntes Kind.“
Berringer sah kurz die Sachen durch, die sich bereits auf der Ladefläche des Lastwagens befanden, entdeckte aber nichts, was ihn irgendwie weiterbringen konnte.
Anschließend klingelte er noch bei der Nachbarin, die Fernholz ihm als Informationsquelle empfohlen hatte. Sie wirkte erst sehr misstrauisch, aber nachdem Berringer den Namen des Vermieters erwähnte, ließ sie ihn ein und führte ihn in ihr ziemlich überladenes Wohnzimmer, dessen Einrichtung von klobigen Polstermöbeln geprägt war.
Krefelder Late Sixties Barock.
Bevor sie Berringer einen Platz anbot, hatte sie bereits zweimal darauf hingewiesen, dass sie bereits siebenundneunzig und eigentlich topfit sei, wenn sie nicht im letzten Jahr gestürzt wäre. „Seitdem benutze ich die Krücke, und das wird und wird einfach nicht mehr so, wie es mal war.“
„Herr Fernholz sagte, Sie wüssten über Ihren Nachbarn Bescheid – Matthias Gerndorf.“
„Ach, den. Haben Sie auch Ärger mit dem? In der letzten Zeit, als er noch hier lebte, da kam der Gerichtsvollzieher zwei Mal am Tag. Der Gerndorf hat einfach drauflos bestellt und dann wohl das Bezahlen vergessen. So was hat es früher nicht gegeben.
Da hat man gespart, bis man genug zusammen hatte, und sich dann erst gekauft, was man haben wollte. Als ich 1947, in der schweren Zeit, einen neuen Wintermantel brauchte, weil der alte vollkommen von Motten zerfressen war, da …“ Berringer hörte nur mit halbem Ohr hin und bereute es schon, sich in einen der gepolsterten Ohrensessel gesetzt zu haben. Nun konnte er sich kaum so einfach wieder verdrücken. Höflich hörte er ihr eine Weile zu, während er zwischendurch verstohlen auf die Uhr sah und ein Gähnen unterdrückte.
Schließlich gelang es ihm, etwas einfließen zu lassen, die sich auf Gerndorf und seine Lebensgefährtin bezog. „Diese Birgit Meyer scheint doch ganz in Ordnung gewesen zu sein.“
„O ja. Die hat sogar den Flur gewischt, wenn dieser Gerndorf dran war. Der Gerndorf selbst hat sich ja nie an die Pläne gehalten.“
„Sie haben wirklich keinen Anhaltspunkt, wo Birgit Meyer geblieben sein könnte?“
„Nein. Nachdem Gerndorf ihr den Koffer raus auf die Straße geworfen hat, hab ich sie nicht mehr gesehen. Das war ein Drama, kann ich Ihnen sagen. Ich hab mich so erschrocken, als das Ding aus dem Fenster flog, dass ich beinahe einen Herzanfall gekriegt hätte. Ich
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